Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Modesommer blüht noch einmal auf
Fashion Bald macht der Handel mit der üblichen Rabattschlacht Platz für die Herbstkollektionen. Doch welche Trends bleiben länger als diese Saison stabil? Frauen machen mit Blumen wenig falsch und für Männer brechen weitere Zeiten an
Dieses Jahr hat der Sommer bislang seinen Namen verdient, doch in den meisten Läden geht er bald zu Ende, um Platz für die Herbstmode zu machen. Rabatte, Schlussverkauf und „Sale“locken die kommenden Wochen immer mehr. Doch was ist im Trend und lässt sich vielleicht noch nächste Saison tragen? In der Frauenabteilung findet man in diesem Jahr Blumenmuster besonders häufig im Handel. Kein Wunder: Dieses Design wirkt weiblich. Blumen sind ein Klassiker unter den Mustern – und eigentlich waren sie nie out.
Blumenmuster waren lange Zeit ein Zeichen von Wohlstand – damals, als florale Dessins noch gewebt oder von Hand gestickt wurden. Als der Schotte John Bell 1783 die Walzendruckmaschine erfand, war die Modegeschichte einen Schritt weiter auf ihrem Weg, Blütenmuster für jeden erschwinglich zu machen. Seither kamen sie kaum aus der Mode.
Und auch auf der Berliner Fashion Week, die Anfang Juli den Blick schon weit nach vorn auf den Sommer 2018 vorauswarf, waren florale Drucke fast überall zu sehen. Gern auch ausgefallen mit exotischen Blüten in Knallfarben. Das Risiko ist also gering, dass man mit einem Flower-stück im nächsten Sommer völlig danebenliegt.
„In dieser Saison tauchen Blumenmuster vor allem auf zwei Stoffen auf“, erklärt die Hamburger Stylistin Ritchie Karkowski den Trend der diesjährigen Sommermode. „Zum einen auf leichten, semitransparenten Materialien wie Batist oder dünne Baumwolle. Diese werden mit Blüten in ganz unterschiedlichen Farben und Formen bedruckt.“Darunter sind große, künstlerisch anmutende Blumen, aber auch verspielte Millefleurs. Bei der anderen Variante handelt es sich um gestickte Blumen, die vor allem auf festen Stoffen wie Leinen und sogar Demin auftauchen.
Rein farblich war in der Saison 2017 alles erlaubt: „Man kann sich für Blüten in zarten Tönen auf neutralen Fonds wie etwa Cremefarben entscheiden oder es aber richtig bunt treiben“, sagt Karkowski. Auch stilistisch gingen die Designer mit Blumenmustern in dieser Saison neue Wege. „So tauchen Blumen oft auf den sogenannten Culottes auf – weit geschnittenen Hosen, die viel- fach knapp unter dem Knie enden“, berichtet die Berliner Shopping-beraterin Andrea Lakeberg aus Berlin. „Zusammen mit einem unifarbenen, schlichten Top gibt das einen ganz neuen Look.“
Wer es etwas extravaganter mag, der findet im Handel Kombinationen von Blütendessins mit anderen Mustern, etwa Tiermustern wie die Punkte des Leoparden. „Auch Blüten in Kombination mit Streifen sind derzeit sehr angesagt“, sagt Lakeberg. Für besonders Mutige empfiehlt die Stil-beraterin die Kombination aus einer Blumenbluse oder einem -kleid, über das ein Lingerietop gezogen wird.
Aber es muss nicht immer die Romantik-schiene im Zusammenhang mit Blumen sein, findet die Berliner Stilberaterin Stephanie Zarnic: „Auch für Frauen, die normalerwei- nicht zu den Romantikerinnen gehören, finden sich jetzt Blumenteile, die sich prima in die Garderobe einfügen.“Auch ein blumiger Tellerrock sieht zu einer Bikerjacke aus Leder und einem schlichten Shirt weniger mädchenhaft aus. Eine blumige Caprihose mit einem lässigen Grobstrickpullover wirkt sportlich.
