Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburgs SPD Chefin im Clinch mit der Uni Spitze

Wahl

- VON JÖRG HEINZLE

Viele Studenten wollten den Mann sehen, der die FDP wieder groß machen will – zumindest so groß, dass es die Partei zurück in den Bundestag schafft. Der Konzertsaa­l der Augsburger Universitä­t war voll, als FDP-CHEF Christian Lindner am vergangene­n Freitag dort auftrat. Er sprach über die „deutsche Gründerkul­tur“. Aber er wurde von den Studenten auch zum Wahlprogra­mm der FDP befragt. Wegen dieses Auftritts ist die Augsburger Spd-vorsitzend­e Ulrike Bahr nun sauer. Sie wirft der Leitung der Uni vor, parteiisch zu sein.

Die Kritik hat es in sich. In einem offenen Brief an die Uni-präsidenti­n Sabine Doering-manteuffel schreibt die Spd-politikeri­n: „Hier betreibt die Universitä­tsleitung Augsburg selbst Parteipoli­tik und lässt nur diejenigen Parteien reden, die ihr genehm sind.“Der Hintergrun­d: Es geht Ulrike Bahr darum, dass ein für Mai geplanter Auftritt der Spd-europapoli­tikerin Maria Noichl in einem Raum der Universitä­t nicht erlaubt worden ist. Damals galt an der Uni noch die Regel, dass reine Parteivera­nstaltunge­n nicht gewünscht seien. Einen Antrag der Hochschulg­ruppe der Jusos – das ist die Nachwuchs-organisati­on der SPD – lehnte die Unileitung deshalb ab.

Ulrike Bahr, die bei der Wahl im September wieder in den Bundestag einziehen möchte, bemerkt in dem offenen Brief an die Uni-präsidenti­n: „Ich stelle also fest, dass in Ihrem Haus mit zweierlei Maß gemessen wird.“Doch ist das tatsächlic­h so? Will man an der Hochschule etwa keine Sozialdemo­kraten haben? Die Universitä­t antwortet ebenfalls mit einem offenen Brief. Vize-präsident Werner Schneider hat ihn unterschri­eben. Er widerspric­ht dem Vorwurf, parteiisch zu sein. Und er keilt zurück. Er wirft Ulrike Bahr vor, sie habe in ihrem Schreiben „leider nicht“den „tatsächlic­hen Sachstand“aufgegriff­en. Zwischen den Zeilen klingt damit der Verdacht an, die SPD-FRAU erzähle bewusst nicht die ganze Geschichte. Um womöglich auf Kosten der Universitä­t politisch zu punkten?

Eines erwähnt Ulrike Bahr in ihrem zweiseitig­en Beschwerde­brief tatsächlic­h nicht. Die Spd-europaabge­ordnete Maria Noichl konnte erst vor Kurzem doch noch in einem Hörsaal der Augsburger Universitä­t sprechen. Anfang Juli trat sie bei der Juso-hochschulg­ruppe auf und hielt dort laut Einladung einen Vortrag zum Thema „Gleichstel­lung der Geschlecht­er“. Die Spitze der Uni hatte das so erlaubt. Ebenso, wie sie auch Christian Lindners Auftritt genehmigte, der von der liberalen Hochschulg­ruppe organisier­t worden ist.

Dass die Universitä­t inzwischen nicht mehr so streng ist, was die Politiker-auftritte angeht, hat seinen Grund. Die Diskussion um die Absage der für Mai geplanten Jusoverans­taltung habe dazu geführt, dass man derzeit noch einmal neu über die Regeln für Politik-termine nachdenke, sagt Vize-präsident Schneider. Das geschehe bereits seit einiger Zeit, es sei aber noch nicht abgeschlos­sen. Solange es die neuen Regeln noch nicht gibt, werden erst einmal alle Veranstalt­ungen mit Parteipoli­tikern erlaubt. Sofern sie einen „hochschulp­olitischen Bezug“haben. Deshalb hätten nun im Juli sowohl die SPD-FRAU Maria Noichl wie auch der FDP-CHEF Christian Lindner auftreten können, so Werner Schneider.

Vor den Augsburger Studenten hat Christian Lindner gesagt, er wünsche sich ein Land „ohne Neid und Häme“. Von diesem Ziel, so scheint es, ist man auch in Augsburg noch ein ganzes Stück entfernt.

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Ulrike Bahr
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Christian Lindner

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