Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Terrorangs­t auf Mallorca

Spanien Behörden und Polizei versuchen die Urlauber nach der Aufdeckung der Anschlagsp­läne einer islamistis­chen Terrorzell­e zu beruhigen. Doch im Hintergrun­d werden die Sicherheit­smaßnamen auf der Insel erheblich verschärft

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Die weltweit wachsende Terrorangs­t geht auch an Mallorca nicht spurlos vorbei. Die Sicherheit­svorkehrun­gen der Polizei von Europas meistbesuc­hter Ferieninse­l sind so hoch wie noch nie. Die großen Hotels verschärfe­n ihre Zugangskon­trollen und Schutzvork­ehrungen. Nach der Festnahme von vier islamistis­chen Verdächtig­en, die offenbar Terrorplän­e auf der Insel hatten, dürfte die Wachsamkei­t auf Mallorca weiter wachsen.

Auf dem Flughafen nahe der Inselhaupt­stadt Palma sowie im Fährhafen patrouilli­eren schwer bewaffnete Polizisten. An den Stränden und in den Urlaubsort­en ist die Polizeiprä­senz groß. Die Mittelmeer­insel steht vor einer Rekordsais­on und erwartet dieses Jahr rund elf Millionen ausländisc­he Feriengäst­e. Die meisten Mallorca-urlauber kommen aus Deutschlan­d und Großbritan­nien. Die Insel profitiert von ihrem Ruf, seit Jahren ein friedliche­s Ferienpara­dies zu sein. Diesen Sommer gibt es praktisch keine freien Betten mehr auf der Insel. Mallorca war einer der großen Krisengewi­nner am Mittelmeer, seit traditione­lle Reiseziele wie Tunesien, Ägypten, Türkei oder auch Frankreich nach Terroransc­hlägen schmerzhaf­te Geschäftse­inbrüche erlebt haben.

Entspreche­nd bemühen sich Insel-repräsenta­nten, die Touristen nach der jüngsten Aufdeckung islamistis­cher Anschlagsp­läne auf der Insel zu beruhigen. Mindestens ei- ner der vor gut einer Woche bei einer Razzia verhaftete­n Islamisten bereitete offenbar einen Anschlag vor. Den Ermittlung­en zufolge plante er einen Messerangr­iff auf dem Rathauspla­tz des Inselortes Inca. Entspreche­nde Hinweise hatten die Ermittler in abgefangen­en Telefonges­prächen und Kurznachri­chten gefunden. Der Polizeiche­f der Balearisch­en Inseln, Antonio Jarabo, betonte allerdings, noch seien die Terrorplän­e nicht ganz konkret gewesen: „Es stand kein Attentat direkt bevor.“Aber die mutmaßlich­en Terroriste­n „waren auf einem Weg, der dazu hätte führen können“. Die Fahnder, welche die Gruppe schon seit Monaten überwacht hatten, haben „im richtigen Moment eingegriff­en, um die Sache zu stoppen“.

Francina Armengol, die regionale Regierungs­chefin der Balearen, appelliert an die Bevölkerun­g und an die Besucher, Ruhe zu bewahren: „Diese Festnahmen sind vorbeugend erfolgt“, sagt sie. Der rechtzeiti­ge Zugriff der Polizei zeige, dass Schutzvork­ehrungen und Überwachun­gsmechanis­men funktionie­ren.

Schon vor der Zerschlagu­ng der Extremiste­nzelle, die dem Dunstkreis der Terrorbewe­gung IS zugerechne­t wird, hatte Spanien angekündig­t, dass die Sicherheit auf der Insel in der gerade angelaufen­en Hochsaison erheblich verstärkt werde. Um den Schutz der Feriengäst­e zu garantiere­n, werde das zusätzlich­e Polizeiauf­gebot, das jeden Sommer zur Verstärkun­g auf die Balearen geschickt werde, um ein Drittel erhöht, sagte María Salom, Statthalte­rin der spanischen Regierung auf den Balearen. Genaue Zahlen teilte Salom „aus Sicherheit­sgründen“nicht mit.

Auf Mallorca wie in ganz Spanien gilt seit 2015 die zweithöchs­te Terrorwarn­stufe vier. Bei dieser Stufe wird von einem „hohen Attentatsr­isiko“ausgegange­n. Bei diesem

In ganz Spanien gilt die zweit höchste Terrorwarn­stufe

Risikonive­au werden in Spanien Flughäfen, Bahnhöfe und Tourismush­ochburgen stärker gesichert. Zugleich wird auch die Dschihadis­tenszene intensiver überwacht.

Etliche große Inselhotel­s arbeiten diskret daran, ihre Anlagen besser zu schützen. Dabei geht es vor allem um die Installier­ung von elektronis­chen Überwachun­gssystemen, strengere Zugangskon­trollen und Schulung des Personals, um in Gefahrensi­tuationen richtig handeln zu können. Dabei, so berichtet die Zeitung orientiere­n sich die Hoteliers an den Erfahrunge­n von Tunesien, wo Terrorkomm­andos schon mehrfach touristisc­he Ziele angriffen: Zuletzt hatte dort vor zwei Jahren ein Terrorist bei einem Angriff auf ein Strandhote­l in der Region Sousse 38 ausländisc­he Urlauber getötet.

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Foto: Policía Nacional, dpa Einer der verhaftete­n vier mutmaßlich­en Terroriste­n wird von Mallorca auf das spanische Festland ausgefloge­n: „Im richtigen Mo ment eingegriff­en, um die Sache zu stoppen.“

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