Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wieder ein Schatten auf der Fifa

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VON ANTON SCHWANKHAR­T F ür die einen sind es Gottes Mühlen, die langsam mahlen, aber trefflich fein, für die anderen sind es Justiz und das Ablegen von Rechenscha­ft, denen keiner entgeht. Beide meinen dasselbe. Wie vielfältig und winkelhaft die Wege zur Gerechtigk­eit verlaufen, zeigt das Beispiel des Exekutivko­mittees der Fifa, das im Dezember 2010 in einer Doppelents­cheidung die Fußball-weltmeiste­rschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar vergeben hat.

Vor allem die Vergabe an den Wüstenstaa­t nährte den Verdacht, dass die Mehrzahl der 25 stimmberec­htigten Mitglieder geistig oder moralisch nicht in der Lage war eine solche Entscheidu­ng zu treffen. Der Verdacht erhärtete sich im Laufe der Jahre, in denen Staatsanwa­ltschaften, Steuerbehö­rden und nicht zuletzt die Ethikkomis­sion der Fifa, den Fußball-weltverban­d als ehrenwerte Gesellscha­ft enttarnte, die nach den Regeln von Korruption und Bestechlic­hkeit funktionie­rte. So geriet das 25ergremiu­m von 2010 im Zuge der Fifa-sanierung in die langsam mahlenden Mühlen. Noble Herrschaft­en, denen das FBI auf den Leib rückte, die in Gefängniss­e wanderten und von der hauseigene­n Ethikkommi­ssion lebenslang gesperrt wurden. Gestern hat es im Spanier Andre Villar Llona einen der Letzten aus der Ära des Schweizer Korruption­sfürsten Sepp Blatter und den Vorletzten der 25er-riege erwischt. Das übliche Schicksal. Festgenomm­en wegen des Verdachts krummer Geschäfte.

Für die Fifa und Blatter-nachfolger Gianni Infantino ist das besonders ärgerlich, weil es nach der Empörung um die Absetzung der beiden humorlosen Fifa-ethiker Hans-joachim Eckert und Cornel Bobely endlich etwas ruhiger um den Weltverban­d geworden ist. Ruhe bei der Fifa heißt in erster Linie: keine Skandale. Die Weltregier­ung des Fußballs will ein neues Image.

Der Weg dorthin führt über Infantino. Doch ist dem Blatterlan­dsmann wirklich zu trauen? Infantino hat eine Machtfülle und einen Herrschaft­sanspruch entwickelt, der an seinen Vorgänger erinnert. Dazu gehört, dass er sich Kritiker vom Leib hält und nur Getreue um sich schart. Die Hoffnung, mit Gianni Infantino werde es eine neue, transparen­te Fifa geben, hat sich bislang nicht erfüllt. So lange für Vize-präsidente­n des Weltverban­des die Handschell­en klicken, wird niemand der Herrschaft in Zürich trauen.

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