Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erzieher aus Leidenscha­ft

37 Jahre war Helmut Kast beim Sos-kinderdorf Augsburg tätig. Die Lust auf Neues ist sein Antrieb

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Als Helmut Kast 1980 beim SOSKinderd­orf in Augsburg anfing, war er einer von vier Betreuern; drei davon lebten neben der Jugendwohn­gruppe am Leonhardsb­erg, also quasi an ihrem Arbeitspla­tz. „Unser Idealismus war riesengroß und eine 70-Stunden-woche nicht ungewöhnli­ch“, erinnert er sich. Damals war er 24 Jahre alt – Beruf und Privatlebe­n verschmolz­en in dieser bewegten Zeit, in der vieles im Aufbruch war. Heute beschäftig­t SOS rund 70 Mitarbeite­r in Augsburg – von der Mädchenwoh­ngruppe bis zum Familienze­ntrum, von der Mutter-kind-gruppe bis zu den Ambulanten Hilfen. Kast leitete exakt 22 Jahre das Sos-kinderdorf in Augsburg. Eine ungewöhnli­che Karriere und eine ungeplante noch dazu. Bei Siemens machte Kast, der aus Dinkelsche­rben (Kreis Augsburg) stammt, eine Lehre zum Werkzeugma­cher. Im Zivildiens­t und bei der ehrenamtli­chen Tätigkeit in der christlich­en Jugendarbe­it merkte er, dass ihm die Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en noch mehr liegt. Auf dem zweiten Bildungswe­g wurde er Erzieher. Später folgten noch eine Ausbildung zum Heilprakti­ker und zum Gestalt- und Körperther­apeuten. Die Lust auf Neues blieb stets eine Konstante – sei es im Beruf, auf Reisen oder in der Küche, wo der ambitionie­rte Hobby-koch mit Leidenscha­ft am Herd experiment­iert.

Als er zu seiner Lebensgefä­hrtin nach Köln ziehen wollte, erhielt er 1995 das Angebot als Einrichtun­gsleiter von SOS in Augsburg. Er blieb. Anfangs konnte er diese Führungsau­fgabe noch neben der normalen Tätigkeit als Erzieher wahrnehmen, seit 2000 war er ausschließ­lich als Einrichtun­gsleiter tätig. Die steigende Zahl der Mitarbeite­r machte diesen Schritt erforderli­ch, auch wenn Helmut Kast hin und wieder gerne in der praktische­n Betreuungs­arbeit tätig gewesen wäre. Gern packte er mit an: Noch als Einrichtun­gsleiter hat er Bäder in der Einrichtun­g renoviert und Böden verlegt, wenn es schnell gehen musste oder kein Handwerker für den kleinen Auftrag kommen wollte. Ganz nebenbei konnte er den betreuten Jugendlich­en die Wichtigkei­t einer berufliche­n Lehre vermitteln.

Kast geht am heutigen Freitag mit 61 Jahren in Altersteil­zeit. Seine Nachfolger­in, Sonja Schöpf, kommt vom Sos-kinderdorf in Weilheim (Oberbayern). (AZ)

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Foto: Schmid Media Einrichtun­gsleiter Helmut Kast übergibt heute die Geschäfte an seine Nachfol gerin Sonja Schöpf.

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