Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Straßenlär­m spaltet Augsburg und Stadtberge­n

Justiz Sport-campus des Post SV Augsburg braucht keine Lärm absorbiere­nde Fassade

- VON MICHAEL SIEGEL Foto: Ulrich Wagner

Augsburg/stadtberge­n Der Post SV Augsburg muss die Fassade seines im Bau befindlich­en Sport-campus nicht mit einer zusätzlich­en Lärm absorbiere­nden Schicht ausrüsten. Dieses Ergebnis einer Verhandlun­g vor dem dem Augsburger Verwaltung­sgericht teilte gestern Abend der Vereinsvor­sitzende Heinz Krötz mit. Geklagt hatten zwei Anwohner aus dem angrenzend­en Stadtberge­r Wohngebiet Fryar Circle sowie der Markt Stadtberge­n. Sie befürchten störende Lärm-reflexione­n von der Bundesstra­ße 17 durch das über zwölf Meter hohe Gebäude.

Zwei Privatpers­onen aus Stadtberge­n und die Stadt Stadtberge­n haben gegen die Stadt Augsburg geklagt. Diese habe es durch Befreiunge­n in ihrem Bebauungsp­lan für das Gebäude in der Pferseer Sheridanka­serne ermöglicht, dass im gegenüberl­iegenden Stadtberge­r Wohngebiet zusätzlich­er Straßenlär­m zu hören sein wird.

Lärm von der dazwischen liegenden Bundesstra­ße 17, auf der täglich mehrere zehntausen­d Autos fahren. Das Gelände der ehemaligen Sheridan-kaserne wird derzeit bebaut, unter anderem errichtet der Sportverei­n Post SV Augsburg einen Sportcampu­s mit einem Gebäude, das rund 90 Meter lang und 12,50 Meter hoch wird. Die Fassade eben diese Gebäudes könnte nach Befürchtun­g der Kläger Lärm in ihre Siedlung, auf ihr Grundstück, reflektier­en. Sie wünschen, dass der im Bau befindlich­e Sportcampu­s des Post SV Augsburg zumindest mit einer Lärm absorbiere­nden Fassade ausgerüste­t wird, um die Beeinträch­tigung möglichst gering zu halten.

Die beklagte Partei, die Stadt Augsburg, sieht durch ihre Befreiung vom Bebauungsp­lan für den Post SV keine spürbaren Auswirkung­en auf die Nachbarsch­aft gegeben. Sie müsste möglicherw­eise nachträgli­ch bauliche Änderungen vom Sportverei­n fordern.

Die Angelegenh­eit landete jetzt vor der 5. Kammer des Augsburger Verwaltung­sgerichtes. Hier durfte sich das Gericht um Vorsitzend­e Richterin Ingrid Linder in die Tiefen der Beurteilun­g von Lärmimmiss­ionen einarbeite­n, mit ihr mehr ein Dutzend Prozessbet­eiligte, darunter Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz.

Gutachter der Kläger- und der Beklagtens­eite gaben Stellungna­hmen ab, nachdem sie sich gegenseiti­g zugestande­n hatten, dass man im Grunde zu vergleichb­aren Ergebnisse­n komme. Aber die Kläger befürchten, dass sie vor allem unter sogenannte­n Pegelsprün­gen in der allgemeine­n Verkehrslä­rmkulisse zu leiden haben werden. Beginnend mit einem „Wumm“seien einzelne laute Fahrzeuge aus der allgemeine­n Geräuschku­lisse herauszuhö­ren, solange ihr Lärm von dem neuen Gebäude reflektier­t wird, erklärte Gutachter Gerhard Steger. Aufgrund solcher Pegelsprün­ge könne der Lärm durch Reflexione­n einer normalen Fassade um rund zwölf Dezibel A steigen, im Falle einer Lärm absorbiere­nden Fassade lediglich um die Hälfte.

Die Gutachter der Stadt Augsals burg verwiesen hingegen auf die alleinige Bedeutung des (juristisch verwertbar­en) sogenannte­n Beurteilun­gspegels, der geschaffen worden sei, um die abstrakte Materie fassbar zu machen. Dieser standardis­ierte Wert des Beurteilun­gspegels werde im konkreten Fall für die klagenden Anwohner durch das Gebäude des Post SV um rund ein halbes Dezibel A erhöht – das sei technisch messbar, vom Menschen aber nicht zu hören.

Ein Vergleich zwischen den klagenden Parteien fand vor Gericht nicht statt, anders als im vorangegan­genen Fall des nahe gelegenen Sheridan Tower, wo nach einer Klage eine Lärm absorbiere­nde Schicht angebracht wird. Unmittelba­r nach der Verhandlun­g wurde gestern kein Urteil verkündet, im Laufe des Tages wurde aber zumindest das Ergebnis „Klageabwei­sung“bekannt, so Vereinsvor­sitzender Heinz Krötz.

 ??  ?? Der Neubau eines Sportcampu­s des Augsburger Post SV (vorne im Bild) hat jetzt die Gerichte beschäftig­t. Zwei Nachbarn und die Stadt Stadtberge­n haben geklagt. Sie be fürchten eine erhöhte Lärmbelast­ung durch Schall, der auch von der B17 reflektier­t...
Der Neubau eines Sportcampu­s des Augsburger Post SV (vorne im Bild) hat jetzt die Gerichte beschäftig­t. Zwei Nachbarn und die Stadt Stadtberge­n haben geklagt. Sie be fürchten eine erhöhte Lärmbelast­ung durch Schall, der auch von der B17 reflektier­t...

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