Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So sieht der Zeitplan für die Uni Klinik aus
Medizin Bis die ersten Studenten 2019 kommen, ist noch viel zu tun. Was die Umwandlung des Klinikums für die Patienten bedeutet und ab wann die ersten Gebäude des neuen Campus stehen sollen
Region Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, den das Klinikum und die Universität in den kommenden zwei Jahren vor sich haben: Im Oktober 2019 werden die ersten Medizinstudenten auf der Matte stehen, ohne dass jetzt schon Gebäude für sie bereitstehen oder Lehrstühle besetzt sind. In der Anfangszeit werden die Studenten im alten Kinderkrankenhaus untergebracht werden. „Die Planungen laufen mit Hochdruck“, sagt Dr. Renate Linné, zuständig am Klinikum für den Aufbau der Uniklinik. Ab Oktober starten die Bauarbeiten. Das Ausweichgebäude wird benötigt, bis das erste Gebäude auf dem Medizincampus 2022/23 fertig ist. Parallel werden jetzt die ersten Lehrstühle besetzt.
Denn die Chefärzte von Anästhesie (Prof. Helmuth Forst) und Gynäkologie (Prof. Arthur Wischnik) gehen bald in Ruhestand, ihre Nachfolger werden schon Lehrstuhlinhaber an der Uni sein. Im Herbst werden die vorklinischen Professuren, wo gewissermaßen die „Grundausbildung“der Studenten läuft, ausgeschrieben. Bis ein Professor gefunden ist, wird es jeweils ein Jahr dauern. „Wir werden uns daran messen lassen müssen, wie viele Professoren kommen“, sagt Prof. Martina Kadmon, Gründungsdekanin der Fakultät.
Dem Klinikum, aktuell noch in Trägerschaft von Stadt und Landkreis Augsburg, steht in den kommenden Jahren ein Kraftakt bevor. Neuer Eigentümer und Betreiber des Hauses wird zum 1. Januar 2019 der Freistaat Bayern werden, parallel bekommt das Klinikum zur Patientenversorgung noch die Aufgabe, Medizinstudenten auszubilden und Forschung zu betreiben. Für die Patienten wird sich wohl gar nicht so viel ändern, außer dass sie mit mehr Medizin-studenten in Be- rührung kommen. „Was wir heute anbieten, ist das Niveau einer Uniklinik. Wir machen High-end-medizin“, so Chefarzt Prof. Matthias Anthuber. Gleichzeitig sei das Haus auch für Grundversorgung zuständig. „Das kann der Vorteil für Patienten sein: Neue Behandlungsansätze kommen dort schnell an.“
Zehn bis 15 Jahre wird es dauern, bis die Fakultät mit dann 1500 Studenten voll läuft. „Wir werden noch einige Hürden zu meistern haben“, sagt Vorstands-vorsitzender Alexander Schmidtke. Die Dimensionen des Projekts seien vielen nicht bewusst. Gleichzeitig zum ganzen Umbau wird der wirtschaftliche Druck am Klinikum hoch bleiben. Der Spar- und Konsolidierungskurs sorgt bei Ärzteschaft und Pflegeper- sonal seit Jahren für vernehmbares Rumoren. Man dürfe das Klinikum nicht kaputtsparen, hieß es beispielsweise in einem Brief der Ärzte vor einem Jahr. Bei den Ärzten ist ein leichter Personalabbau geplant, bei den Pflegekräften sollen neue Mitarbeiter dazukommen. Für den Moment haben sich die Wogen nach außen geglättet. „Es geht um keine Ökonomisierung der Medizin, weil wir keinen Gewinn machen müssen. Aber wir sollen auf eigenen Füßen stehen“, so Schmidtke. Dies sei auch die Erwartung des Freistaats an andere Uni-kliniken.
Wie berichtet sieht die Übernahmevereinbarung vor, dass Stadt und Landkreis Augsburg die Altschulden des Klinikums weiter abtragen müssen. Diese liegen aktuell noch bei 120 Millionen Euro. Zudem werden sie sich auch nach dem Trägerwechsel 2019 mit maximal 65 Millionen Euro an der bis dahin noch nicht abgeschlossenen Generalsanierung beteiligen müssen.
„Wir stehen also finanziell weiter in der Verantwortung“, so Landrat und Verwaltungsrats-vorsitzender Martin Sailer (CSU) bei einer öffentlichen Diskussion der Landkreis-csu zur Uni-klinik am Dienstagabend in der Neusässer Stadthalle. Zwar bietet die Uni-klinik viele Chancen wie 1000 neue Arbeitsplätze in Forschung und Lehre sowie die Möglichkeit der Ansiedlung von medizinnahen Firmen. Für den jetzt schon knappen Wohnungsmarkt in der Region sind neue Mitarbeiter und Studenten aber ein Problem. „Darauf werden wir reagieren müssen“, sagt Sailer. Konkrete Planungen für eine Studentenstadt am Klinikum gibt es noch nicht, allerdings sieht auch die Stadt Augsburg die Notwendigkeit neuer Wohnungen in Klinikumsnähe.
Der Anbau-west mit der neuen Intensivstation soll ab November 2019 in Betrieb gehen, ab 2021 steht die Sanierung des mehr als 30 Jahre alten vierflügeligen Bettenhochhauses an. Ganze Stationen müssen dann zeitweise umziehen. Fertig soll die Generalsanierung, die mit der Erneuerung des Op-trakts 2012 begonnen hatte, im Jahr 2028 sein. In der Vergangenheit war von 350 Millionen Euro Gesamtvolumen die Rede, momentan werden die aktuellen Kosten ermittelt.