Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Alte Unterführung am Bahnhof verschwindet
Verkehr Jahrzehntelang mussten Fahrgäste mit der Röhre ohne Aufzüge und Rolltreppen vorliebnehmen. Ab Montag ist sie gesperrt. Bis 2023 soll mit dem neuen Tunnel ein großzügiger Ersatz entstehen. Was Fahrgäste jetzt wissen müssen
Die Bahn wird am Hauptbahnhof nächsten Sonntag die zentrale Fußgängerunterführung zu den Bahnsteigen dauerhaft sperren. Der unterirdische Durchgang, der jahrzehntelang der Hauptzugang zu den Gleisen war, wird bis Ende 2023 durch eine neue Röhre für Fußgänger und Straßenbahnen ersetzt. Die Unterführung ohne Aufzüge und Rolltreppen gilt schon seit etlichen Jahren nicht mehr als zeitgemäß. Als einzigen Komfort gab es an einigen Treppen Gepäcklaufbänder. Der Zustand der Unterführung war der Anlass für den momentan mit 159 Millionen Euro Investitionssumme veranschlagten Bahnhofstunnel.
In der Nacht auf Montag werden die letzten Fahrgäste durch den Tunnel gehen. Er wird in den kommenden Jahren abgerissen. Ab Montag stehen für den Zugang zu den Gleisen nur noch die Süd-unterführung und der im Frühjahr reaktivierte Posttunnel (Eingang neben der Pferseer Unterführung) zur Verfügung (siehe große Grafik).
Allerdings wurde der Mitteltunnel seit April wenig genutzt, weil die Bahnhofshalle im Hauptgebäude seitdem gesperrt ist. Wie berichtet laufen dort aktuell die Vorbereitungen für die Untertunnelung des Gebäudes. Insofern ergeben sich für regelmäßige Bahnfahrer kommende Woche kaum Änderungen.
Wer nicht so häufig mit der Bahn unterwegs ist: Der Zugang zu den Ersatzunterführungen ist ausgeschildert. In den ersten Tagen nach der Sperrung werden zudem Mitarbeiter von Bahn und Stadtwerken den Fahrgästen bei der Orientierung helfen. Die bisherige Unterführung wird einem knapp dreimal so breiten Bau weichen, der mit Aufzügen und teils Rolltreppen ausgestattet ist. Unter dieser Fußgängerebene, die bis zum Sebastian-bucheggerplatz ins Thelottviertel durchgestochen wird, fahren und halten dann auch Straßenbahnen (Linie 3 nach Stadtbergen und künftige Linie 5 zum Klinikum). Die Linie 4 kehrt in einer unterirdischen Wendeschleife um. Die Pferseer Unterführung wird ab 2023 von Straßenbahnen frei sein.
Die Stadt und die Stadtwerke hatten diese „große“Lösung mit unterirdischer Tramhaltestelle und enger Verzahnung von Regional-zügen und Straßenbahn favorisiert. Die Entscheidung dafür fiel vor inzwischen rund zehn Jahren. Der Bahn, die „kein Eigeninteresse“an der Maßnahme hat, hätte auch ein barrierefreier Ausbau der bestehenden Unterführung genügt. Der Löwenanteil für den Bahnhofstunnel kommt aus Fördergeldern von Bund und Land.
Aus Fördergründen schnürten die Stadtwerke ein Maßnahmenpaket namens „Mobilitätsdrehscheibe“, in das neben dem Bahnhofstunnel auch der Kö-umbau und die Erweiterung des Tram-netzes gesteckt
Startschuss für Bau eines neuen Bahnsteigs
wurden – der veraltete Tunnel war in den ganzen Diskussionen, die von mehreren Bürgerbegehren begleitet wurde, einer der Angelpunkte.
Die Sperrung der Mittelunterführung ist gleichzeitig der Startschuss für den Bau des neuen Bahnsteigs F. Dieser Bahnsteig wird dem s-bahn-ähnlichen Verkehr künftig mehr Platz bieten, vor allem ist er in den nächsten Jahren aber als Ausweichbahnsteig nötig.
Denn wenn der neue Tunnel unter den Personenbahnsteigen gebaut wird, muss jedes Jahr ein Bahnsteig vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Verzögerungen beim Baubeginn für den Bahnsteig F schoben auch die Fertigstellung des ganzen Bahnhofstunnels nach hinten. Laut einem alten Bauzeitenplan hätte der Tunnel bis 2019 fertig sein sollen.
Der neue Bahnsteig ganz im Westen soll nach derzeitiger Planung bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 fertig sein. Bis die neue Mittel- unterführung 2023 benutzbar ist, wird er über die südliche Unterführung erschlossen werden.
Wegen der Bauarbeiten für den Bahnsteig gibt es bereits jetzt kleinere Änderungen im Zugverkehr. Um Platz zu schaffen, wurde das Gleis 9 (vor allem Züge Richtung Bobingen/lechfeld) bereits Anfang August weitgehend für den Zugverkehr gesperrt. Die Züge halten seitdem nur am südlichen Teil des Bahnsteigs E (Gleis 9 Süd) bzw. an einem neu in Betrieb genommenen sogenannten Taschenbahnsteig am neuen Gleis 901. Als Vorbereitung auf den Bahnsteig hat die Bahn bereits neue Signale aufgestellt, um die 15 Kilometer Kabel verlegt und das Stellwerk entsprechend umgerüstet.