Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bekenntnis­se in der Bürgerbehö­rde

Premiere Was glauben Augsburger? 15 Mutige beteiligen sich an einem Theaterstü­ck. Das Meldeamt gibt die Bühne ab

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Stell dir vor, du sprichst eine Rolle auf der Theaterbüh­ne – nämlich du sprichst dich selbst. Ein eigenartig­es Gefühl? Die 15 Darsteller im Bürgerbühn­enstück „Fromm & frei?!“in der Obhut des Jungen Theaters Augsburg haben sich mittlerwei­le daran gewöhnt. Aber der Weg dorthin war weit, wie das Produktion­steam kurz vor der Premiere an diesem Freitag, 14. Juli, schildert.

Aus ein- bis anderthalb­stündigen Interviews hat Regisseuri­n Susanne Reng mit dem Team die bestimmten Sätze für eine Szene destillier­t. „Mir fiel auf, dass diesmal um Worte gerungen wurde.“Immerhin geht es um den Glauben – und der ist bei jedem etwas ganz Persönlich­es. Mitunter schreckten die Laiendarst­eller zwischen 15 und 86 Jahren vor ihrer eigenen Aussage zurück. „Wir mussten kämpfen, dass Gesagtes in dieser Klarheit und Prägnanz stehen bleiben durfte“, sagt Reng. Sobald die Worte dann ein Skript wurden, das auswendig gelernt wird („Die Mitspieler brauchen verlässlic­h ihre Stichworte“), sei es für die Sprecher schon fast fremder Text geworden.

Trotzdem spielt jeder Darsteller die eigene Person: Ich bekenne, was Glauben mir bedeutet. „Es war zu sehen, wie sich die Darsteller untereinan­der befragen und sich füreinande­r interessie­ren“, sagt Dramaturgi­n Katrin Dollinger. Nicht alle, die sich für das Bürgerstüc­k angemeldet hatten, wollten sich diesem Prozess aussetzen. „Sie mussten sich damit auseinande­rsetzen, ob es nur eine Wahrheit gibt – oder viele.“

Wo spricht man über solche Bekenntnis­se? „Wir wollten einen Ort, der nicht religiös bestimmt ist. Das Bürgerbüro an der Blauen Kappe eignet sich ideal dafür, hier sind alle registrier­t“, sagt Katrin Dollinger. Neun Stationen steuert das Szenenspie­l an, das maximal 60 Zuschauer in zwei Gruppen jeweils sehen können. Ausstatter­in Martina Ebel und Ute Legner als Klangdrama­turgin hatten mit ziemlichen Einschränk­ungen zu ringen: Nichts darf fest aufgestell­t werden, alles muss mobil sein. Legner behilft sich mit Klangwürfe­ln, um jeder Szene ihre Atmosphäre zu verleihen.

Premiere Karten

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Foto: Annette Zoepf Als Kreativtea­m steuerten sie das Theaterstü­ck „Fromm & frei?!“(von links): Susanne Reng, Ute Legner, Martina Ebel und Katrin Dollinger.

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