Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Als Frauen blockten, statt zu bloggen Woisch no

Waschen, Putzen, Kochen: Es gab Zeiten, da war die Hausarbeit reine Frauensach­e. Nur bei einer Aufgabe musste der „Hausvorsta­nd“Hand anlegen

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Der Haushalt in den 50er und 60er Jahren war noch arm an elektrisch­en Geräten. Nicht jede Familie besaß einen Kühlschran­k, viele Lebensmitt­el wurden noch in der „Speis“aufbewahrt. Auch „Dosenfutte­r“(„Mensch, wo is’ denn der Dosenöffne­r“) war noch an der Tagesordnu­ng. Suppen, Ravioli und Linseneint­opf.

Es gab keinen Mixer. Die Sahne musste noch mit dem Schneerädc­hen steif „geradelt“werden. Eine Bratpfanne gab es allerdings in jedem Haushalt und auch ein Kar für den Ofen. In vielen Küchen gab es noch keinen Elektroher­d, da stand vielerorts noch ein Kohleherd und daneben vielleicht ein Gasherd. An das Auswechsel­n der roten Gasflasche kann ich mich noch gut erinnern. Fleisch gab es nur am Sonntag, etwa in Form von Zwiebelfle­isch

Fofolglgee­13

VON SILVANO TUIACH (gibt’s das eigentlich noch?) oder Rindsroula­den, die mit Zahnstoche­rn zusammenge­halten wurden.

An den Freitagen gab es mehr Mehlspeise­n als Fisch. Die Fischstäbc­hen waren noch nicht auf dem Markt. Unter der Woche holte man fürs Abendessen beim Metzger den „Aufschnitt“: Gelbwurst, Bläsle, Rohsalami, Bierschink­en. „Mischbrot“stand immer auf dem Tisch und an den Samstagen gab es

Unsere Leser sind gefragt

In unserer Serie „Woisch no“wird die Erinnerung an die 50er, 60er und 70er Jahre in Augsburg wachgerufe­n. Unsere Leser können dabei helfen. Kramen Sie in Ihrem Album und su chen Sie uns die schönsten Bilder heraus. Erzählen Sie uns auch Ihre Ge schichten: Haben Sie Ihren Mann, Ihre Frau, einst in Augsburg beim Tan zen kennengele­rnt? In welchen Ca fés saßen Sie mit Freundinne­n, welche Autos fuhren Sie? Und haben Sie noch Erinnerung­en an die Amerikaner mal ein Kastenweiß­brot. Und wenn es eine „Pfannkuche­nsupp’“(oder „Flädlessup­p’“) gab, musste „Maggi“auf dem Tisch stehen.

Zur „Nachspeis“gab es Pudding, Milch im Topf erwärmt, das Pulver hineingerü­hrt und den Topf durften dann die Kinder nach dem Ausgießen mit dem Löffel auskratzen. Und wehe man saß beim 5-Uhr-läuten nicht am Tisch! Getrunken haben wir Chabeso, Bluna und Almdudler. Und nur wenn wir 40,2 Fieber hatten, brachte die Mutter uns Kindern eine Flasche Hohes C mit.

Supermärkt­e gab es noch keine. In Steppach, damals ein 500-Seelen-dorf, gab es dafür sechs Lebensmitt­elläden, zwei Bäckereien, zwei Milchläden und zwei Metzgereie­n. Die Milch gab es noch „offen“und wir Kinder schwenkten das Alukesselc­hen auf dem Nachhausew­eg. „Offen“gab es auch das Bier an der Gassensche­nke. Vaters Bierkrug musste mitgebrach­t werden. Bier „to go“sozusagen. So um 1971 öffnete dann in Steppach der erste Supermarkt seine Pforten und der hieß „VIVO“. Nach und nach schlossen die kleinen „Tanteemma-läden“ihre Ladentür.

Im Haushalt gab es noch wenige Maschinen, die der „Hausfrau“die Arbeit erleichter­ten. Die Mutter zog die „Kittelschü­rze“an, rollte den Teppich zusammen und trug ihn mitsamt Teppichklo­pfer zur Teppichsta­nge im Hof. Hatte man einen Holzboden in der Wohnung, musste der alle vier Wochen geauch wachst werden. Ich erinnere mich noch gut an die durchsicht­ige längliche Tube und anschließe­nd musste der Boden mit dem Blocker poliert werden. Zum Rußen des Ofens gab es bestimmte Utensilien und da legte auch mal der Haushaltsv­orstand mit Hand an. Die Waschküche war die Domäne der Frau. Wäsche wurde noch eingeweich­t und dann mit dem Wäschestam­pfer bearbeitet. Die weißen Hemden für den „Herrn des Hauses“wurden noch gestärkt und die kaputten mit dem Stopfei geflickt. Und wenn der Mann mal betrunken vom Stammtisch kam, stand die Ehefrau schon mit dem Nudelholz hinter der Tür. Oder war das nur ein Klischee in Witzzeichn­ungen?

Der Autor Silva no Tuiach ist Jahr gang 1950. Er wuchs in Augsburg und Steppach auf, heute lebt er in Neusäß. Der Kabarettis­t auch als Herr Ranzmayr bekannt. ist

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„Woisch no“–

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