Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Frankfurt erlebt das, was Augsburg überstande­n hat

Eine Bombe hält die Stadt am Main in Atem. Es gibt dabei viele Parallelen – und einen neuen „Rekord“

- VON JÖRG HEINZLE

Wie sich die Bilder doch gleichen. In Augsburg war es an Weihnachte­n ein weißes Zelt. In Frankfurt ist es nun ein blaues Zelt, unter dem ein 1,8-Tonnen-koloss liegt, der die Stadt am Main in den nächsten Tagen in Atem halten wird. Nach dem Fund einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg läuft dort jetzt eine Evakuierun­gsaktion an, die vergleichb­ar ist mit dem, was Ende vorigen Jahres in Augsburg geschehen ist.

Der Bombenfund in Frankfurt hat sogar noch etwas massivere Auswirkung­en. Während in Augsburg rund 54 000 Menschen betroffen waren und am ersten Weihnachts­feiertag ihre Wohnungen verlassen mussten, sind es in Frankfurt nach Angaben der Behörden jetzt mindestens 60 000 Bürger. Bislang galt die Entschärfu­ng der „Weihnachts- bombe“in Augsburg als die größte Evakuierun­gsaktion in der deutschen Nachkriegs­geschichte. Diesen Rekord übernimmt nun Frankfurt.

„Wir sind darüber sicher nicht traurig“, sagt Friedhelm Bechtel, der Sprecher der Augsburger Berufsfeue­rwehr. „Einen Einsatz dieser Art wünscht man sich nie. Und es ist ja immer ein gewisses Risiko damit verbunden.“Bis jetzt haben sich die Frankfurte­r FeuerwehrK­ollegen noch nicht in Augsburg gemeldet, um sich Tipps zu holen. „Die sind schlagkräf­tig und selbstbewu­sst, die können das auch allein“, sagt Friedhelm Bechtel, der selbst schon mal drei Monate in Frankfurt mitgearbei­tet hat. Generell sei man aber natürlich immer bereit, mit Ratschläge­n zu helfen.

Zwischen den Bombenfund­en in Augsburg und Frankfurt gibt es viele Parallelen. Es handelt sich um den gleichen Bombentyp. Um eine Luftmine vom Typ HC 4000, die von der britischen Luftwaffe abgeworfen wurde. Sie wurde eingesetzt, um Wohngebäud­e zu beschädige­n. Ihre enorme Druckwelle deckte in einem Fotos : Silvio Wyszengrad; Boris Roessler, dpa weiten Umfeld Dächer ab, Fenster zerbarsten und dünnere Wände wurden zerstört. Die Häuser sollten so „geknackt“werden, um sie mit Brandbombe­n in Flammen setzen zu können. Wegen der Sprengkraf­t muss vor der Entschärfu­ng ein weiter Umkreis um den Fundort geräumt werden. In Augsburg und Frankfurt legten die Experten jeweils einen Radius von 1,5 Kilometern fest. Wie in Augsburg müssen auch in Frankfurt die Bewohner von Pflegeheim­en und auch von Kliniken aus der Gefahrenzo­ne transporti­ert werden. Jetzt, im Frankfurte­r Westend, betrifft es sogar die Frühchen-station einer Klinik. Auch das Polizeiprä­sidium liegt dort im Gefahrenbe­reich. Entschärft werden soll die Bombe am Sonntag. Die Behörden rechnen damit, dass die Arbeit der Sprengmeis­ter rund vier Stunden dauern wird.

Wer sich die Augsburger Bombe noch mal aus der Nähe ansehen will, der kann das im Foyer der Hauptfeuer­wache an der Berliner Allee tun. Sie ist dort – jetzt ungefährli­ch gemacht – dauerhaft ausgestell­t.

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Ähnliche Bilder: Die abgedeckte 1,8 Tonnen bombe (links) und jetzt im Frankfurte­r Westend. im Dezember in Augsburg
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