Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Scheitert die „Ehefüralle“in Karlsruhe?
Kritiker prüfen Verfassungsklage. Juristen sind uneins
Profil Der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der seit 2012 die Glaubenskongrega tion in Rom leitete, gilt als konser vativer Hardliner. Er ist gegen die Zulassung zivil wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten und gegen eine Zulassung von Frauen zum Diakonenamt. Im Bistum Regensburg schränkte er die Mit bestimmung von Laien in der Kirche ein und ging gegen Kritiker vor. Den Skandal um sexuellen Miss brauch durch Priester sieht er als von Medien aufgebauscht an.
Biografie Geboren wurde Müller am 31. Dezember 1947 in Mainz. Jahrelang lehrte er an der Münchner Ludwig Maximilians Universität Dogmatik. Vor seiner Berufung an den Heiligen Stuhl durch Papst Benedikt XVI. war der Zwei Meter Mann zehn Jahre lang Bischof von Regensburg. 2014 beförderte Papst Franziskus Müller vom Erzbischof zum Kardinal. (dpa)
auch wegen des Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs in die Schlagzeilen. Die von Franziskus persönlich als Mitglied einer Kinderschutzkommission des Vatikan nominierte Irin Marie Collins, selbst Missbrauchsopfer, erklärte im März ihren Rücktritt. Als Grund nannte sie die Blockadehaltung der Glaubenskongregation bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Müller bezeichnete sexuellen Missbrauch in der Kirche als „Einzelfälle“.
Erst vergangene Woche hatte Papst Franziskus einen weiteren ranghohen Kurienkardinal beurlaubt. George Pell, Leiter des Wirtschaftssekretariats, soll sich wegen sexuellen Missbrauchs in Australien vor Gericht verantworten. Berlin Möglichst am 22. Oktober möchte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks heiraten. Dann ist es genau sieben Jahre her, dass sich die SPD-FRAU und ihre Freundin „verpartnerten“, also eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft eintragen ließen. Den Festtag ermöglichen soll die mit großer Bundestagsmehrheit beschlossene Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare. Der Bundesrat dürfte am kommenden Freitag einen Haken unter das Gesetz machen. Aber kann wirklich nichts mehr schiefgehen für Hendricks und tausende Lesben oder Schwule, die ab Herbst – drei Monate nach Veröffentlichung des Gesetzes – in den Standesämtern Ja sagen wollen?
Ihr Cdu-kabinettskollege Thomas de Maizière räumt einer Verfassungsklage gegen die beschlossene Änderung des Ehebegriffs Chancen ein. Er gehört zu den Gegnern der „Ehe für alle“. Zwar stimmte auch in der Union ein Viertel für die Öffnung der Ehe, doch die Fraktionsspitze und immerhin 225 der insgesamt gut 600 Abgeordneten waren dagegen. „Die höchstrichterliche Rechtsprechung definiert Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau“, sagt Csu-landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Denn daraus gingen Kinder als Keimzelle der Gesellschaft hervor. Auch de Maizière sagt, „dass wir aus meiner Sicht als Jurist dafür eine Verfassungsänderung gebraucht hätten“.
Wenn die Sache vor dem Bundesverfassungsgericht landete, stünde die Homo-ehe unter Vorbehalt. Weil sie niemanden konkret benachteiligt, können in Karlsruhe nicht einzelne Bürger klagen. Möglich
„Wenn man die Ehe öffnen will, muss man das Grundgesetz ändern.“