Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Seit 125 Jahren eine Heimat für Schüler
Bildung Das Maria-theresia-gymnasium feiert sein Jubiläum mit einer Abiturientin aus dem Jahr 1933 und Anekdoten von Bertolt Brechts Liebschaften. Für die Zukunft gibt es eine gute Nachricht
Für Wilhelmine Schaefer war das Maria-theresia-gymnasium ihre „Heimat“. Die Mutter tot, die ältere Schwester im Beruf, der Vater viel beschäftigt bei den Lechwerken – wenn sich eine der ältesten Augsburgerinen an ihre Zeit an der Schule zurückerinnert, dann gerne und gut. Die Erinnerungen der 103-Jährigen waren gestern gefragt: Das Maria-theresia-gymnasium (MTG) feierte mit einem Festakt mit zahlreichen Einlagen von aktuellen und ehemaligen Schülern und einem anschließenden Schulfest sein 125-jähriges Bestehen. Im Jahr 1933 bestand Schaefer auf der damaligen Mädchenschule ihr Abitur. Es war eine unruhige Zeit. Hitler kam an die Macht. „Es war ein Umschwung zu spüren“, erzählt sie.
Das MTG hat viele Zeiten erlebt. „1892 wurde Coca-cola in Atlanta in Amerika gegründet, Hertha BSC in Berlin und das Maria-theresiagymnasium in Augsburg“, sagte der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Schwaben, Peter Kempf. Das Kaiserreich, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Aufnahme von Buben im Jahr 1979, die Einführung des Internets, die Etablierung von Wahlfächern, auch das Schulradio oder mehr Schulfahrten – die Schule hat in ihren 125 Jahren nicht nur deutsche Geschichte mit- erlebt, sondern auch den Wandel von Technik und Lehrinhalten, stellten unter anderem die Teilnehmer des P-seminars „Schuljubiläum“(Leitung: Manfred Herrle) in ihrem Vortrag in der Alten Turnhalle heraus. Der Ort, den auch der Augsburger Dramatiker Bertolt Brecht im Juli 1918 besuchte. Damals begleitete er seine Freundin Paula Banholzer zu ihrer Abschlussfeier. Brechtforscher Jürgen Hillesheim erzählte von dieser Zeit. Schon wenige Wochen später war Paula Banholzer von Brecht schwanger und wurde von ihren Eltern ins Allgäu geschickt. Dort kam Sohn Frank zur Welt, der im Zweiten Weltkrieg fiel. „Von Brecht gibt es zahlreiche Briefe, die er an Paula Banholzer schrieb. Doch literarisch viel bedeutsamer ist das Gedicht ,Erinnerung an die Marie A.‘, das an seine Liebe zu Marie Rose Amann erinnert. Sie war übrigens auch Schülerin des Maria-theresiagymnasiums“, sagte Hillesheim.
Historikerin und Autorin Martha Schad, die ebenfalls die Schule besuchte, hielt einen interessanten Vortrag über die Namensgeberin der Schule: Marie Therese, die letzte Königin Bayerns. Sie wurde 1913 gekrönt, im Jahr 1914 erhielt das MTG nicht nur einen Neubau, sondern die bürgerliche Töchterschule auch ihren Namen, unter der die Schule auch heute noch bekannt ist.
Platzmangel sei von jeher ein Thema an der Schule gewesen, betonten die Schüler in ihrem Vortrag. Das war damals so, das ist es auch heute noch. Doch da hatte Oberbürgermeister Kurt Gribl eine gute Nachricht für Schulleiter Jürgen Denzel, Lehrer, Schüler und Eltern dabei. Denn wenn die Alte Stadtbücherei abgerissen wird, fehlen der Schule Räume. Gribl kündigte an, dass es einen Erweiterungsbau östlich der Dillmann-villa (Frölichstraße) geben werde: „Derzeit wird die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs vorbereitet“, sagte Gribl. Neben dieser guten Nachricht hatte Wilhelmine Schaefer auch noch einen Ratschlag für die Schüler. Sie empfiehlt ihnen „lifetime Learning, lebenslanges Lernen“.