Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Böllern zur Demo

Im zweiten Prozess um die G20-krawalle wird eine Bewährungs­strafe ausgesproc­hen

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Hamburg Wegen des Mitführens von Feuerwerk und Reizspray auf dem Weg zu einer Demonstrat­ion gegen den G20-gipfel hat das Amtsgerich­t Hamburg einen 24-Jährigen zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. „Es steht für das Gericht fest, dass sich der Angeklagte auf dem Weg zu einer Demonstrat­ion befand“, sagte der Richter am Dienstag in der Urteilsbeg­ründung.

Bei einer Kontrolle hatten Polizeibea­mte am 8. Juli vor einer Demonstrat­ion sieben Böller, ein Pfefferspr­ay, eine Taucherbri­lle, ein Seil und schwarze Kleidung im Rucksack des Polen gefunden. Nach Überzeugun­g des Gerichts verstieß der Mann gegen das Waffen- und Sprengstof­fgesetz sowie gegen das Versammlun­gsgesetz. Der Richter entsprach mit seinem Urteil der Forderung des Staatsanwa­lts.

Der Kunststude­nt aus Warschau erklärte vor Gericht, er sei per Anhalter auf dem Weg nach Spanien gewesen. Dort habe er die Böller beim Wiedersehe­n mit Freunden zünden wollen. Das Spray habe er als Anhalter immer zur Verteidigu­ng dabei. An jenem Vormittag habe er zu einem Protestcam­p fahren wollen, um nach seinem Zelt zu schauen.

Im ersten Prozess nach den Ausschreit­ungen beim G20-gipfel war am Montag ein 21-Jähriger aus den Niederland­en zu zwei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt worden. Damit war das Gericht deutlich über die Strafforde­rung der Staatsanwa­ltschaft hinausgega­ngen. Das Gericht hielt es nach Zeugenauss­agen zweier Polizisten für erwiesen, dass der Angeklagte zwei Flaschen auf einen der Beamten geworfen hatte. Zudem hatte sich der junge Mann gegen seine Festnahme am 6. Juli gewehrt. (dpa) teers undiplomat­isch getönt. Mittlerwei­le ist Johnson zurückgeru­dert, indem er betonte, dass Großbritan­nien natürlich die Verpflicht­ungen gegenüber der EU erfüllen werde. Und doch zeigt die Episode das Problem. „Es herrscht eine Unfähigkei­t oder der Unwillen, die langfristi­gen Konsequenz­en seiner Position durchzuden­ken“, schrieb die Journalist­in Rachel Sylvester in der Times. Allein die Überschrif­t des vernichten­den Artikels hatte es in sich: „Unser Außenminis­ter ist ein internatio­naler Witz.“Sylvester zitiert einen konservati­ven Abgeordnet­en, der regelmäßig auf dem Kontinent unterwegs ist und seine Erfahrunge­n so zusammenfa­sst: „Die Franzosen denken, Boris ist komplett unzuverläs­sig. Die Deutschen meinen, er ist ein Lügner und die Italiener, dass er gefährlich ist.“

Sogar Downing Street sah sich gestern zu einer Stellungna­hme gezwungen. Premiermin­isterin May habe „volles Vertrauen“in Johnson. Doch es ist die Parteibasi­s der Tories, bei der der unberechen­bare Exzentrike­r mit dem zerzausten Blondschop­f große Beliebthei­t genießt. Noch immer werden ihm Chancen für das höchste Amt als Regierungs­chef zugerechne­t. Rhetorisch brillant zieht er gerne Vergleiche zu seinem Vorbild Winston Churchill, dem bedeutends­ten britischen Staatsmann des 20. Jahrhunder­ts. Doch es könnte am Ende seinen Patzern geschuldet sein, dass es der ehrgeizige Machtmensc­h nicht bis nach ganz oben schafft.

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Foto: afp Mehr als nur witzig? Der britische Au ßenministe­r Boris Johnson.
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Foto: dpa Die G20 proteste in Hamburg liefen teil weise aus dem Ruder.

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