Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Frankfurt erlebt das, was Augsburg überstanden hat
Eine Bombe hält die Stadt am Main in Atem. Es gibt dabei viele Parallelen – und einen neuen „Rekord“
Wie sich die Bilder doch gleichen. In Augsburg war es an Weihnachten ein weißes Zelt. In Frankfurt ist es nun ein blaues Zelt, unter dem ein 1,8-Tonnen-koloss liegt, der die Stadt am Main in den nächsten Tagen in Atem halten wird. Nach dem Fund einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg läuft dort jetzt eine Evakuierungsaktion an, die vergleichbar ist mit dem, was Ende vorigen Jahres in Augsburg geschehen ist.
Der Bombenfund in Frankfurt hat sogar noch etwas massivere Auswirkungen. Während in Augsburg rund 54 000 Menschen betroffen waren und am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Wohnungen verlassen mussten, sind es in Frankfurt nach Angaben der Behörden jetzt mindestens 60 000 Bürger. Bislang galt die Entschärfung der „Weihnachts- bombe“in Augsburg als die größte Evakuierungsaktion in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Diesen Rekord übernimmt nun Frankfurt.
„Wir sind darüber sicher nicht traurig“, sagt Friedhelm Bechtel, der Sprecher der Augsburger Berufsfeuerwehr. „Einen Einsatz dieser Art wünscht man sich nie. Und es ist ja immer ein gewisses Risiko damit verbunden.“Bis jetzt haben sich die Frankfurter FeuerwehrKollegen noch nicht in Augsburg gemeldet, um sich Tipps zu holen. „Die sind schlagkräftig und selbstbewusst, die können das auch allein“, sagt Friedhelm Bechtel, der selbst schon mal drei Monate in Frankfurt mitgearbeitet hat. Generell sei man aber natürlich immer bereit, mit Ratschlägen zu helfen.
Zwischen den Bombenfunden in Augsburg und Frankfurt gibt es viele Parallelen. Es handelt sich um den gleichen Bombentyp. Um eine Luftmine vom Typ HC 4000, die von der britischen Luftwaffe abgeworfen wurde. Sie wurde eingesetzt, um Wohngebäude zu beschädigen. Ihre enorme Druckwelle deckte in einem Fotos : Silvio Wyszengrad; Boris Roessler, dpa weiten Umfeld Dächer ab, Fenster zerbarsten und dünnere Wände wurden zerstört. Die Häuser sollten so „geknackt“werden, um sie mit Brandbomben in Flammen setzen zu können. Wegen der Sprengkraft muss vor der Entschärfung ein weiter Umkreis um den Fundort geräumt werden. In Augsburg und Frankfurt legten die Experten jeweils einen Radius von 1,5 Kilometern fest. Wie in Augsburg müssen auch in Frankfurt die Bewohner von Pflegeheimen und auch von Kliniken aus der Gefahrenzone transportiert werden. Jetzt, im Frankfurter Westend, betrifft es sogar die Frühchen-station einer Klinik. Auch das Polizeipräsidium liegt dort im Gefahrenbereich. Entschärft werden soll die Bombe am Sonntag. Die Behörden rechnen damit, dass die Arbeit der Sprengmeister rund vier Stunden dauern wird.
Wer sich die Augsburger Bombe noch mal aus der Nähe ansehen will, der kann das im Foyer der Hauptfeuerwache an der Berliner Allee tun. Sie ist dort – jetzt ungefährlich gemacht – dauerhaft ausgestellt.