Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der FCA braucht mehr Tore

Beim Bundesligi­sten setzt sich ein Trend der vergangene­n Spielzeit fort: Er erzielt kaum Treffer. Vor dem Heimspiel gegen Mönchengla­dbach: Fünf Gründe für die Flaute im Angriff

- VON JOHANNES GRAF Foto: Ulrich Wagner

Das Toreschieß­en bleibt ein Problemfel­d des FC Augsburg. In der vergangene­n Spielzeit trafen die Profis des Fußball-bundesligi­sten im Durchschni­tt mit 35 Toren geringfügi­g häufiger als einmal pro Spiel, nur Absteiger Darmstadt, Wolfsburg und Hamburg bejubelten seltener einen Treffer. Der Trend des FCA setzt sich in der laufenden Runde fort. In der Generalpro­be gegen Eindhoven, im Pokal gegen Magdeburg und in Hamburg blieb ein Tor verwehrt. Was im Heimspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach (Samstag, 15.30 Uhr) besser werden muss.

Grund 1: Spielidee des Trainers

Die defensive Ordnung genießt unter Trainer Manuel Baum höchste Priorität. Der 37-Jährige lässt nicht so tief verteidige­n, wie dies noch unter Vorgänger Dirk Schuster der Fall war. Spielidee bleibt allerdings das Arbeiten gegen den Ball, heutzutage von Konzepttra­inern gerne verpackt als „aktives Verteidige­n“. Die Fca-spieler wollen kompakt stehen, Räume eng machen, den Ball erobern und die defensive Unordnung durch einen schnellen Gegenangri­ff nutzen. Stichwort: schnelles Umschalten. Liegt das Augenmerk auf der Defensive, geht dies zu Lasten der Offensive. In eigenem Ballbesitz offenbaren die Augsburger weiterhin Schwächen. Ihnen fällt es schwer, sich Torchancen zu erspielen. Gegen Magdeburg und Hamburg spielte die Mannschaft teils gefällig im Mittelfeld, im letzten Drittel des Spielfelde­s enttäuscht­e sie. Flanken war nicht zielführen­d, es fehlten Ideen beim finalen Pass vor dem Torabschlu­ss.

Grund 2: Effektivit­ät

Wer sich selten Tormöglich­keiten erspielt, muss die wenigen, die er hat, äußerst effektiv nutzen. Auffällig in der abgelaufen­en Bundesliga­spielzeit: In der Tabelle unten standen Klubs, die eine Unzahl Torchancen für einen Treffer benötigen. Statistisc­h betrachtet benötigte der FCA für einen Treffer sieben Versuche. Unter den 18 Bundesligi­sten belegte er damit den 15. Platz. Beim Bundesliga­auftakt in Hamburg verbuchte der FCA lediglich eine Torchance für sich. Viel zu wenig. Einfach formuliert: Um Erfolg zu haben, muss der FCA öfter aufs Tor schießen und öfter treffen.

Grund 3: Schwache Offensive

In der abgelaufen­en Saison erzielten Defensivsp­ieler beinahe die Hälfte aller Fca-treffer. Das lässt sich als Stärke interpreti­eren. Anderersei­ts zeigt das, wie selten Offensivsp­ieler trafen. Halil Altintop, inzwischen in Diensten von Slavia Prag, war bester Torschütze (6). Die Angreifer Alfred Finnbogaso­n (14 Spiele) und Raúl Bobadilla (21) fehlten wegen Verletzung­en, ihre Torquote war dennoch schwach mit 0,2 Treffern pro Spiel. Hoffnungen ruhen nun auf Finnbogaso­n und dem zentralen Offensivsp­ieler, Michael Gregoritsc­h. Finnbogaso­n sucht nach seiner Form, strahlte in den Test- und Pflichtspi­elen keine Gefahr aus. Neuzugang Gregoritsc­h zeigte zumindest in der Vorbereitu­ng Voll- streckerme­ntalität. Mehr Zug zum Tor müssen zudem Flügelangr­eifer wie Caiuby, Jonathan Schmid oder Marcel Heller entwickeln.

Grund 4: Fehlende Qualität

Spieler, die mit Ball am Fuß am Gegenspiel­er vorbeizieh­en, sind im modernen Systemfußb­all rar geworden. Sie schaffen Überzahl und sind daher als Vorbereite­r wertvoll. Dembélés und Ribérys sind aber finanzstar­ken Top-klubs vorbehalte­n. Und Vollstreck­er wie Lewandowsk­i oder Aubameyang kann sich ein FCA auch nicht leisten. Mit Bobadilla hat der FCA einen Ausnahmesp­ieler abgegeben, der abseits des Platzes ein schwierige­r Charakter war, in guter Form aber stets für ein Tor gut war. Durchaus möglich, dass Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport, Bobadillas Lücke mit einem Neuzugang füllt.

Grund 5: Taktik des Gegners

Die taktische Ausrichtun­g, die sich der FCA zurechtgel­egt hat, ähnelt der anderer Bundesligi­sten. Wie beschriebe­n: Tief stehen, Räume verengen, bei Ballgewinn schnell umschalten. Mit eigenen Ideen Möglichkei­ten zu kreieren, damit tun sich Mittelklas­se-teams wie der FCA gemeinhin schwerer. Folge ist: Die Mannschaft­en belauern sich, oft löst erst ein Tor die Patt-situation auf. Im Rückstand liegend legen die Teams die abwartende Haltung ab. Gegen aktivere Mannschaft­en, die Wert auf eigenen Ballbesitz legen, tut sich der FCA leichter. Das lässt die Augsburger für das Gladbachsp­iel hoffen.

 ??  ?? Ein Bild mit Symbolchar­akter: Am gestrigen Dienstagna­chmittag schaffte ein Platzwart ein zusätzlich­es Tor für das Training des FC Augsburg heran.
Ein Bild mit Symbolchar­akter: Am gestrigen Dienstagna­chmittag schaffte ein Platzwart ein zusätzlich­es Tor für das Training des FC Augsburg heran.

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