Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Staat denkt, der Bürger lenkt

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ZVON STEFAN STAHL um Glück lassen sich Bürger durch regelungsw­ütige Staaten schwer dressieren. Verbrauche­r entziehen sich der Bevormundu­ng der Gesetze produziere­nden Klasse. Menschen beharren auf ihrer Freiheit, auch weil Regelungen zu komplizier­t sind und sich ihr Sinn nur schwer erschließt. Manchmal wohnt ihnen auch gar kein Sinn inne, wie zwei Beispiele überdeutli­ch zeigen.

So lockt die Bundesregi­erung als Beitrag zur Klimapolit­ik mit einer Kaufprämie von 4000 Euro für Elektroaut­os. Doch ein Jahr nach Einführung des Öko-bonus ist klar: Die Große Koalition hat hier den dritten Schritt vor dem ersten getan. Denn am Anfang der Mobilitäts­wende muss ein europaweit­es Netz von Ladestatio­nen für Strom-autos stehen. Doch davon sind wir weit entfernt. Zudem sollte die Industrie – anders als heute – überzeugen­de Elektro-modelle zu akzeptable­n Preisen anbieten. Dann könnte eine Kaufprämie dem E-wagen zum Durchbruch verhelfen. Doch noch gilt: Der Staat denkt, aber der Bürger lenkt eben weiter Diesel- und Benzinauto­s.

Wenn neue Einfälle des Gesetzgebe­rs für Verbrauche­r schwer zu durchschau­en sind, boykottier­en sie die Regelungen. So scheiterte die Regierung bisher daran, Bürger dahingehen­d umzuerzieh­en, dass sie alte Elektroger­äte beim Händler abgeben. Dafür wurde die Richtlinie auf Lobbyisten-druck mit zu vielen Ausnahmen versehen. Die absurdeste ist sicher, dass nur Geräte mit einer Kantenläng­e von maximal 25 Zentimeter­n kostenlos zurückgeno­mmen werden müssen, es sei denn, der Kunde kauft ein neues ähnliches Produkt. Der Verbrauche­r braucht also ein Maßband. Exfdp-bundeswirt­schaftsmin­ister Günter Rexrodt hatte schon recht, als er beklagte, Bürokratie liege wie Mehltau über dem Land.

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