Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie lange steht der Bücherbus noch still?
Bildung Die Stadt liegt mit dem für den Sonderausbau des Fahrzeugs verantwortlichen Unternehmen im Clinch. Ein Gutachten soll jetzt klären, ob es ein Sicherheitsrisiko gibt. Über eine Zwischenlösung wird bereits nachgedacht
Im September des vergangenen Jahres ist der neue Bücherbus das erste Mal in den Augsburger Stadtteilen auf Tour gegangen. Doch das Sondergefährt steht nun seit über sieben Wochen still. Wann der Bus wieder einsatzbereit ist, ist unklar. Mit dem Unternehmen, das ihn ausgebaut hat, gibt es Streit.
Eine halbe Million Euro hatte die Stadt für den neuen Bücherbus, in dem für 4500 Medien Platz ist und der 27 Haltestellen anfährt, ausgegeben. Zuvor war über drei Jahre lang über die Neuanschaffung diskutiert worden. Und jetzt steht er ungenutzt in der Garage. Das Fahrzeug stammt von der Firma Volvo, den Sonderausbau hat die finnische Firma Kiitokori übernommen. Und mit der liegt die Stadt im Clinch. Wie bereits berichtet, hat man bei der Stadt Sicherheitsbedenken wegen der automatischen Doppeltür. Die Schließkraft sei viel zu groß, befand Stadtbücherei-leiter Manfred Lutzenberger. „Der Bücherbus steht, weil die Tür Mängel aufweist, die für die Besucher aus unserer Sicht ein Risiko aufweisen können“, bestätigt Bildungsreferent Hermann Köhler. Volvo und die Firma Kiitokori hätten bereits mehrfach nachgebessert. „Ein aus unserer Sicht sicherheitstechnisch einwandfreier Zustand wurde jedoch nicht erreicht.“
Im Mai wurde schließlich ein Gutachter beauftragt. Sein Ergebnis liegt noch nicht vor. Laut Köhler erwarte man es aber in den nächsten Tagen. Bei der Firma Kiitokori ist man ziemlich verstimmt über das Verhalten der Stadt.
Dort suche man das Haar in der Suppe, sagt Produktmanager Lutz Steiner. Die Firma habe bereits für mehrere Städte in Deutschland Bü- gebaut, teils mit identischen Türen, wie sie das Augsburger Gefährt hat. „Die Busse und die Türen funktionieren alle. Nirgendwo gibt es Beschwerden, nur in Augsburg“, berichtet Steiner. Der Augsburger Bücherbus sei intakt, betont er.
Bei der Stadt will man jetzt das Gutachten abwarten. „Wenn der Sachverständige zu dem Ergebnis kommt, dass die Tür in dem bisherigen Zustand ein Sicherheitsrisiko ist und nachgebessert oder ausgetauscht werden muss, werden wir mit Volvo einen schnellstmöglichen Termin zur Behebung vereinbaren“, so Köhler. Von einer gerichtlichen Auseinandersetzung gehe man derzeit aber nicht aus.
Es ist also weiterhin nicht absehbar, wann der Bus Augsburgs Stadtteile, Schulen und Kitas wieder mit Lesestoff versorgen wird. Linkestadtrat Otto Hutter verliert offensichtlich die Geduld. Er richtete eicherbusse nen Dringlichkeitsantrag an Oberbürgermeister Kurt Gribl. „Zu befürchten ist, dass gerade in der Ferienzeit, in der viele Muße zur kulturellen Bildung hätten, die Menschen in den Stadtteilen nicht mobil mit Büchern versorgt werden“, so Hutter.
Er schlägt vor, den alten Bücherbus zu reaktivieren. Hutter hat diesbezüglich auch schon mit dem neuen Eigentümer gesprochen. Dieser sei bereit, der Stadt Augsburg den Bus kostenfrei zur übergangsweisen Nutzung zu überlassen. „Von der Stadtbücherei wären nur die Kosten für die Tüv-abnahme zu tragen.“
Bildungsreferent Köhler bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass überlegt werde, den alten Bücherbus wieder zu nutzen. Auch der Einsatz eines kleineren Fahrzeuges sei denkbar. „Nachdem das Ergebnis des Gutachtens noch nicht bekannt ist, sind allerdings noch keine konkreten Schritte unternommen.“