Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Wenn wir so weitermachen wie bisher, haben die Menschen in vielen Teilen Afrikas gar keine andere Chance, als sich zu uns auf den Weg zu machen.“
oder Ägypten. Die ganze Breite der Energiewirtschaft ist hier möglich. In Nordafrika haben wir gute Partner. Wir schaffen mit staatlicher Unterstützung Industrieparks und Rechtssicherheit für Investitionen.
Wie groß ist das Interesse der Firmen? Müller: Im Augenblick sind leider China, Russland und die Türkei Hauptinvestoren. Diese Länder haben erkannt, welche Chancen auf dem Kontinent liegen. Zunehmend erkennen auch europäische Firmen, dass Afrika der Zukunftsmarkt vor der Haustür ist, wir sollten den Markteintritt nicht verpassen. Wenn sich ein Kontinent verdoppelt, ist alles nötig: Straßen, Wasser, Krankenhäuser, Energie. 90 Prozent der Haushalte haben keinen Strom.
Müller: Wir haben auf diesen Gebieten viel zu bieten. Afrika ist der Kontinent der erneuerbaren Energien, der Biomasse, der Sonnenund Wassernutzung. Hier liegen enorme Investitionschancen – und hohe Gewinne. Es gibt schon gute Beispiele, wie eine Mango-saftfabrik in Kenia. Für sieben Millionen Euro wurde dort von deutschen Firmen eine supermoderne Fabrik installiert, die für 80000 Bauern feste Lieferverträge bietet. Der Saft findet sich heute auf dem europäischen Markt. Dieses Investment hat sich Klimapolitik. Auch die europäische Agrarpolitik müssen wir ändern, damit Afrika zum Selbstversorger und zum Exporteur auf die europäischen Märkte wird.
Das geht aber nicht ohne Europa ... Müller: Natürlich nicht. Der Marshallplan ist ein deutscher Vorschlag, der nur im europäischen Kontext funktioniert. Er ist eingeflossen in das neue Eu-afrika-konzept, das derzeit vorbereitet wird und ab 2020 gelten soll. Vieles ist nur im weltweiten Verbund lösbar, beispielsweise die Klimafrage. Hier brauchen wir die USA und China.
Entwicklungsminister Gerd Müller
In der Klimafrage sieht es durch die Blockade des Us-präsidenten nicht nach einer Einigung aus. Wie wollen Sie ihn überzeugen? Müller: Der Klimawandel kann nicht geleugnet werden, er findet statt. In erster Linie leiden die Menschen in Afrika darunter. Die aktuelle Dürrekatastrophe in Äthiopien und Somalia ist wesentlich ausgelöst durch die Erderwärmung, verantwortet durch die Industrieländer. Wir haben pro Kopf den zehnfachen Ausstoß von Treibhausgasen wie Äthiopien. Wir belasten mit unserem Konsum die Umwelt in Afrika. Die Menschen verlieren dort ihre Lebensgrundlage.
Das ist unbestritten, wird Donald Trump aber nicht umstimmen ... Müller: Amerika ist mehr als der Uspräsident. Es stimmt hoffnungsvoll, dass viele Bundesstaaten wie Kalifornien klar erklärt haben, dass sie auf dem Weg der Energieeffizienz und der Reduzierung der Treibhausgase weiter vorangehen und Weltmarktführer werden wollen.