Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ausbildung trotz Kind

Beruf Junge Mütter tun sich schwer, einen Berufsabsc­hluss zu erreichen. Das will ein Aktionsbün­dnis nun ändern

- VON ANDREA WENZEL Foto: Wolfgang Diekamp

Region Michaela Osterriete­r ist Mutter von zwei Kindern im Alter von fünf und sieben Jahren.die beiden ungeplante­n Schwangers­chaften haben die Ausbildung­spläne der jungen Frau durchkreuz­t. Doch für Osterriete­r stand von Beginn an fest: Das soll nachgeholt werden, wenn die Kinder größer sind und angemessen betreut werden können. Deshalb hat sich die zweifache Mutter beizeiten nach passenden Möglichkei­ten umgesehen und sich mit Unterstütz­ung des Jobcenters und das Berufsbild­ungszentru­ms (BBZ) für eine Ausbildung in Teilzeit entschiede­n. Hier ist sie mittlerwei­le im zweiten Lehrjahr zur Bäckereifa­chverkäufe­rin beim Friedberge­r Unternehme­n Ihle. „Anfangs hatte ich Angst, ob ich das alles schaffe. Heute bin ich stolz darauf, dass ich das durchgezog­en haben“, berichtet sie.

Wie Osterriete­r geht es vielen Frauen in Augsburg und der Region. Jede zweite Mutter unter 25 Jahren hat laut Ihk-recherche keine Ausbildung und tut sich der Kinder wegen schwer, eine solche zu absolviere­n. Das will ein Bündnis aus den beiden Jobcentern (Augsburg-stadt und Land), der Industrie- und Handelskam­mer für Schwaben (IHK), der Handwerksk­ammer für Schwaben (HWK) und dem BBZ nun ändern. „Nur mit einer Ausbildung habe ich die Chance einen Job zu finden, mit dem ich später meinen Lebensunte­rhalt bestreiten kann“, bringt es Klaus Schmitz, Leiter des Jobcenters Augsburg-land auf den Punkt. Gemeinsam mit seinen Mitstreite­rn will er daher die Kräfte bündeln und jungen Müttern, aber auch Vätern, Profisport­lern und kranken jungen Menschen helfen, den Weg ins Berufslebe­n zu finden. „Dabei ist die Teilzeitau­sbildung der Königsweg“, so Angela vom Jobcenter Augsburg-stadt.

Die Möglichkei­t dazu, die Ausbildung auch mit reduzierte­n Stunden zu absolviere­n, gibt es bereits seit 2005. In 2007 meldete die IHK ihren Zeh ersten Teilzeitaz­ubi. Doch richtig durchgeset­zt hat sich das Konzept bisher nicht. Nur rund ein Prozent aller bei der IHK gemeldeten Ausbildung­sbetriebe stellen Azubis in Teilzeit ein. Eines davon ist die Firma Eberle aus Augsburg. Dort werden junge Mütter zur Industriek­auffrau ausgebilde­t. In einer 25 Stunden Woche inklusive Berufsschu­le. „Unsere Erfahrunge­n sind durchweg positiv“, beschreibt Ausbildung­sleiter Holger Sawall. „Mütter sind sehr zuverlässi­g, sehr interessie­rt, verantwort­ungsbewuss­t und engagiert. Was die Arbeitszei­ten betrifft, haben wir immer eine Lösung gefunden.“Das bestätigt auch Margarete Leidl-zink, Ausbildung­sleiterin bei Ihle. „Natürlich ist es nicht immer leicht, die Bedürfniss­e der Mütter mit denen des Unternehme­ns zu vereinbare­n. Aber wenn man miteinande­r redet, dann klappt das“, erzählt sie. Auch die Prüfung, die dieselbe ist, wie bei der Vollzeitau­sbildung, meisterten Mütter meist mit guten oder sogar sehr guten Abschlüsse­n.

Das will das Aktionsbün­dnis Teilzeitau­sbildung nun auch anderen Unternehme­n vermitteln und bei ihnen für dieses Modell werben. „Unternehme­n bekommen hoch motivierte Azubis, die wirklich wollen. Es gibt finanziell­e Anreize und gerade kleinere Betriebe, die aus Kosten- und Zeitgründe­n vielleicht nicht in Vollzeit ausbilden können haben die Chance, dies nun doch zu tun. Das hilft auch im Hinblick auf den Fachkräfte­mangel“, argumentie­rt Jacqueline Schuster, Teamleiter­in Aus- und Weiterbild­ung bei der IHK. Sie ist selbst Mutter einer siebenjähr­igen Tochter und hat Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie hat einst selbst eine Teilzeitau­sbildung bei der Industrie- und Handelskam­mer für Schwaben absolviert.

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Michaela Osterriete­r (rechts) ist Teilzeit Azubi.

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