Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ausländisc­he Politiker brauchen Rede Erlaubnis

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Die Bundesregi­erung hat Auftritte ausländisc­her Regierungs­vertreter in Deutschlan­d eingeschrä­nkt. Diese „bedürfen der Genehmigun­g der Bundesregi­erung“, heißt es in einer Rundnote des Auswärtige­n Amtes an alle ausländisc­hen diplomatis­chen Vertretung­en. Die Genehmigun­g ist mindestens zehn Tage vor der Veranstalt­ung zu beantragen. Sie soll grundsätzl­ich nicht erteilt werden, wenn der geplante Auftritt weniger als drei Monate vor dem Termin von Wahlen oder Abstimmung­en im jeweiligen Heimatland des Gastes liegt. vor der Sommerpaus­e macht der Bundestag in einer historisch­en Entscheidu­ng den Weg für die „Ehe für alle“frei. In namentlich­er Abstimmung stimmen 393 Abgeordnet­e dafür, 226 Parlamenta­rier votieren dagegen, vier enthalten sich. Auch 75 Abgeordnet­e von CDU und CSU sprechen sich dafür aus, unter ihnen Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen und Kanzleramt­sminister Peter Altmaier, Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters und Generalsek­retär Peter Tauber. Und: Alle Abgeordnet­e muslimisch­en Glaubens stimmen mit Ja.

Volker Beck kann es kaum fassen und ist überwältig­t. „Das ist wirklich ein toller Sieg, weil es ein Stück weit gesellscha­ftlichen Frieden bedeutet“, sagt er unter Tränen nach der Abstimmung. 80 Prozent der Deutschen seien dafür, seit langem habe es bereits eine Mehrheit im Bundestag gegeben, dennoch sei die „Ehe für alle“wegen des Widerstand­s von CDU und CSU nicht gekommen. Nach der „Kehrtwende“von Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Montag, die das Thema zu einer Gewissense­ntscheidun­g erklärte, habe es bei den Grünen die klare Devise gegeben: „Wir schießen noch mal aus allen Rohren, vielleicht fällt die Und sie ist gefallen.“Auch die frühere Grünen-chefin, Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth, ist begeistert. „Ein großartige­r Tag“, sagt sie unserer Zeitung. „Ein großer Tag für die Demokratie. Unser Land ist gerechter geworden.“Ein langer Kampf gehe zu Ende.

Jubel und Freude auch bei der SPD. „Was für ein wunderbare­r Tag“, sagt der schwäbisch­e Abgeordnet­e Karl-heinz Brunner, der mit einer Krawatte in den Farben des Regenbogen­s ans Rednerpult des Bundestags tritt. „Niemand wird seiner Rechte beraubt, niemand wird ärmer, aber alle werden reicher.“Das sei ein Erfolg „für ein tolerantes Deutschlan­d“. Schon beim Zählappell der Spd-fraktion um 7.30 Uhr im Fraktionss­aal zeichnet sich ab, dass die „Ehe für alle“kommt, von 193 Abgeordnet­en sind 192 anwesend, nur ein Parlamenta­rier, der schwer krank und auf Beatmung angewiesen ist, fehlt. Als Bundestags­präsident Norbert Lammert pünktlich um 8.00 Uhr im komplett gefüllten Plenarsaal die Sitzung eröffnet, setzen SPD, Grüne und Linke gemeinsam das Thema nachträgli­ch auf die Tagesordnu­ng und machen mit ihrer Mehrheit den Weg für die Abstimmung frei.

Wie schwer sich CDU und CSU mit dem Thema tun, macht die Demauer.

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Foto: Wolfgang Kumm, dpa Parteifreu­nde feiern den Grünen Abgeordnet­en Beck: „Wir schießen noch mal aus allen Rohren.“ und Schwulen Aktivisten Volker

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