Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Korrektur des Menschen
Trotz aller Unwägbarkeiten rück die klinische Anwendung so ein Stück näher. Die Forscher sagen: Mit zielgerichteter Genkorrektur könne man künftig einen substanziellen Teil menschlicher Embryonen mit Mutationen behandeln.
Peter Dabrock, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, entgegnet: „Wer hier nicht nahezu hundertprozentige Sicherheit garantieren kann, führt unverantwortliche Versuche mit menschlichem Leben durch.“Laut dem fränkischen Theologen zeige die Studie, „wie sehr sich das Klima innerhalb der Wissenschaft gewandelt hat“. „Gab es nach der ersten chinesischen Studie vor zwei Jahren noch weltweite Empörung und einen nahezu einhelligen Konsens, wenigstens auf die Implantation genmanipulierter Embryonen verzichten zu wollen, scheint man heute nur noch um den Zeitraum zu streiten, wann es denn so weit ist.“Die Gesellschaft müsse sich fragen, ob sie das zulassen wolle, betont Dabrock. „Viel Zeit bleibt weder für gesellschaftliche Diskurse noch politisches Handeln, bis ehrgeizige Wissenschaftler unverantwortliche Fakten gesetzt haben.“
Für die Göttinger Medizinethikerin Claudia Wiesemann zeigt die Studie, dass das Verfahren grundsätzlich einsetzbar sei. „Die Frage, ob die Technik wünschenswert ist, kann man nicht pauschal beantworten. Das hängt vom Einzelfall ab.“Verwerflich findet sie die Forschung nicht: „Wer das Verfahren mit dem Argument möglicher Folgen kritisiert, muss zumindest begrüßen, dass man diese Folgen untersucht. „Verbote auf Vermutungen zu stützen, ist nicht seriös.“