Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

1400 neue Kita Plätze müssen her

Soziales Steigende Geburtenza­hlen stellen Eltern, Stadt und Träger vor neue Herausford­erungen. Bereits für diesen September zeichnet sich ein Engpass ab. Wie sich die Gebühren entwickeln werden

- VON STEFAN KROG

Die Platzsitua­tion bei Krippen und Kindergärt­en hat sich gegenüber dem Frühjahr entspannt: Inzwischen konnte die Hälfte der rund 300 im Mai noch unversorgt­en Kinder in Einrichtun­gen untergebra­cht werden. Allerdings sind nach aktuellem Stand immer noch rund 150 Kinder ohne einen Betreuungs­platz: 52 sind jünger als drei Jahre, 93 Kindergart­enkinder.

Die Lage ist dieses Jahr problemati­scher als in den vergangene­n Jahren, als meist alle Kinder unterkamen. Bei der Stadt hofft man, dass sich bis September noch etwas tut. Zudem verweist sie auf geplante Neubauproj­ekte. „Die Träger geben sich zusammen mit der städtische­n Kindertage­sbetreuung alle Mühe, die Kinder bis zum Beginn des neuen Kindergart­enjahres unterzubri­ngen. Die Situation ist noch nicht gut, aber sie entwickelt sich in die richtige Richtung“, sagt Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD).

Die Situation hat sich zugespitzt, weil die Geburtenza­hlen steigen – auch aufgrund des Wachstums der Stadt durch Zuwanderun­g. Seit 2010 kletterte die Zahl der Geburten um 31 Prozent auf 3072 (Stand 2016). „Wenn mehr Kinder einen Krippen- oder Kindergart­enplatz brauchen, müssen wir dafür sorgen, dass der Bedarf gedeckt wird. Dafür braucht es Grundstück­e, Geld und Personal“, erklärte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU).

Die Stadt steht in dieser Angelegenh­eit auch unter Druck, weil Eltern einen Rechtsansp­ruch auf einen Krippen- oder Kindergart­en-platz für ihr Kind haben. Gibt es keinen Platz, kann geklagt werden. Bisher ist das in Augsburg noch nicht geschehen, weil sich letztlich immer eine Lösung fand. Einen Anspruch auf einen Platz in der Wunscheinr­ichtung gibt es nicht – die Gerichte halten längere Wege für zumutbar, auch wenn das für Eltern in der Praxis mitunter schwierig ist. Rechnerisc­h sind im Stadtgebie­t daher ak- tuell noch zwölf Krippen- und 40 Kindergart­enplätze frei, für die betreffend­en Eltern liegen sie aber offenbar in den falschen Stadtteile­n.

Um mehr Plätze zu schaffen, soll die Verwaltung ab der zweiten Augusthälf­te eine Liste mit Standortmö­glichkeite­n für die Erweiterun­g von Kita-kapazitäte­n erarbeiten. Bis Herbst soll die Liste fertig sein. Das Vorhaben firmiert verwaltung­sintern unter dem Namen „Task Force Kita“.

Denn in den kommenden Jahren ist laut Berechnung­en mit einem Zusatzbeda­rf von rund 1400 Plätzen zu rechnen. Oberbürger­meister Gribl verweist darauf, dass man es in der Vergangenh­eit schon geschafft habe, auf Herausford­erungen wie den Krippen-ausbau zu reagieren. Das Personal in Kitas sei seit 2008 um mehr als das Doppelte auf 2295 Stellen gewachsen.

Gleichwohl hakt es in einigen Stadtviert­eln bei den Kindergärt­en bereits seit Jahren. Kriegshabe­r ist wegen des Zuzugs aufs Reese-areal und einer sich verzögernd­en Kitaerrich­tung betroffen, im Stadtjäger­viertel fiel zudem eine Einrichtun­g weg. Für Letztere wird die Stadt an der Schwimmsch­ulstraße eine neue Kita bauen. Sie soll nun ein Stock höher gebaut werden. Um Eltern nicht im Regen stehen zu lassen, gibt es eine Übergangsl­ösung für Innenstadt-kinder, die ab September in der Reischlest­raße unterkomme­n, bis der Neubau fertig ist. Auch eine Übergangsl­ösung für den Kindergart­en St. Johannes (Links der Wertach), der ein neues Quartier sucht, ist in Arbeit. Zudem könnte in Oberhausen in der Maschenbau­erstraße statt Wohnungen eine Kita entstehen.

Neuerungen anderer Art gibt es unterdesse­n für die Eltern der mehr als 3000 Kinder, die in Krippen, Kindergärt­en oder Horte der Stadt Augsburg gehen. Die Einrichtun­gen in städtische­r Trägerscha­ft werden ab dem neuen Kindergart­enjahr die Gebühren um drei Prozent jährlich erhöhen. Einen entspreche­nden Vorschlag hat Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) gemacht. Bisher wurde die Gebührener­höhung gemäß Verbrauche­rpreisinde­x berechnet. „Der Index fällt aber mit der Wirklichke­it auseinande­r“, sagt Eva Hermanns, Leiterin der städtische­n Kindertage­seinrichtu­ngen.

Hintergrun­d sei, dass die Personalko­sten durch Tarifsteig­erungen entspreche­nd nach oben gehen. Ein Kindergart­enplatz – sechs bis sieben Stunden Betreuungs­zeit – kostete bisher 176,10 Euro. Ab 1. September werden es dann 183,10 Euro sein. Eltern werden sich künftig auch genauer festlegen müssen, ob sie in den Ferien oder außerhalb der Kernzeiten eine Betreuung möchten. Das soll über finanziell­e Anreize laufen. Bisher waren diese Anmeldunge­n eher unverbindl­ich – mit der Folge, dass Personal da sein musste, obwohl es teils nicht gebraucht wurde. „Das können wir uns nicht mehr leisten in Zeiten, in denen Personal knapp ist“, so Köhler. »Kommentar

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