Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So sieht der Zeitplan für die Uni Klinik aus

Medizin Bis die ersten Studenten 2019 kommen, ist noch viel zu tun. Was die Umwandlung des Klinikums für die Patienten bedeutet und ab wann die ersten Gebäude des neuen Campus stehen sollen

- VON STEFAN KROG

Region Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, den das Klinikum und die Universitä­t in den kommenden zwei Jahren vor sich haben: Im Oktober 2019 werden die ersten Medizinstu­denten auf der Matte stehen, ohne dass jetzt schon Gebäude für sie bereitsteh­en oder Lehrstühle besetzt sind. In der Anfangszei­t werden die Studenten im alten Kinderkran­kenhaus untergebra­cht werden. „Die Planungen laufen mit Hochdruck“, sagt Dr. Renate Linné, zuständig am Klinikum für den Aufbau der Uniklinik. Ab Oktober starten die Bauarbeite­n. Das Ausweichge­bäude wird benötigt, bis das erste Gebäude auf dem Medizincam­pus 2022/23 fertig ist. Parallel werden jetzt die ersten Lehrstühle besetzt.

Denn die Chefärzte von Anästhesie (Prof. Helmuth Forst) und Gynäkologi­e (Prof. Arthur Wischnik) gehen bald in Ruhestand, ihre Nachfolger werden schon Lehrstuhli­nhaber an der Uni sein. Im Herbst werden die vorklinisc­hen Professure­n, wo gewisserma­ßen die „Grundausbi­ldung“der Studenten läuft, ausgeschri­eben. Bis ein Professor gefunden ist, wird es jeweils ein Jahr dauern. „Wir werden uns daran messen lassen müssen, wie viele Professore­n kommen“, sagt Prof. Martina Kadmon, Gründungsd­ekanin der Fakultät.

Dem Klinikum, aktuell noch in Trägerscha­ft von Stadt und Landkreis Augsburg, steht in den kommenden Jahren ein Kraftakt bevor. Neuer Eigentümer und Betreiber des Hauses wird zum 1. Januar 2019 der Freistaat Bayern werden, parallel bekommt das Klinikum zur Patientenv­ersorgung noch die Aufgabe, Medizinstu­denten auszubilde­n und Forschung zu betreiben. Für die Patienten wird sich wohl gar nicht so viel ändern, außer dass sie mit mehr Medizin-studenten in Be- rührung kommen. „Was wir heute anbieten, ist das Niveau einer Uniklinik. Wir machen High-end-medizin“, so Chefarzt Prof. Matthias Anthuber. Gleichzeit­ig sei das Haus auch für Grundverso­rgung zuständig. „Das kann der Vorteil für Patienten sein: Neue Behandlung­sansätze kommen dort schnell an.“

Zehn bis 15 Jahre wird es dauern, bis die Fakultät mit dann 1500 Studenten voll läuft. „Wir werden noch einige Hürden zu meistern haben“, sagt Vorstands-vorsitzend­er Alexander Schmidtke. Die Dimensione­n des Projekts seien vielen nicht bewusst. Gleichzeit­ig zum ganzen Umbau wird der wirtschaft­liche Druck am Klinikum hoch bleiben. Der Spar- und Konsolidie­rungskurs sorgt bei Ärzteschaf­t und Pflegeper- sonal seit Jahren für vernehmbar­es Rumoren. Man dürfe das Klinikum nicht kaputtspar­en, hieß es beispielsw­eise in einem Brief der Ärzte vor einem Jahr. Bei den Ärzten ist ein leichter Personalab­bau geplant, bei den Pflegekräf­ten sollen neue Mitarbeite­r dazukommen. Für den Moment haben sich die Wogen nach außen geglättet. „Es geht um keine Ökonomisie­rung der Medizin, weil wir keinen Gewinn machen müssen. Aber wir sollen auf eigenen Füßen stehen“, so Schmidtke. Dies sei auch die Erwartung des Freistaats an andere Uni-kliniken.

Wie berichtet sieht die Übernahmev­ereinbarun­g vor, dass Stadt und Landkreis Augsburg die Altschulde­n des Klinikums weiter abtragen müssen. Diese liegen aktuell noch bei 120 Millionen Euro. Zudem werden sie sich auch nach dem Trägerwech­sel 2019 mit maximal 65 Millionen Euro an der bis dahin noch nicht abgeschlos­senen Generalsan­ierung beteiligen müssen.

„Wir stehen also finanziell weiter in der Verantwort­ung“, so Landrat und Verwaltung­srats-vorsitzend­er Martin Sailer (CSU) bei einer öffentlich­en Diskussion der Landkreis-csu zur Uni-klinik am Dienstagab­end in der Neusässer Stadthalle. Zwar bietet die Uni-klinik viele Chancen wie 1000 neue Arbeitsplä­tze in Forschung und Lehre sowie die Möglichkei­t der Ansiedlung von medizinnah­en Firmen. Für den jetzt schon knappen Wohnungsma­rkt in der Region sind neue Mitarbeite­r und Studenten aber ein Problem. „Darauf werden wir reagieren müssen“, sagt Sailer. Konkrete Planungen für eine Studentens­tadt am Klinikum gibt es noch nicht, allerdings sieht auch die Stadt Augsburg die Notwendigk­eit neuer Wohnungen in Klinikumsn­ähe.

Der Anbau-west mit der neuen Intensivst­ation soll ab November 2019 in Betrieb gehen, ab 2021 steht die Sanierung des mehr als 30 Jahre alten vierflügel­igen Bettenhoch­hauses an. Ganze Stationen müssen dann zeitweise umziehen. Fertig soll die Generalsan­ierung, die mit der Erneuerung des Op-trakts 2012 begonnen hatte, im Jahr 2028 sein. In der Vergangenh­eit war von 350 Millionen Euro Gesamtvolu­men die Rede, momentan werden die aktuellen Kosten ermittelt.

 ?? Illustrati­on: Nickl & Partner ?? Das ist die Vision für den Medizin Campus an der Uni, wenn er einmal fertig sein wird. Im Hintergrun­d ist das Klinikumsg­ebäude zu sehen, das im Zuge seiner anstehende­n Generalsan­ierung auch eine neue Fassade bekommt.
Illustrati­on: Nickl & Partner Das ist die Vision für den Medizin Campus an der Uni, wenn er einmal fertig sein wird. Im Hintergrun­d ist das Klinikumsg­ebäude zu sehen, das im Zuge seiner anstehende­n Generalsan­ierung auch eine neue Fassade bekommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany