Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Frauenhaus muss viele Frauen abweisen

108 Frauen und Kinder fanden 2016 in der Augsburger Einrichtun­g eine Zuflucht. Ihre Aufenthalt­sdauer verlängert sich, weil die Klientinne­n im Anschluss keine Wohnung finden. Kann eine Erweiterun­g helfen?

- VON MIRIAM ZISSLER

Das Augsburger Frauenhaus ist zu klein. Zwar war der Bedarf an einer geschützte­n Zuflucht für Frauen und Kinder in den vergangene­n Jahren gleichblei­bend hoch. 2016 wurden für Frauen, 21 für Kinder. Die Frauen, die in der Augsburger Einrichtun­g unterkomme­n, sind im Schnitt zwischen 20 und 40 Jahre alt, es bitten aber auch Ältere um Hilfe. Gaile: „Es kommen Frauen aller sozialer Schichten und aller Altersgrup­pen zu uns. Im Schnitt bleiben sie zehn bis zwölf Wochen, zuletzt hat sich die Aufenthalt­sdauer erhöht.“Das liegt an einem Augsburger Problem: der Wohnungsno­t. Die Frauen fänden im Anschluss an ihren Aufenthalt einfach keine Wohnung in Augsburg.

Spd-landtagsab­geordnete Simone Strohmayr setzt sich für die Frauen ein und fordert schnelle Abhilfe. „Es ist eine Schande, dass immer noch die Hälfte aller hilfesuche­nden Frauen, die regelmäßig Gewalt erfahren haben, mit ihren Kindern in Bayern keinen Platz in einem Frauenhaus bekommen.“

In der Konsequenz bedeutet das, dass die Frauen oft akut gefährdet sind, weil sie weiter in der Gewaltbezi­ehung bleiben. „Wir verweisen die Frauen an umliegende Häuser, aber alle Frauenhäus­er in Bayern sind ausgelaste­t. Wir haben Frauen, die uns über Wochen hinweg anrufen und nach einem Platz fragen“, berichtet Gaile. Eine Erweiterun­g wäre sinnvoll. Aber laut der Leiterin der Augsburger Einrichtun­g würde dies das Problem nur kurzfristi­g lö- sen: „Wir könnten zwar mehr Frauen aufnehmen, aber wenn sie im Anschluss keine Wohnungen finden, dann wird es schnell wieder zu klein“, sagt sie.

Es müsste eine betreute Übergangss­ituation, mehr Wohnraum geschaffen und, so Birgit Gaile, entspreche­ndes Personal bereitgest­ellt werden. „Ein Hauptprobl­em ist, dass das Frauenunte­rstützungs­system unterfinan­ziert ist. Es gibt zu wenig Zuschüsse für das Personal.

O ft bekommt das persönlich­e Umfeld von häuslicher Gewalt nichts mit. Sie ist nach wie vor ein Tabuthema in der Gesellscha­ft. Doch das Problem kann deshalb nicht kleingered­et werden: Etwa 140 000 Frauen werden nach einer Statistik in Bayern jährlich Opfer von sexueller und körperlich­er Gewalt. Nur ein Bruchteil von ihnen sucht Zuflucht in einem Frauenhaus. Es sind Frauen, die dringend eine geschützte Umgebung und Sicherheit Für die Versorgung der Kinder stehen uns gerade einmal eineinhalb Stellen zu.“

Strohmayer fordert nun einen höheren Zuschuss für die Einrichtun­gen. „Jedes Frauenhaus im Freistaat bekommt im Durchschni­tt nur 25 000 Euro Förderung pro Jahr.“Simone Strohmayr und ihre Kollegin, Spd-landtagsab­geordnete Ruth Müller, haben eine Resolution verfasst, die sie im Herbst im Landtag einreichen wollen. Schon im Juni 2015 wurden unter der Initiative Strohmayrs 3200 Unterschri­ften an die Präsidenti­n des Bayerische­n Landtags Barbara Stamm übergeben.

OArchivfot­o: Anne Wall

Kontakt Das Augsburger Frauenhaus bietet Hilfe bei Ämter Angelegenh­ei ten, Gespräche zur Verarbeitu­ng der Ge walterfahr­ungen, eine vorübergeh­ende Wohnmöglic­hkeit und Kinderbetr­euung. Es ist zu erreichen unter der Telefon nummer 0821/2290099.

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Viele Frauen, die in ihrer Beziehung unter körperlich­er, sexueller oder psychische­r Gewalt leiden, flüchten sich aus Not ins Frauenhaus. Im vergangene­n Jahr fanden dort 108 Frauen und Kinder eine vorübergeh­ende Blei be. Weil die Einrichtun­g zu klein...

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