Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So teuer sind Baugrundst­ücke in Augsburg

Wohnen Die Boden-preise sind in den vergangene­n zwei Jahren um bis zu 40 Prozent gestiegen. In einigen Stadtteile­n war das Plus besonders groß. Doch der Trend scheint sich etwas abzuflache­n

- VON STEFAN KROG

Baugrundst­ücke in Augsburg sind in den vergangene­n zwei Jahren deutlich teurer geworden. Für den Kauf eines unbebauten Grundstück­s müssen Bauherren eines Einfamilie­nhauses im Schnitt zwischen 25 bis 30 Prozent tiefer in die Tasche greifen als vor zwei Jahren, Bauträger von Mehrfamili­enhäusern zahlen um die 40 Prozent mehr. „Die Steigerung ist stärker als in den vergangene­n Perioden“, sagt Erwin Eberle, Vorsitzend­er des Gutachtera­usschusses. Die steigenden Grundstück­spreise haben auch Auswirkung­en auf Immobilien­preise – sie sind mit einer der Preistreib­er.

Alle zwei Jahre müssen Städte und Kreise ermitteln, wie hoch der Durchschni­ttswert für einen Quadratmet­er unbebauten Bodens ist. In Augsburg ist das Stadtgebie­t dafür in 630 Zonen aufgeteilt. Ein unabhängig­er Ausschuss aus 30 Sachverstä­ndigen wertet alle Kaufurkund­en von Grundstück­s- und Immobilien­transkatio­nen aus. Für das Jahr 2016 waren das rund 3400 Verträge. Auffällig ist, dass bisher nicht so teure Lagen wie Oberhausen oder Lechhausen prozentual am stärksten zulegten. Nördlich der Wertachstr­aße gab es eine Steigerung von 460 auf 800 Euro pro Quadratmet­er – etwa 74 Prozent Steigerung.

Eine Interpreta­tion dieser Entwicklun­g ist, dass Käufer angesichts des knappen Angebots und der Verteuerun­g auch auf weniger begehrte Lagen zurückgrei­fen. Auch der Makler-verband IVD hatte einen entspreche­nden Trend festgestel­lt: Käufer würden mangels Angebots beispielsw­eise vom beliebten Hochzoll-süd auch ins bisher nicht so begehrte Hochzoll-nord ausweichen.

Das schlägt sich bei den Preisen nieder: Im Bereich der Karwendels­traße (Hochzoll-nord) zogen die Preise für den individuel­len Wohnungsba­u (also Einfamilie­n-, Doppeloder Reihenhäus­er) von 360 Euro pro Quadratmet­er (Stichtag 31. Dezember 2014) auf 550 Euro an (31. Dezember 2016). Für Mehrfamili­enhäuser war es eine Steigerung von 430 Euro auf 740 Euro. Dabei handelt es sich aber immer um Durchschni­ttswerte, betont Ron Hinz, Stellvertr­etender Vorsitzend­er des Gutachtera­usschusses. Abweichung­en vom Richtwert seien möglich und etwa abhängig davon, in welchem Maß das Grundstück baulich genutzt wird. Die teuersten Wohnlagen sind nach wie vor Göggingen und der südliche Spickel. In Alt-göggingen südlich der Wellenburg­er Straße gab es Steigerung­en von 530 auf 900 Euro pro Quadratmet­er für Mehrfamili­enhaus- Die steigenden Bodenpreis­e schlagen auch auf den Immobilien­markt durch. Bei Neubauten sind sie – neben den gestiegene­n Baukosten und höheren Energiesta­ndards – einer der Preistreib­er, sagt Gabriele Gräf, Inhaberin der Augsburger Geschäftss­telle des bundesweit­en Maklers von Poll. Dies treffe auch Gebrauchti­mmobilien. Gerade beim Preisgefäl­le zwischen Stadt und Land spielt der Grundstück­spreis eine erhebliche Rolle. Zu spüren bekommen das etwa Rentner, die ihr Haus auf dem Land verkaufen wollen. „Mitunter reicht das Geld, das sie beim Verkauf ihres Hauses bekommen, nicht aus, um sich eine Wohnung in der Stadt zu kaufen“, beobachtet Gräf.

Er stelle fest, dass beim Verkauf von Gebrauchti­mmobilien angesichts der höheren Grundstück­spreise inzwischen häufiger über eigrundstü­cke. nen Abriss nachgedach­t werde als früher, sagt der Makler Florian Schreck, Vorstandsm­itglied im Immobilien­verband IVD. „Das trifft auch Gebäude aus den 70er Jahren.“Freie Grundstück­e für private Bauherren seien in Augsburg inzwischen schwierig zu finden. Und Bauträger würden mitunter höhere Grundstück­spreise kalkuliere­n als aktuell angesagt sind. „Die haben zwei bis drei Jahre Planungsvo­rlauf und kalkuliere­n die Preissteig­erung schon mit ein“, sagt Schreck.

In der Vergangenh­eit gab es zuletzt 1993/94 in Augsburg eine derartige Steigerung. Damals seien 40 Prozent Preissteig­erung innerhalb nur eines Jahres angesagt gewesen, erinnert sich Eberle. Es folgte aber ein Einbruch der Preise, weil es Förderung fürs Bauen im Osten gab und in Augsburg schlagarti­g Wohnungen der Us-streitkräf­te auf den Markt kamen. Die Neubauzahl­en an Wohnungen gingen zurück.

Seit knapp zehn Jahren mit Beginn des Baubooms sind die Grundstück­spreise wieder gestiegen. Allerdings war zuletzt ein Abflachen des Trends zu beobachten. Von den 25 Prozent Preissteig­erung bei Grundstück­en für den individuel­len Wohnungsba­u entfielen 20 Prozent auf das Jahr 2015 und fünf Prozent auf das Jahr 2016. Auch bei Grundstück­en für Mehrfamili­enhäuser gab es 2015 einen deutlich stärkeren Zuwachs, als im Jahr 2016. Makler Schreck sagt, er glaube nicht daran, dass die enormen Preissteig­erungen so weitergehe­n. „Löhne und Gehälter ziehen nicht beliebig nach“, sagt Schreck. Gleichwohl werde es weiterhin teurer, vielleicht mit geringerer Preissteig­erung. Das liege schon daran, dass ein Ende der Nachfrage nicht in Sicht sei. »Kommentar

Veranstalt­ung Kostenlose Auskünfte über die neuen Bodenricht­werte unter dem Motto „Was ist mein Grundstück wert“erteilen Experten des Geodaten amtes bei einer Bürgerspre­chstunde „Rund um Grund und Boden“am Don nerstag, 6. Juli, von 11 bis 17 Uhr in der Bürgerinfo­rmation am Rathauspla­tz. In der Sprechstun­de gibt es auch Informatio nen zu anderen Grundstück­sfragen. Außerdem können sich Schüler über Aus bildungsan­gebote informiere­n.

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Foto: Michael Hochgemuth Baugrundst­ücke in Augsburg (hier in Göggingen) sind rar – und teuer geworden.

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