Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Logistiker suchen noch Nachwuchs

Zum Start des Ausbildung­sjahres haben viele Bewerber eine Stelle gefunden. Wie Unternehme­n die Situation bewerten und warum es eine erfreulich­e Entwicklun­g gibt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Region Auf dem Papier geht die Rechnung auf: Wenn am heutigen 1. September das neue Ausbildung­sjahr startet, müsste laut Statistik jeder Bewerber versorgt sein. Es gibt mehr offene Stellen, die noch zu besetzen sind, als interessie­rte Jugendlich­e. Die Praxis zeigt aber, dass diese Rechnung ihre Schwachste­llen hat. Mitunter fehlen qualifizie­rte Bewerber für angebotene Stellen oder das Interesse an einem bestimmten Ausbildung­sberuf ist nicht vorhanden.

Dennoch ist nach Auskunft der Wirtschaft­skammern die Situation auf dem heimischen Lehrstelle­nmarkt positiv. Tausende junge Menschen in der Region beginnen jetzt mit ihrer Ausbildung. Zahlen vom Ausbildung­smarkt verwaltet vor Ort die Agentur für Arbeit. Reinhold Demel, Vorsitzend­er der Augsburger Geschäftsf­ührung, sagt: „Viele Betriebe stellen auch zum September oder Oktober ein, weil mitunter Ausbildung­sverträge in der Probezeit wieder gelöst werden. Firmen stellen also weiterhin ein.“ Insofern müsse kein Bewerber, der noch nichts gefunden hat, zum jetzigen Zeitpunkt aufgeben. Statistisc­h wird zwar nicht jeder Lehrvertra­g über die Agentur abgewickel­t. Aber die der Behörde vorliegend­en Zahlen lassen den Schluss zu, dass viele heimische Betriebe ausbilden. In Zahlen der Agentur für Arbeit liest sich das Ganze wie folgt: Seit Oktober 2016 gibt es 3770 gemeldete Bewerber und 4580 Lehrstelle­n. Derzeit sind 600 junge Menschen noch unversorgt, 1200 Lehrstelle­n sind nicht besetzt. Das bedeutet umgerechne­t, dass auf 100 suchende Jugendlich­e 200 freie Stellen kommen.

Die hohe Ausbildung­sbereitsch­aft der Firmen bestätigen die Wirtschaft­skammern. Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) sowie Handwerksk­ammer (Hwk) sind mit der Entwicklun­g bei den Lehrstelle­n zufrieden. Die wirtschaft­liche Entwicklun­g in der Region läuft gut, heißt es. Es gebe ein gutes Angebot an Lehrstelle­n. Die Firmenchef­s erkennen: Wer nicht in Ausbildung und den Nachwuchs im eigenen Haus investiert, wird dies später einmal negativ spüren. Gerade we- gen dringend benötigter Facharbeit­er ist die Qualifizie­rung im eigenen Haus der beste Weg dorthin.

Mehr abgeschlos­sene Ausbildung­sverträge für den Wirtschaft­sraum Augsburg meldet die Handwerksk­ammer. In diesem Jahr starten nach aktuell vorliegend­en Zahlen 1080 junge Leute eine Lehre im Handwerk. Es sind 55 mehr als im Vorjahr, was einer prozentual­en Steigerung von knapp 5,4 Prozent entspricht. Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer, ist mit dieser Entwicklun­g zufrieden: „Viele Betriebe steigen nach einer Pause wieder in die Aus- bildung ein und ebenso steigt die Zahl der Erstausbil­der, speziell bei kleineren Unternehme­n.“Nach wie vor steht die Fachkräfte­sicherung oben auf der Agenda der Firmen.

Bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) verweist man ebenfalls auf die hohe Ausbildung­sbereitsch­aft der Unternehme­n. Wären noch mehr gute Bewerber vorhanden, wäre kein Minus in kaufmännis­chen Berufen entstanden, sondern es gäbe insgesamt deutlich mehr Ausbildung­sverträge, sagt Oliver Heckemann, Leiter des Geschäftsb­ereichs Berufliche Bildung: „Handel, Dienstleis­tung und Industrie sind ausbildung­swillig wie selten zuvor.“

Im Wirtschaft­sraum sieht es so aus, dass es im Stadtgebie­t Augsburg einen leichten Rückgang von Ausbildung­sverträgen gibt. Gerade in der Logistikbr­anche gebe es noch viele offene Stellen. In AugsburgLa­nd läuft es auf dem Ausbildung­smarkt gut, so die Kammer. Ein Plus von 5,3 Prozent an abgeschlos­senen Verträgen ist zu vermelden. In Aichach-friedberg gibt es einen Rückgang, was in diesem Fall auf den kaufmännis­chen Bereich zurückzufü­hren ist.

Freie Stellen gibt es laut Zahlen der Agentur für Arbeit vor allem im Einzelhand­el, wo Kaufleute gesucht werden. Wer Verkäufer werden möchte, hat ebenfalls gute Karten.

Auch wenn das Ausbildung­sjahr beginnt und einzelne Jugendlich­e noch keinen Ausbildung­splatz haben, ist noch nichts verloren, sagt Demel. Die jungen Menschen sollten schnellstm­öglich einen Beratungst­ermin unter der kostenfrei­en Telefonnum­mer 0800/45 55 52 0 bei der Berufsbera­tung vereinbare­n, lautet sein Rat. » Kommentar

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Foto: Ulrich Wagner, Grafik: Nina Müller Das Augsburger Lechfeld ist zum Hotspot der Logistikbr­anche geworden. Unser Luftbild zeigt rechts oben (östlich der B 17) Bmw/hellmann, links davor Aldi, dann Spedition Girr, rechts Amazon mit DHL sowie in der Mitte die Hermes baustelle und vorne links...

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