Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bahnpark: Verwirrung um Brandbrief an Seehofer
Notfall Der schriftliche Hilferuf aus Augsburg ist verschwunden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz warnt unterdessen vor einem Verlust des historischen Ensembles
Wo steckt er nur? Ein Brandbrief des Augsburger Bahnparks an Ministerpräsident Horst Seehofer ist derzeit nicht aufzufinden. In der Staatskanzlei in München hieß es am Mittwoch, es sei kein derartiges Schreiben eingegangen. Der Geschäftsführer des Bahnparks sagt, der Brief sei durch einen Gewährsmann direkt an die Staatskanzlei weitergeleitet worden. Wo er steckengeblieben ist, konnte gestern niemand sagen.
In dem Schreiben hatte der Bahnpark Seehofer um Hilfe in Form einer schnellen Finanzspritze gebeten. Die gemeinnützige Betreibergesellschaft des historischen Eisenbahnschaugeländes im Hochfeld steckt in einer akuten Notlage. Die Einnahmen sind weggebrochen, weil der Bahnpark im Zuge eines aufwendigen Genehmigungsverfahrens der Regierung von Oberbayern für die Museumsnutzung des Eisenbahnbetriebsgeländes bis auf Weiteres weitgehend schließen musste. Bislang liefen Veranstaltungen im Bahnpark immer über Einzelgenehmigungen der Stadt.
Wie geht es jetzt weiter? Eine Sprecherin der Staatskanzlei in München sagte am Mittwoch auf Anfrage, der Brief aus Augsburg sei bislang nicht eingegangen. Deshalb könne man sich zur Sache nicht äußern. Dem Bahnpark droht unterdessen das Aus, wenn nicht schnell finanzielle und politische Unterstützung kommt.
Auf den besonderen Denkmalwert des historischen Bauensembles und die guten Perspektiven für die künftige Nutzung wies Peter Schabe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) hin. Der Bahnpark gehöre zur kulturellen Vielfalt Augsburgs, so der Referent.
Den Entscheidungsträgern der öffentlichen Hand sei aus seiner Sicht zu wünschen, dass sie den industriebauund technikgeschichtlichen Wert des Bahnparks noch mehr erkennen, um mit der Betreibergesellschaft und anderen unermüdlich Engagierten vor Ort ein wirtschaftlich tragfähiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Es gelte, den Verlust dieses Denkmalensembles zu verhindern.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat selber schon viel Geld in das Augsburger Projekt gesteckt. Sie beteiligte sich mit rund 161 000 Euro an der Sicherung des denkmalgeschützten Ringlokschuppens im Bahnpark.
„Die DSD hält dem Bahnpark jedenfalls die Treue“, teilte Schabe mit. Sie habe den Ringlokschuppen und die Dampflokhallen auf dem historischen Augsburger Eisenbahnschaugelände in ihr diesjähriges Monumente-reiseprogramm Bayern aufgenommen.