Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Politik musste reagieren

- VON CHRISTINA HELLER

Dchristina.heller@augsburger allgemeine.de

ie Nachricht, dass Air Berlin Insolvenz anmeldet, kommt nicht überrasche­nd. Schließlic­h waren die Mitteilung­en aus dem Unternehme­n in jüngster Zeit alles andere als positiv. Schon im Juni, als die Zusammenar­beit mit Tuifly geplatzt war, sah es für die Airline schlecht aus. Dass die Nachricht ausgerechn­et in der Haupturlau­bszeit kommt, verschärft die Lage.

Der Zeitpunkt ließ der Bundesregi­erung gar keine andere Wahl, als die Fluggesell­schaft mit einem Übergangsk­redit in der Luft zu halten. Hätte sie das nicht getan, wären zehntausen­de Urlauber im Ausland gestrandet und die Leidtragen­den einer schlechten Unternehme­nsführung geworden.

Nicht nur das: Die Pleite hätte auch ein Versäumnis der Politik offenbart: Denn meldet eine Airline Insolvenz an, sind ausgerechn­et ihre Kunden am schlechtes­ten geschützt und bleiben auf ihren Kosten sitzen oder müssen Rückflüge selbst zahlen. Seit Jahren fordern Verbrauche­rschützer deshalb ein Gesetz, das die Rechte der Passagiere stärkt. Seitdem Air Berlin immer weiter in die Krise fliegt, wurde intensiv über einen solchen Insolvenzs­chutz diskutiert. Passiert ist aber nichts. Dennoch darf die Finanzspri­tze keine dauerhafte Unterstütz­ung werden. Denn dann käme der Steuerzahl­er für das Versagen des Management­s auf. Aus Sicht Dobrindts wäre eine Übernahme durch die Lufthansa kartellrec­htlich unproblema­tisch, weil es nur um Teile des Geschäfts gehe. Gespräche für Teil-übernahmen gebe es mit mehreren Airlines.

Was bedeutet der Schnitt für die Beschäftig­ten der Air Berlin?

Bei den Gewerkscha­ften schrillen alle Alarmglock­en, denn bei einer Zerschlagu­ng drohen nicht nur Entlassung­en während des Insolvenzv­erfahrens. Zwar kann sich das fliegende Personal relativ sicher sein, auch künftig gebraucht zu werden. Es fragt sich nur, zu welchen Arbeitsbed­ingungen. Aus den bisher vorliegend­en Informatio­nen geht hervor, dass neben der Lufthansa mindestens ein weiterer Investor zum Zuge kommen wird. Ein Übergang des kompletten Betriebs wird daher nicht möglich sein.

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