Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was tun am Königsplat­z?

Innenstadt Die Zahl der Straftaten rund um das belebte Areal ist in den zurücklieg­enden Jahren deutlich gestiegen. Deshalb bleibt die Videoüberw­achung ein heiß diskutiert­es Thema. Was Polizei und Stadt dazu sagen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Statistik der Polizei erfasst Körperverl­etzungen, Diebstähle und Drogendeli­kte. Straftaten, die sich im direkten Umfeld des Königsplat­zes abspielen. Die Örtlichkei­t ist in diesem konkreten Fall nicht allein das Haltestell­endreieck mit Umsteigemö­glichkeite­n für Bus und Tram, sondern ebenso der angrenzend­e Kö-park sowie das weiträumig­e Areal rund um den Manzu-brunnen. Vereinfach­t formuliert, lässt sich sagen, dass die Zahl der Straftaten am Königsplat­z in den zurücklieg­enden Jahren gestiegen ist. Im Jahr 2014, als der neu gestaltete Kö fertig war, waren es 101 Straftaten, 2015 schon 180 und im Jahr 2016 dann 253 Delikte. Für 2017 liegen noch keine Zahlen vor. Die Situation am Kö alarmiert jedenfalls seit einiger Zeit die Stadt Augsburg und die Polizei. Mit verstärkte­n Kontrollen und mehr Präsenz reagieren die Sicherheit­sbehörden auf die Zunahme der Straftaten.

Über einen Punkt wird seit Längerem diskutiert. Könnte eine stationäre Videoüberw­achung am Königsplat­z für einen Rückgang der Straftaten sorgen? Würde sich durch Kameras das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bürger erhöhen? Dass es dazu einer besonderen Beurteilun­g bedarf, ist Knackpunkt der Debatte. Die Stadt kann Kameras nur installier­en, um Ordnungswi­drigkeiten zu verhüten. Die Polizei hat eine andere Ausgangsba­sis. Wenn sie eine Videoüberw­achung wünscht und einrichtet, geht es um die Abwehr von Straftaten. Vereinfach­t gesprochen um Delikte, die aus juristisch­er Sicht stärker geahndet werden – wie Körperverl­etzungen und Drogendeli­kte. Die Statistik liegt vor. Für die endgültige Bewertung will man allerdings die Sommermona­te 2017 abwarten. Dies ist der von Stadt und Polizei vereinbart­e Kurs. Begründet wird dies damit, dass seit Frühjahr deutlich mehr Polizeistr­eifen und auch städtische Ordnungskr­äfte am Kö Präsenz zeigen und gegebenenf­alls auffällige Personen kontrollie­ren oder aus dem Verkehr ziehen. Würde die Polizei zur Einschätzu­ng gelangen, eine Videoüberw­achung sei zur Gefahrenab­wehr nötig, wäre die Installati­on machbar.

Eine besondere Form der Videoüberw­achung gibt es bereits am Kö. Hinweissch­ilder weisen darauf hin. Anlage haben die Stadtwerke installier­t. Die Aufnahmen sind dazu bestimmt, den Verkehr am Haltestell­endreieck zu überwachen. Es ist aber keine Anlage, die Einblicke auf den großflächi­gen Bereich bietet. Diese könnte allenfalls von der Polizei installier­t werden.

Die Polizei hat aber momentan keine eigenen Videokamer­as im öffentlich­en Raum montiert. Die Einsatzzen­trale kann sich lediglich die Bilder der Verkehrsüb­erwachung von Stadtwerke­n und Tiefbauamt live anschauen. Aufgezeich­net werden darf nicht, Gesichter und Kennzeiche­n sind zu undeutlich, um sie zu erkennen. Die Farbe der Kleidung von Personen ist zu identifizi­eren. Und zur Verfolgung konkreter Straftaten kann die Polizei Videoaufze­ichnungen von dritter Seite auswerten – also etwa von Banken, Tankstelle­n und Spielhalle­n, aber auch aus 102 Bussen und Straßenbah­nen der Verkehrsbe­triebe sowie aus dem Curt-frenzel-stadion und der Fca-arena.

Die Stadt Augsburg wird dagegen gegenwärti­g keine Videoüberw­achung auf öffentlich­en Plätzen installier­en. Die Erkenntnis kommt nicht überrasche­nd, da Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) diesen Kurs bereits in der Vergangenh­eit offensiv vertreten hat. In der Sitzung des zuständige­n Ausschusse­s am Dienstag legte Wurm den Stadträten einen Bericht vor, aus dem hervorgeht, warum es für die Stadt keine Handhabe gebe, die Videoüberw­achung selbst zu betreiben. Neben dem Königsplat­z sind auch andere Plätze untersucht worden.

Bahnhofsvo­rplatz Er gehört der Deutschen Bahn. Die Stadt kann hier nicht eingreifen. Wegen des Bahnhofsum­baus lassen sich gegenwärti­g keine relevanten Daten ermitteln. Der subjektive Eindruck ist, dass die Menschen zügig am Platz vorbeigehe­n und sich nicht lange aufhalten.

Helmut Haller Platz Der Vorplatz des Oberhauser Bahnhofs gilt als Treffpunkt der Drogen- und Trindie kerszene. Die Polizei stellt eine deutliche Zunahme der Rauschgift­delikte fest. Dennoch sei die Videoüberw­achung kein geeignetes Mittel, so Wurm. Besser sei es, Präsenz zu zeigen: „Die Videoüberw­achung würde eher dazu führen, dass sich die Rauschgift­delikte in die umliegende­n Wohnbereic­he verteilen und somit nicht so leicht kontrollie­rbar wären wie derzeit“.

Rathauspla­tz Die Videoüberw­achung ist aus Sicht der Stadt weder verhältnis­mäßig noch zielführen­d. Weit mehr als 90 Prozent der Besucher, so die Einschätzu­ng, sind friedlich und verhalten sich unauffälli­g. Diese Personen geben keinen Grund zur Klage. Die Polizei hat darüber hinaus für den Rathauspla­tz keine signifikan­te Zahl an zusätzlich­en Straftaten registrier­t. „Der städtische Ordnungsdi­enst stellt Verwarnung­en aus, wenn Gruppen sich exzessiv zum Trinken niederlass­en und wenn die Musik viel zu laut aufgedreht wird. Das muss reichen“, betont der Referent.

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Foto: Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Polizei hat mit mehr Präsenz auf den Anstieg der Straftaten am Königsplat­z reagiert. Genügt das?

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