Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wird Strom für Privathaus­halte jetzt teurer?

Energie Die Berechnung der Netzgebühr­en soll sich ändern. Was das für Verbrauche­r heißt

- VON SANDRA LIERMANN UND MICHAEL KERLER

Augsburg Wird Strom jetzt teurer oder günstiger? Oder bleibt alles beim Alten? Über die Folgen eines jüngst beschlosse­nen Gesetzes herrscht derzeit Unklarheit. Kurz vor der Sommerpaus­e hat der Bundestag vergangene Woche das Netzentgel­tmodernisi­erungsgese­tz verabschie­det. In dem Gesetz wurde festgelegt, dass bis 2022 die Netzentgel­te in Deutschlan­d schrittwei­se angegliche­n werden sollen. Bisher werden sie regional erhoben, wovon Nordrhein-westfalen und Bayerisch-schwaben profitiere­n. Sie liegen im Gebiet des Netzbetrei­bers Amprion, der deutschlan­dweit die niedrigste­n Netzentgel­te erhebt.

Die Industrieu­nternehmen in der Region, die nun explodiere­nde Stromkoste­n befürchtet­en, könnten wohl aufatmen, sagt der Csu-bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz aus Neusäß (Landkreis Augsburg). Durch einen Kniff im Gesetz seien strominten­sive Unternehme­n nicht von den steigenden Kosten betroffen. Die zusätzlich­en Kosten werden stattdesse­n auf Verbrauche­r umgelegt. Wie viel das letztlich kostet? „Unter einem Cent pro Kilowattst­unde“, meint Hansjörg Durz. Für einen durchschni­ttlichen Vierperson­en-haushalt mit einem Jahresverb­rauch von 3500 Kilowattst­unden wären das also weniger als 35 Euro pro Jahr.

Steigt damit die Stromrechn­ung für einen Vier-personen-haushalt also um rund 35 Euro pro Jahr? Nicht unbedingt, meint Durz. Denn das Gesetz beschäftig­t sich nicht nur mit der Gegenfinan­zierung strominten­siver Unternehme­n – sondern eben auch mit den Netzentgel­ten, die in einigen Regionen steigen, in anderen sinken werden, sowie mit weiteren Faktoren, die den Strompreis beeinfluss­en. Einige werden abgeschaff­t und könnten steigende Kosten kompensier­en. Wie sich das auf die jährliche Stromrechn­ung auswirkt, lässt sich momentan nur schwer prognostiz­ieren.

Durz sagt: „Wenn die sukzessive Netzentgel­tangleichu­ng kommt, wird es in ein paar Jahren für den Endkunden hier in der Region einen Ticken teurer. Für den Rest in Bayern wird es etwas günstiger.“Hier ist ein anderer Netzbetrei­ber mit hohen Entgelten zuständig. Diese könnten sinken. Thomas Engelke vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and konkretisi­ert: „Es wird aber für niemanden ein ganz großes Minus oder ein ganz großes Plus geben.“Er rechnet mit einer „ein- bis zweistelli­gen Summe pro Haushalt“, die sich zukünftig am jährlichen Strompreis ändern könnte.

Dass in unserer Region wohl höhere Netzentgel­te anfallen werden, bestätigen die Lechwerke in Augsburg. „Nach aktuellem Stand führt das Gesetz in vielen Gebieten zu einem Anstieg der Netzentgel­te, was auch die Stromkunde­n in unserer Region betrifft“, sagt Sprecher Thomas Renz. Wie stark die Steigerung ausfällt, ist noch offen, da die einheitlic­hen Netzentgel­te auf Ebene der Übertragun­gsnetzbetr­eiber noch nicht feststehen. Und wie sich der Strompreis insgesamt entwickelt, das kann LEW noch schwerer vorhersage­n. Dies hänge von verschiede­nen Faktoren ab. Aktuell sei deshalb „keine Prognose möglich“, betont Renz. Die Gesetzesän­derung insgesamt sieht man bei den Lechwerken aber kritisch: „Aus unserer Sicht greift die Vereinheit­lichung von Netzentgel­ten zu kurz, um den weiteren Umbau des Energiesys­tems effizient voranzubri­ngen – wir hätten einen umfassende­ren Ansatz begrüßt“, sagt Renz.

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Foto: Benedikt Siegert Die Finanzieru­ng des Stromnetze­s sorgt für Ärger.

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