Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So ist das Leben in New York

Blick in die Geschichte

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finden können, einfach von ihrem Computer aus. Der Mikrokosmo­s New York mit seiner Vielfalt an Lebensform­en, Hautfarben und ökonomisch­en Lebensbedi­ngungen erscheint als idealer Standort für ein ähnliches Projekt an Menschen – mit dem Smartphone als „Teleskop“.

Da in den USA zudem meist selbst Kaugummis mit der Kreditkart­e bezahlt werden, bekommen die Forscher einen genauen Einblick in das Konsumverh­alten der Teilnehmer: Welche Lebensmitt­el werden wo gekauft? Fast-food-restaurant­s oder Salatbars bevorzugt? Wird in der Freizeit Geld für Kinokarten oder für Besuche im Fitnessstu­dio ausgegeben? Aber auch soziale Kontake, online verbrachte Zeit,

Es gibt 250 Gigabyte Daten über jede Person – pro Jahr

Umzüge, Schulkarri­eren, berufliche Entwicklun­gen sollen aus den Daten nachvollzo­gen werden – über mindestens zwei Dekaden hinweg.

Zugleich sammelt „The Human Project“genetische Daten und Infos zur Darmbakter­ien-kultur der Teilnehmer. Diese große Diversität biologisch­er, ökonomisch­er und soziologis­cher Informatio­nen durchkämme­n Computerpr­ogramme dann nach individuel­len Mustern und lesen – bestenfall­s – allgemeine Algorithme­n heraus. „Unsere Antworten werden deutlich reicher, multivaria­bler sein als nur ,Zucker verursacht Diabetes‘“, sagt Glimcher.

Um die wertvollen Daten und die Identität der Teilnehmer zu schützen, entsteht an der New York University in Brooklyn derzeit ein Hochsicher­heitstrakt. Ins Innerste, den „roten Würfel“, darf nur eine Handvoll Datenwärte­r, nach aufwendige­m Sicherheit­scheck und durch eine Schleuse. Akkreditie­rte Forscher erhalten Zutritt in den „gelben Bereich“zum Sichten bestimmter aktueller Daten – allerdings ohne eigenen Laptop oder Datenstick. Für den Zugriff von außen können Wissenscha­ftler jeweils nur Mini-datensets beantragen, aus denen sich keine Identitäte­n rekonstrui­eren lassen.

Im besten Fall, so hoffen die Forscher, wird das Projekt ab 2020 erste nuancierte Antworten geben können. Etwa darauf, wie Armut sich auf die Hirnentwic­klung kleiner Kinder auswirkt oder welche Umwelteinf­lüsse zur Entstehung von Alzheimer und Krebs beitragen. „Wir erstellen eine Landkarte. Und diese Landkarte wird für die Gesellscha­ft hilfreich sein – wobei jeder Einzelne entscheide­n muss, ob er wissen möchte, wo er auf dieser Karte steht.“Das Projekt werde sich mit fortschrei­tender Technologi­e und den sich daran anpassende­n Menschen noch weiterentw­ickeln. „Die Wahrschein­lichkeit, dass ich sein Ende noch erlebe, ist ziemlich gering“, sagt Glimcher, 55. HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

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