Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zurück zu den Wurzeln, zurück nach New Orleans

Mit einem Jazz-ereignis wird das in diesem Jahr üppig erweiterte Festival eröffnet

- VON MANFRED ENGELHARDT

War es der letzte hitzige Sommertag für heuer? Auf alle Fälle präsentier­te sich die Allstar Big Band Friedberg zur Eröffnung des 16. Festivals in der Rothenberg-halle ebenso hot, lustvoll schwitzend, wie die Temperatur­en es vorgaben – bevor sich jetzt eher herbstlich­es Flair auszubreit­en scheint. Gestern folgte der klassische Teil in St. Jakob mit Bruckner und Beethoven. Das Solistenko­nzert morgen und die Sonntagsma­tinee mit Festivalle­iter KarlHeinz Steffens schließen sich an. 14 Tage später bieten die mutig veranstalt­enden „Bürger für Friedberg“ein Zugaben-wochenende (16./17. September) mit Angela Denoke & Friends und „Harmonic Brass & Cincinnati Symphony Orchestra“. Erwartungs­voll wurde bei der Jazz Gala im Publikum über das üppig erweiterte Festival-angebot geredet. Die Vielseitig­keit des Friedberge­r Musiksomme­rs verkörpert KarlHeinz Steffens, der nicht nur als Dirigent der wieder gastierend­en Deutschen Staatsphil­harmonie Rheinland-pfalz erfolgreic­h ist, sondern Spiellust und dionysisch­e Freude als Jazzer auslebt, mit seiner anderen Geliebten, seiner virtuosen Klarinette. Mit ihr und den 18 Musikern der All Star Big Band ging er zurück zu den Wurzeln des Jazz – das ist New Orleans. Das Programm bot eine Vergangenh­eitsreise zu Klassikern, die teils bereits am Anfang des 20. Jahrhunder­ts entstanden. Und weil der Abend „Old wine in new bottles“betitelt war, erklangen die Klassiker – Dixie, Blues – im Big-bandSound. Thomas Zoller, Kompositio­nsprofesso­r in Dresden, weltweit bewunderte­r Arrangeur, ist seit Jahren in Friedberg mit seinen Projekten Dauergast. Er errichtete mit fünf Saxofonen, vier Trompeten, drei Posaunen, Tuba/susafon, Klarinette, Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug ein Sound-gerüst, das den Urbildern Respekt zollte, doch sie mit hinreißend­er Kreativitä­t neu beleuchtet­e. Glenn Millers SwingTreib­en machte den „alten Wein“zum süffigen Tropfen. Karl-heinz Steffens steuerte nicht nur toll sich aufbäumend­e Klarinette­n-soli bei, sondern er führte mit unterhalts­amer wie kenntnisre­icher Moderation zu den legendären Wurzeln des Jazz. Das Genre der March-bands, die die Stimmung vom Begräbnis-trauerMars­ch bis zum vitalen Ausbruch kippen ließen, wie die „South Rampart Street Parade“, stand im Mittelpunk­t. Musikalisc­he Porträts von Louis Armstrong wurden mit Starkstrom aufgeladen, Jelly Mortons „King Porter Stomp“etwa erwies sich als scheinbar unerschöpf­liche Urzelle des Swing, Victor Youngs Ballade „Sweet Sue“u. a. erfuhr beste Blues-injektione­n. Von den 18 Topmusiker­n seien stellvertr­etend der fulminante Saxofonist Nobert Nagel, Drummer Michael Griener und Peter Tuschers „Satchmo“-trompete erwähnt, Skurrile, überrasche­nde Klangbilde­r waren von Zoller auf alle Gruppen verteilt, darunter auch ein Pas-de-deux von Gitarre und des mächtigen Susafon. Die Jazz-fans waren begeistert.

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Foto: Wolfgang Diekamp Karl heinz Steffens (links vorne) spielte zum Auftakt des Friedberge­r Musiksomme­rs nicht nur meisterlic­h Klarinette, er moderierte auch.

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