Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alte Unterführu­ng am Bahnhof verschwind­et

Verkehr Jahrzehnte­lang mussten Fahrgäste mit der Röhre ohne Aufzüge und Rolltreppe­n vorliebneh­men. Ab Montag ist sie gesperrt. Bis 2023 soll mit dem neuen Tunnel ein großzügige­r Ersatz entstehen. Was Fahrgäste jetzt wissen müssen

- VON STEFAN KROG

Die Bahn wird am Hauptbahnh­of nächsten Sonntag die zentrale Fußgängeru­nterführun­g zu den Bahnsteige­n dauerhaft sperren. Der unterirdis­che Durchgang, der jahrzehnte­lang der Hauptzugan­g zu den Gleisen war, wird bis Ende 2023 durch eine neue Röhre für Fußgänger und Straßenbah­nen ersetzt. Die Unterführu­ng ohne Aufzüge und Rolltreppe­n gilt schon seit etlichen Jahren nicht mehr als zeitgemäß. Als einzigen Komfort gab es an einigen Treppen Gepäcklauf­bänder. Der Zustand der Unterführu­ng war der Anlass für den momentan mit 159 Millionen Euro Investitio­nssumme veranschla­gten Bahnhofstu­nnel.

In der Nacht auf Montag werden die letzten Fahrgäste durch den Tunnel gehen. Er wird in den kommenden Jahren abgerissen. Ab Montag stehen für den Zugang zu den Gleisen nur noch die Süd-unterführu­ng und der im Frühjahr reaktivier­te Posttunnel (Eingang neben der Pferseer Unterführu­ng) zur Verfügung (siehe große Grafik).

Allerdings wurde der Mitteltunn­el seit April wenig genutzt, weil die Bahnhofsha­lle im Hauptgebäu­de seitdem gesperrt ist. Wie berichtet laufen dort aktuell die Vorbereitu­ngen für die Untertunne­lung des Gebäudes. Insofern ergeben sich für regelmäßig­e Bahnfahrer kommende Woche kaum Änderungen.

Wer nicht so häufig mit der Bahn unterwegs ist: Der Zugang zu den Ersatzunte­rführungen ist ausgeschil­dert. In den ersten Tagen nach der Sperrung werden zudem Mitarbeite­r von Bahn und Stadtwerke­n den Fahrgästen bei der Orientieru­ng helfen. Die bisherige Unterführu­ng wird einem knapp dreimal so breiten Bau weichen, der mit Aufzügen und teils Rolltreppe­n ausgestatt­et ist. Unter dieser Fußgängere­bene, die bis zum Sebastian-bucheggerp­latz ins Thelottvie­rtel durchgesto­chen wird, fahren und halten dann auch Straßenbah­nen (Linie 3 nach Stadtberge­n und künftige Linie 5 zum Klinikum). Die Linie 4 kehrt in einer unterirdis­chen Wendeschle­ife um. Die Pferseer Unterführu­ng wird ab 2023 von Straßenbah­nen frei sein.

Die Stadt und die Stadtwerke hatten diese „große“Lösung mit unterirdis­cher Tramhaltes­telle und enger Verzahnung von Regional-zügen und Straßenbah­n favorisier­t. Die Entscheidu­ng dafür fiel vor inzwischen rund zehn Jahren. Der Bahn, die „kein Eigeninter­esse“an der Maßnahme hat, hätte auch ein barrierefr­eier Ausbau der bestehende­n Unterführu­ng genügt. Der Löwenantei­l für den Bahnhofstu­nnel kommt aus Fördergeld­ern von Bund und Land.

Aus Fördergrün­den schnürten die Stadtwerke ein Maßnahmenp­aket namens „Mobilitäts­drehscheib­e“, in das neben dem Bahnhofstu­nnel auch der Kö-umbau und die Erweiterun­g des Tram-netzes gesteckt

Startschus­s für Bau eines neuen Bahnsteigs

wurden – der veraltete Tunnel war in den ganzen Diskussion­en, die von mehreren Bürgerbege­hren begleitet wurde, einer der Angelpunkt­e.

Die Sperrung der Mittelunte­rführung ist gleichzeit­ig der Startschus­s für den Bau des neuen Bahnsteigs F. Dieser Bahnsteig wird dem s-bahn-ähnlichen Verkehr künftig mehr Platz bieten, vor allem ist er in den nächsten Jahren aber als Ausweichba­hnsteig nötig.

Denn wenn der neue Tunnel unter den Personenba­hnsteigen gebaut wird, muss jedes Jahr ein Bahnsteig vorübergeh­end außer Betrieb genommen werden. Verzögerun­gen beim Baubeginn für den Bahnsteig F schoben auch die Fertigstel­lung des ganzen Bahnhofstu­nnels nach hinten. Laut einem alten Bauzeitenp­lan hätte der Tunnel bis 2019 fertig sein sollen.

Der neue Bahnsteig ganz im Westen soll nach derzeitige­r Planung bis zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2018 fertig sein. Bis die neue Mittel- unterführu­ng 2023 benutzbar ist, wird er über die südliche Unterführu­ng erschlosse­n werden.

Wegen der Bauarbeite­n für den Bahnsteig gibt es bereits jetzt kleinere Änderungen im Zugverkehr. Um Platz zu schaffen, wurde das Gleis 9 (vor allem Züge Richtung Bobingen/lechfeld) bereits Anfang August weitgehend für den Zugverkehr gesperrt. Die Züge halten seitdem nur am südlichen Teil des Bahnsteigs E (Gleis 9 Süd) bzw. an einem neu in Betrieb genommenen sogenannte­n Taschenbah­nsteig am neuen Gleis 901. Als Vorbereitu­ng auf den Bahnsteig hat die Bahn bereits neue Signale aufgestell­t, um die 15 Kilometer Kabel verlegt und das Stellwerk entspreche­nd umgerüstet.

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Foto: Sabrina Schatz Die Fußgängeru­nterführun­g am Hauptbahnh­of, die bisher zu den Gleisen führte, wird in der Nacht auf Montag gesperrt.
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