Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Logistiker suchen noch Nachwuchs
Zum Start des Ausbildungsjahres haben viele Bewerber eine Stelle gefunden. Wie Unternehmen die Situation bewerten und warum es eine erfreuliche Entwicklung gibt
Region Auf dem Papier geht die Rechnung auf: Wenn am heutigen 1. September das neue Ausbildungsjahr startet, müsste laut Statistik jeder Bewerber versorgt sein. Es gibt mehr offene Stellen, die noch zu besetzen sind, als interessierte Jugendliche. Die Praxis zeigt aber, dass diese Rechnung ihre Schwachstellen hat. Mitunter fehlen qualifizierte Bewerber für angebotene Stellen oder das Interesse an einem bestimmten Ausbildungsberuf ist nicht vorhanden.
Dennoch ist nach Auskunft der Wirtschaftskammern die Situation auf dem heimischen Lehrstellenmarkt positiv. Tausende junge Menschen in der Region beginnen jetzt mit ihrer Ausbildung. Zahlen vom Ausbildungsmarkt verwaltet vor Ort die Agentur für Arbeit. Reinhold Demel, Vorsitzender der Augsburger Geschäftsführung, sagt: „Viele Betriebe stellen auch zum September oder Oktober ein, weil mitunter Ausbildungsverträge in der Probezeit wieder gelöst werden. Firmen stellen also weiterhin ein.“ Insofern müsse kein Bewerber, der noch nichts gefunden hat, zum jetzigen Zeitpunkt aufgeben. Statistisch wird zwar nicht jeder Lehrvertrag über die Agentur abgewickelt. Aber die der Behörde vorliegenden Zahlen lassen den Schluss zu, dass viele heimische Betriebe ausbilden. In Zahlen der Agentur für Arbeit liest sich das Ganze wie folgt: Seit Oktober 2016 gibt es 3770 gemeldete Bewerber und 4580 Lehrstellen. Derzeit sind 600 junge Menschen noch unversorgt, 1200 Lehrstellen sind nicht besetzt. Das bedeutet umgerechnet, dass auf 100 suchende Jugendliche 200 freie Stellen kommen.
Die hohe Ausbildungsbereitschaft der Firmen bestätigen die Wirtschaftskammern. Industrieund Handelskammer (IHK) sowie Handwerkskammer (Hwk) sind mit der Entwicklung bei den Lehrstellen zufrieden. Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region läuft gut, heißt es. Es gebe ein gutes Angebot an Lehrstellen. Die Firmenchefs erkennen: Wer nicht in Ausbildung und den Nachwuchs im eigenen Haus investiert, wird dies später einmal negativ spüren. Gerade we- gen dringend benötigter Facharbeiter ist die Qualifizierung im eigenen Haus der beste Weg dorthin.
Mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge für den Wirtschaftsraum Augsburg meldet die Handwerkskammer. In diesem Jahr starten nach aktuell vorliegenden Zahlen 1080 junge Leute eine Lehre im Handwerk. Es sind 55 mehr als im Vorjahr, was einer prozentualen Steigerung von knapp 5,4 Prozent entspricht. Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, ist mit dieser Entwicklung zufrieden: „Viele Betriebe steigen nach einer Pause wieder in die Aus- bildung ein und ebenso steigt die Zahl der Erstausbilder, speziell bei kleineren Unternehmen.“Nach wie vor steht die Fachkräftesicherung oben auf der Agenda der Firmen.
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) verweist man ebenfalls auf die hohe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Wären noch mehr gute Bewerber vorhanden, wäre kein Minus in kaufmännischen Berufen entstanden, sondern es gäbe insgesamt deutlich mehr Ausbildungsverträge, sagt Oliver Heckemann, Leiter des Geschäftsbereichs Berufliche Bildung: „Handel, Dienstleistung und Industrie sind ausbildungswillig wie selten zuvor.“
Im Wirtschaftsraum sieht es so aus, dass es im Stadtgebiet Augsburg einen leichten Rückgang von Ausbildungsverträgen gibt. Gerade in der Logistikbranche gebe es noch viele offene Stellen. In AugsburgLand läuft es auf dem Ausbildungsmarkt gut, so die Kammer. Ein Plus von 5,3 Prozent an abgeschlossenen Verträgen ist zu vermelden. In Aichach-friedberg gibt es einen Rückgang, was in diesem Fall auf den kaufmännischen Bereich zurückzuführen ist.
Freie Stellen gibt es laut Zahlen der Agentur für Arbeit vor allem im Einzelhandel, wo Kaufleute gesucht werden. Wer Verkäufer werden möchte, hat ebenfalls gute Karten.
Auch wenn das Ausbildungsjahr beginnt und einzelne Jugendliche noch keinen Ausbildungsplatz haben, ist noch nichts verloren, sagt Demel. Die jungen Menschen sollten schnellstmöglich einen Beratungstermin unter der kostenfreien Telefonnummer 0800/45 55 52 0 bei der Berufsberatung vereinbaren, lautet sein Rat. » Kommentar