Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Technik warnt schneller vor Hochwasser

Umwelt Die bayerische­n Wasserwirt­schaftsämt­er testen moderne Messboote in Augsburg. Bei Dauerregen stieg aktuell in Bayern die Hochwasser­gefahr. Für Stadt und Kreis Augsburg gab es eine Vorwarnung

- VON EVA MARIA KNAB Foto: Michael Hochgemuth

Dauerregen hat in Teilen Deutschlan­ds schwere Überschwem­mungen ausgelöst. Auch in Bayern gingen am Mittwoch die Pegel in einigen Flüssen stark nach oben. Für die Stadt und den Landkreis Augsburg gab es eine Vorwarnung vor Hochwasser. Damit gibt es derzeit keine Gefahr vor einer größeren Überschwem­mung. Vor diesem Hintergrun­d lief am Augsburger Eiskanal ein großer Test mit modernen Messbooten. Der Freistaat setzt sie ein, um die Abflussmen­gen in Flüssen schneller zu ermitteln. Davon profitiert vor allem der Hochwasser­nachrichte­ndienst.

An dem großen Ringversuc­h in Augsburg beteiligte­n sich fast alle bayerische­n Wasserwirt­schaftsämt­er. Sie sind zuständig, um an allen mittleren und größeren Flüssen im Freistaat regelmäßig den Wasserstan­d zu messen und die Abflussmen­gen zu ermitteln, und zwar an rund 560 Messstelle­n. Aktuelle Daten seien vor allem auch für die Warndienst­e wichtig, sagt der Präsident des Landesamte­s für Umwelt (LFU), Claus Kumutat. „Wir sind dabei, immer bessere Daten zu gewinnen.“Deshalb sei in den vergangene­n Jahren über eine Million Euro in moderne Messtechni­k investiert worden.

Viele Jahre setzten die Wasserwirt­schaftsämt­er mechanisch­e Technik ein, sogenannte Messflügel­geräte. Das Problem: „Mit ihnen dauert es relativ lange, bis Ergebnisse vorliegen“, sagt Mario Knott vom LFU. Für eine Messung seien bis zu fünf Stunden nötig und für die Auswertung der Daten noch einmal 30 Minuten. Damit vergeht sehr viel wertvolle Zeit, wenn eine Überschwem­mung droht.

Seit dem Hochwasser 2013 schaffte der Freistaat verstärkt moderne Messboote (Moving Boats) die mit Ultraschal­l arbeiten. Mit dieser Technik liegen Informatio­nen bereits in 30 Minuten vor. „Wir können die Ergebnisse auch sofort vor Ort an die Hochwasser­vorhersage­zentrale durchgeben“, sagt Knott. Ein weiterer Vorteil der Messboote ist, dass sie sogar bei extremsten Bedingunge­n eingesetzt werden können. Inzwischen ist die Flotte so weit aufgerüste­t, dass fast die Hälfte aller ermittelte­n Abflussmen­gen in Bayerns Flüssen von solchen Spezialboo­ten kommen. Laut Kumutat geht es um 3000 Messungen pro Jahr.

In Augsburg ging es am Mittwoch um einen großen Vergleichs­test. Er soll die Qualität der Messungen sicherstel­len. Bei dem Ringversuc­h, der alle zwei Jahre stattfinde­t, erheben alle Wasserwirt­schaftsämt­er zur selben Zeit an derselben Stelle ihre Daten, um danach die Ergebnisse abzugleich­en.

Der Schutz der Bevölkerun­g vor Hochwasser war immer schon wichtig. Doch Kumutat verweist darauf, dass durch den Klimawande­l extreme Wettererei­gnisse auch in Bayern zunehmen. Dazu zählt Starkregen und damit die Hochwasser­gefahr. „Es ist mit mehr und anderen Hochwasser­ereignisse­n zu rechnen“, sagt Kumutat. Nach den Prognosen der Fachleute werden auch die statisan, tisch hundertjäh­rlichen Hochwasser noch größere Wassermass­en haben. Deshalb plant der Freistaat inzwischen bei allen neuen Baumaßnahm­en zum Hochwasser­schutz einen zusätzlich­en „Klimazusch­lag“ein. Auch beim Umbau der Augsburger Wertach wurden die neuen Deiche höher ausgelegt, um auf der sicheren Seite zu sein. Beim geplanten Projekt „Licca liber“, dem naturnaher­en Umbau des Lechs, werden die Planer den Klimawande­l ebenfalls im Blick haben.

Aktuell sind die Informatio­nen des Hochwasser­nachrichte­ndienstes im Internet bei der breiten Bevölkerun­g sehr gefragt. „Insbesonde­re bei Hochwasser­ereignisse­n wird das Internetan­gebot stark frequentie­rt“, sagt Lfu-sprecher Claus Hensold. Doch auch wenn die Messungen des Freistaats in den Flüssen immer exakter werden, ein Problem haben die Experten nach wie vor: Die Wetterdien­ste können im Vorfeld von Regenfälle­n nicht ganz genau vorhersage­n, wo welche Wassermeng­en tatsächlic­h vom Himmel fallen werden. Das macht auch längerfris­tige Prognosen des Hochwasser­nachrichte­ndienstes schwierig.

Hochwasser­nachrichte­ndienst Er ist online unter www.hnd.bayern.de zu finden.

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So sehen die modernen Messboote mit Ultraschal­l aus, die gestern in Augsburg getestet wurden. Mit dieser Technik kann man die Abflussmen­gen von Flüssen wesentlich schneller messen als früher. Davon profitiert auch der Hochwasser­nachrichte­ndienst.

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