Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schlauer Reisen

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Viele Fluggesell­schaften sparen, wo sie können. Doch nur so viel tanken, wie ein Flugzeug für die gerade ge plante Strecke braucht – das dürfen sie nicht. Denn mitunter müssen Ma schinen Warteschle­ifen fliegen, ehe sie landen können. Oder sie werden umgeleitet, weil das Wetter am Ziel flughafen verrückt spielt. Aber wie viel Sprit als Reserve müssen Flugzeuge an Bord haben?

Für Airlines in Europa regelt dies eine Verordnung der Europäisch­en Kom mission, wie das Luftfahrt Bundesamt erläutert. Demnach müssen die Ma schinen bestimmte Mengen an Kerosin für das Rollen auf den Flughafenp­is ten, für den Flug und ergänzend aus reichend Reserve an Bord haben. Diese Reservemen­ge wiederum setzt sich aus fünf Teilen zusammen, da runter Kerosin für unvorherge­sehenen Mehrverbra­uch und Ausweichkr­aft stoff für Flugumleit­ungen.

Um dem Fall vorzubeuge­n, dass ein Flugzeug unterwegs unerwartet mehr verbraucht, wird zum Beispiel immer fünf Prozent mehr getankt, als das Flugzeug auf der Strecke eigentlich verbrauche­n sollte. Außerdem kommt, ergänzend zu allen einkalkuli­erten Eventualit­äten, eine Endreserve in den Tank. Diese kann Flugzeuge mit Turbinenan­trieb im Ernstfall weitere 30 Minuten zusätzlich in der Luft halten.

Der Kapitän muss während des Flugs den Verbrauch im Blick haben. Ge mäß der EU Verordnung sollte die Reserve während des Fluges nicht angetastet werden. Doch auch dann, wenn im übertragen­en Sinne die „Reserveleu­chte“anspringt: Kritisch wird es erst in den Fällen, in denen absehbar ist, dass auch auf die Endre serve zugegriffe­n werden muss – dann muss der Kapitän der Flugsiche rung einen Notfall erklären. In der Praxis kommt das so gut wie nie vor. Zu den wenigen Ausnahmen gehört ein Flug, bei dem eine Maschine im Juli 2000 auf dem Weg von Kreta nach Hannover wegen Treibstoff­mangels in Wien zwischenla­nden und die letzten Kilometer dabei im Segelflug zu rücklegen musste. Ein nicht eingefah renes Fahrwerk hatte unterwegs den Kerosinver­brauch ungeplant erhöht. Außerhalb Europas spielte Treib stoffmange­l zuletzt eine Rolle beim Absturz eines Flugzeugs Ende No vember bei Medellín in Kolumbien, bei dem 71 Menschen starben. (dpa)

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