Eigentlich kann man mit Blumenmustern nichts falsch machen – schlicht, weil es sie in einer derartigen Vielfalt gibt, dass jede Frau das für sie Richtige findet. Dennoch sollte man auf einige Dinge achten. Da ist etwa eine der wichtigsten Stilregeln, dass kleine Frauen besser zu kleinen Blüten greifen, während große, schlanke Frauen gerne auch große Blumenmuster tragen können, erklärt Zarnic.
„Frauen mit einer Y-silhouette, also breiten Schultern und ansonsten schmalem Körper, setzen florale Muster am besten ab der Hüfte ein“, rät die Expertin weiter. „Sie können weite, lange Hosen und Maxivarianten wählen.“Und: Die Blumenmuster sollten zum Saum hin größer werden, zur Taille hin kleiner.
Ein anderes Beispiel: Frauen mit Kurven sollten am besten dunklere Farben wählen, die Ton in Ton kombiniert werden. „Besonders gut sind fließende Stoffe, die die Figur umschmeicheln.“Aber Tellerröcke mit Blumenprints tragen auf. Daher rät Zarnic: „Lieber ein geblümtes Oberteil wählen, das von einer breiteren Hüfte ablenkt.“
Und möchte die Frau von der üppigen Körpermitte ablenken, greift sie am besten zu Kleidung mit geraden schmaleren Schnitten in dunkleren Unis. Dazu trägt sie offen eise nen leicht taillierten Mantel mit dreiviertellangen Ärmeln. „Somit entsteht eine dunkle Vertikallinie, die die Frau schlanker erscheinen lässt“, erläutert Zarnic.
Und eher knabenhafte Figurtypen? „Diese Frauen dürfen gerne bunte Kontraste wählen, auch können die Stoffe dicker und schwerer sein“, erklärt die Modeberaterin. „So könnte man einen ausgestellten Blumenrock mit einer Bikerjacke kombinieren oder eine Blümchenschluppenbluse zu einer strengen Herrenhose.“Und hier gilt: An diesem Figurtyp sollten die Muster auf Kleidern zur Taille hin kleiner werden, das lässt ihn schmaler und zierlicher wirken.
Und bei der Männermode? Hier geht der Trend wieder zu mehr Weite. Zwar liegen derzeit die größeren Kleidungsstücke in den Regalen noch dezent neben den eng geschnittenen, das werde sich aber nach und nach ändern, erklärt René Lang, Präsident des Netzwerks deutscher Modedesigner. „Die Sakkos sind an den Schultern weiter geschnitten,
In der Herrenmode kehrt der italiensche Stil zurück
und auch die Hosen bekommen mehr Volumen.“Allerdings erwartet die Branche, dass bei den Hemden weiterhin im Schnitt „slim“in Mode sein wird.
Das klassische Hemd bekommt dabei aber immer mehr Konkurrenz im Zuge des Sportswear-trends vom Polo und Longsleeve. Außerdem machen neue weiche, leichte Baumwoll-materialien und anderweitige Textilmischungen aus dem eng geschnittenen T-shirt einen Oberhemd-ersatz. „Die schmal geschnittene Hose bleibt dabei Mainstream“, sagt der Modekritiker Bernhard Roetzel.
Zudem gewinnt der italienische Stil wieder mehr Gewicht – und mit ihm Qualität. „Es gibt jene Männer, die die Eleganz wiederentdecken, die sich abgrenzen wollen von der Masse“, sagt der Modekritiker Roetzel. Insbesondere bei jungen Männern komme der Wunsch nach Urtümlichkeit und Qualität auf. „Sie sehnen sich nach Stoffen, die wie solche aussehen, die Struktur und Griff haben.“Roetzel zählt auf: „Wir sprechen hier von Leinenstoffen, Leinen-seide-gemischen, Canvas-stoffen, Blousons und Sakkos mit Blasebalgtaschen.“