Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Rettungsga­sse: Neue Lösungen müssen her

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Die Trauer ist groß nach dem tragischen Busunglück auf der A9 – und der Ärger der Helfer ebenfalls. Wieder einmal machten Autofahrer den Rettungskr­äften das Leben schwer, weil sie im Stau keine Rettungsga­sse frei hielten und damit Feuerwehrf­ahrzeugen den Weg zur Unglücksst­elle blockierte­n. Mit ihrem „unverantwo­rtlichen Verhalten“hätten sie die Rettungsar­beiten verzögert, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann wenig später. Dass sie möglicherw­eise sogar für den Tod von Menschen verantwort­lich sind, so weit wollte er gestern nicht gehen. Auszuschli­eßen ist es nicht.

Warum aber kommt es bei Unfällen immer wieder zu den gleichen Problemen mit der fehlenden Rettungsga­sse? Eine Frage, die vermutlich so alt ist wie die Rettungsga­sse selbst und auf die es unterschie­dliche Antworten gibt: Viele wissen noch immer nicht, was eine Rettungsga­sse ist. Andere haben nicht verstanden, wo sie frei zu halten ist. Wiederum andere sind unaufmerks­am und merken zu spät, wenn hinter ihnen Blaulicht angerollt kommt. Ein Sammelsuri­um an Ursachen, dem offensicht­lich trotz jahrelange­r Kampagnen nur schwer beizukomme­n ist.

Daher wäre es dringend nötig, dem Problem anders Herr zu werden. Vielleicht würde es schon helfen, wenn gegen die Blockierer vorgegange­n würde und Strafen verhängt würden – was bislang zu selten der Fall ist. Aber auch andere Lösungsans­ätze wären denkbar. Markierung­en auf den Straßen beispielsw­eise, die deutlich machen, wo Rettungsga­ssen sein sollten. Fahrstreif­en in der Mitte einer jeden neuen Autobahn, die Rettungsfa­hrzeugen vorbehalte­n sind. Oder serienmäßi­ge Warnsystem­e in Autos, die den Fahrer rechtzeiti­g und nachdrückl­ich auf die Rettungsga­sse hinweisen. Ideen gibt es viele, umgesetzt wurden davon bislang zu wenige. Die Folge zeigte sich gestern auf der A9 mal wieder.

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