Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Im Glutrausch
Im Sommer wird in vielen Gärten gegrillt. Eine, die dem Freiluftbrutzeln verfallen ist, ist Claudia Doriat. Die Allgäuerin ist bayerische Meisterin. Das sind ihre Tipps für das perfekte Steak
Durach Die Liebe zu heißen Kohlen beginnt an einem kalten Wintertag. Claudia Doriat und ihr Mann wandern durch das verschneite Allgäu. An einem Lokal, vor dem ungewöhnlich viele Grills stehen, halten sie verdutzt an. Was die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Sie stehen vor Deutschlands höchstgelegener Grillschule an der Bergstation der Hörnerbahn.
Dort kommen sie mit Adolf Blanz ins Gespräch, Leiter der Schule und vielfacher Gewinner verschiedener Grillwettbewerbe. Dann geht alles ganz schnell. Blanz überredet das Paar, in der Fernsehsendung „Abenteuer Leben“gegen ein anderes Team im Wintergrillen anzutreten. Die beiden, bisher normale Hobbygriller, sagen zu. Und gewinnen. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass sie beim Spazierengehen auf die Grillschule gestoßen sind. Und heute sind Claudia Doriat und ihr Mann bayerische Grillmeister.
Passion BBQ heißt das Team, mit dem sie, ihr Mann und ein weiteres Paar vor kurzem den Titel geholt haben. Der Name passt. Denn was die vier verbindet, ist Leidenschaft. Für glühende Kohlen. Für saftig brutzelnde Steaks. Für das Gefühl von Gemeinsamkeit. Fürs Draußenkochgefühl. Bei der bayerischen Meisterschaft im oberbayerischen Poing servierte das Team den Juro- ren unter anderem Hähnchendrumsticks, gegrillte Auberginen, die mit geräuchertem Mozzarella und Tomaten zu einem Türmchen geschichtet wurden, eine asiatisch gewürzte Entenbrust mit Karotten und Zitronengras und einen Nierenzapfen, ein sehr geschmacksintensives Stück vom Rind, das dem Filet ähnelt. „Darüber schönes grobes Salz und Pfeffer. Mehr braucht es nicht“, sagt Claudia Doriat. Ohnehin sei sie beim Grillen eher eine Puristin. Eine, die vor allem auf gutes Fleisch Wert legt. „Da kauft man lieber ein Stück weniger und dafür richtig gute Qualität.“Und sie rät, kein Fleisch zu kaufen, das schon fertig eingelegt ist. Wegen der oft enthaltenen Geschmacksverstärker in der Marinade schmecke man das Fleisch gar nicht mehr.
Und wie gelingt es nun, das perfekte Steak? Zunächst, rät die Grill- meisterin aus Durach bei Kempten, müsse das Fleisch rechtzeitig aus dem Kühlschrank geholt werden, damit es Zimmertemperatur bekommt. Dann brät man es auf beiden Seiten etwa drei bis vier Minuten an, bevor man es auf einer anderen Grillzone ohne Kohle nachziehen lässt. Bei Claudia Doriat wird fast nur mit Holzkohle hantiert. „Das ist spannender. Und ich mag den Geruch. Das ist ein bisschen back to the roots, zurück zur Feuerstelle“, sagt sie. Im Winter kommt hingegen oft der Keramikgrill zum Einsatz, weil der die Wärme besser speichern könne. Sich von Minustemperaturen vom Grillen abhalten zu lassen, kommt für sie nicht infrage. Auch im Winter steht die Familie mindestens einmal pro Woche am Grill – nicht ganz so oft wie im Sommer, wo jeden zweiten Tag draußen gebrutzelt wird.
Auch inmitten eines Schneesturms hat sie schon gegrillt – und zwar deftige Dampfnudeln auf einem sogenannten Dutch Oven. „Ich musste den Teig warmreiben, damit es funktioniert“, sagt sie. Ihr Mann ist, was die Temperaturen angeht, sogar noch ein bisschen unerschrockener. Im kommenden Januar will er in den Tiroler Bergen auf 2000 Metern Höhe grillen. Und da könnte das Thermometer schon mal auf minus 30 Grad sinken. Claudia Doriat überlegt noch, ob sie ihn begleiten wird.
Vor kurzem hat Doriat einmal die Rollen getauscht. Sie saß bei den deutschen Grillmeisterschaften am Juroren-tisch. Den Titel holte ein Bayer: Martin Schulz aus Berg bei Neumarkt. Sechs Gänge mussten zubereitet werden. Schulz servierte unter anderem eine Kreation namens „Bayerischer Grillbauch trifft Asiaburger“.
Sogar Spd-kanzlerkandidat Martin Schulz hat dem Grillexperten zu seinem Sieg bei der Meisterschaft gratuliert. „Glückwunsch und Grüße an meinen Namensvetter“, schrieb Schulz auf Twitter nach einer Grill-session.