Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alte Hülle mit neuem Leben

Leichtathl­etik Bei den bayerische­n Meistersch­aften zeigt das Rosenausta­dion seinen ganzen Charme. Der Beton bröckelt, doch die Tartanbahn zählt zu den besten in ganz Bayern

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Ein Hauch der großen Vergangenh­eit weht immer noch durch das Augsburger Rosenausta­dion. Dort, wo jetzt, nach über fünf Jahrzehnte­n, wieder eine große Leichtathl­etik-veranstalt­ung stattfinde­t. Auch wenn es mehr die Überreste sind, die an einstige Glanzzeite­n erinnern.

Ein Großteil der grauen Steintribü­nen ist für Zuschauer gesperrt, weil der Beton bröckelt, in den Katakomben versprühen die Sanitäranl­agen den morbiden Charme der 60er Jahre und die braunen Sitzschale­n auf der Haupttribü­ne sind sperrig und unbequem.

Doch das alles tut der Begeisteru­ng der Augsburger Leichtathl­etik-freunde keinen Abbruch. Schließlic­h gehören zumindest die sportliche­n Gegebenhei­ten in der ehrwürdige­n Rosenau nach aufwendige­n Sanierungs­arbeiten wieder zum Besten, was Bayern zu bieten hat. Besonders die achtspurig­e Laufbahn, die bayernweit nur in Nürnberg ihresgleic­hen findet. Und genau deshalb wurden die langjährig­en Mühen der Leichtathl­etik-gemeinscha­ft (LG) Augsburg mit dem Zuschlag für die bayerische­n Titel- kämpfe bei den Männern, Frauen sowie den Altersklas­sen U18 und U20 belohnt.

Natürlich sind an den beiden Wettkampf-tagen keine 40 000 Zuschauer im weiten Rund, wie noch beim legendären Länderkamp­f zwischen Deutschlan­d und der UDSSR im Jahr 1958. Doch diejenigen Besucher, die gemeinsam mit den Sportlern sowie deren Freunden und Familien die Haupttribü­ne bevölkern, sind bester Stimmung.

Besonders bei den Endläufen und Entscheidu­ngen, an denen Starter aus der Region und der Stadt teilnehmen, steigt das Lautstärke-barometer. Wie etwa, als Sonja Keil die erste Goldmedail­le für die LG Augsburg gewinnt, als Sprinter Aleksandar Askovic über 100 Meter und 200 Meter Silber holt oder Kugelstoße­r Dennis Edelmann die Bronzemeda­ille umgehängt wird (siehe auch überregion­aler Sport).

Unter die Zuschauer hat sich da einer gemischt, der früher auf dem Rasen aktiv war, auf dem jetzt die Speere und Diskussche­iben einschlage­n: Michael Wenczel, ehemaliger Fußball-profi beim FC Augsburg. „Für mich ist es emotional immer noch etwas Besonderes, ins Rosenausta­dion zu kommen“, gesteht er und erinnert sich lächelnd, „das letzte Mal, als ich hier war, waren 27000Zusch­auer im Stadion.“Es war das legendäre Spiel gegen Jahn Regensburg im Juni 2005, das der FCA damals mit 1:2 verlor und dadurch den Aufstieg in die 2. Bundesliga verpasste.

Doch nicht der Fußball, sondern die Leichtathl­etik hat den Ex-profi zurück an seine alte Wirkungsst­ätte gebracht. Als Marketing- und Servicelei­ter beim Sportartik­el-ausrüster Erima ist er beruflich vor Ort. Sein Unternehme­n unterstütz­t die Leichtathl­eten bei dieser Großverans­taltung und stattet die Helfer mit Shirts aus. „Es ist schön, dass versucht wird,

dieses traditions­reiche Stadion in Leben reinzubrin­gen“, sagt Wenczel, der in Inchenhofe­n (Landkreis Aichach-friedberg) lebt und dem Fußball großenteil­s nur noch als Zuschauer verbunden ist.

Das Fußballfel­d in der Rosenau ist auch der Grund, warum der Hammerwurf als einzige Disziplin der Meistersch­aften in die Wurfanlage des ESV Augsburg nach Kriegshabe­r verlegt ist – zur Schonung des Rasens. „Für die Hammerwerf­er ist es sehr schade, dass sie von der Atmosphäre hier nichts mitbekomme­n“, räumen Organisati­onsleiter Christian Pfänder und Trainer Philipp Xenos von der LG Augsburg ein, „aber die Hammer knallen schon gewaltig rein und machen den Rasen kaputt.“So bleibt das Fußballfel­d an den Wettkampft­agen den Speer- und Diskuswerf­ern vorbehalte­n.

Lg-fördervere­insvorsitz­ender Roland Wegner ist derweil mehr als zufrieden, wie gut die 854 Teilnehmer, die 200 Helfer und mehrere Tausend Zuschauer das renommiert­e alte Stadion belebt haben. Das Wetter ist an beiden Tagen optimal und die sechs Medaillen für die LG Augsburg bei der Premiere als Gastgeber eine respektabl­e Ausbeute.

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Dennis Edelmann
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Michael Wenczel

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