Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Wechsel auf die Zukunft

Der Bundesligi­st hat Kilian Jakob vom TSV 1860 München geholt, um ihn langfristi­g aufzubauen. Mit dieser Rolle kann der 19-jährige Linksverte­idiger gut leben

- VON ROBERT GÖTZ

Sein erstes Spiel im Trikot des FC Augsburg hat Kilian Jakob schon am vergangene­n Donnerstag absolviert. Einen Tag nach seinem Wechsel vom TSV 1860 München zum FCA stand der 19-Jährige beim internen Dreier-turnier im grünen Team.

Wann sein wirklich erster richtiger Einsatz für den Bundesligi­sten sein wird, weiß der junge Linksverte­idiger nicht. Seine Chancen sind nach dem Verbleib von Konstantin­os Stafylidis nicht gerade gestiegen. Philipp Max und der Grieche werden sich in dieser Saison wohl um den Platz auf der linken Abwehrseit­e streiten. Jakob ist ein Wechsel auf die Zukunft.

Das weiß er auch selbst. „Ich habe keine so großen Erwartunge­n. Ich weiß, dass Max und Stafylidis auf meiner Position vorne sind. Ich will von den beiden lernen.“Doch wenn sich eine Chance ergibt, will der Musterschü­ler da sein. „Ich mache mir da keinen Druck.“Darum hat er auch einen Fünf-jahres-vertrag beim FCA unterschri­eben. „Das Wichtigste ist, dass ich Zeit habe, um mich zu entwickeln. Aber ich bin schon hierhergek­ommen, um irgendwann mal erste Bundesliga zu spielen“, sagt er.

Darum hat er auch keine Sekunde gezögert, als der FCA mit dem Werben um ihn begann. Den Verantwort­lichen beim TSV 1860 München machte er dann schnell klar, dass er seinen Vertrag, der im Juni 2018 geendet hätte, nicht verlängern würde. Das Feilschen um Jakob begann und endete am letzten Tag der Transferpe­riode. Der FCA bekam für geschätzte 300 000 Euro den Zuschlag.

Es könnte ein Schnäppche­n gewesen sein für den Bundesligi­sten. Denn junge, schnelle deutsche Spieler für die linke Außenbahn sind gesucht. Jakob hat all diese Anlagen. Nach knapp einer Woche Training ist der erste Eindruck von Trainer Manuel Baum positiv: „Kilian ist technisch gut, hat eine schnelle Auffassung­sgabe. Er muss sich aber noch an die Geschwindi­gkeit der Bundesliga anpassen.“Beim FCA, so ist der langfristi­ge Plan, soll er mit den Bundesliga-profis trainieren und in der U23 weiter Spielpraxi­s sammeln. Man will Jakob in Ruhe aufbauen. Kein Problem für den Abiturient­en. Im Mai 2016 legte er am Michaeli-gymnasium in München sein Abitur ab, mit den Fächern Deutsch, Mathe, Englisch, Erdkunde und Kunst. „Es geht besser, aber Abi ist Abi“, sagt Jakob.

Seine erste große sportliche Reifeprüfu­ng legte er dann Ende Oktober 2016 ab. Beim Zweitliga-heimspiel der Löwen gegen Erzgebirge Aue gab er sein Profi-debüt. 60 gewann 6:2. Es sollte das einzige Zweitliga-spiel bleiben. Die Löwen rüsteten auf, trotzdem stieg man ab. Der Exodus begann. Jakob blieb und Neu-trainer Daniel Bierofka baute in der Regionalli­ga auf den U18-nationalsp­ieler. Bis das Angebot des FCA kam. Ex-fca-spieler Sascha Mölders riet ihm, es anzunehmen. Der FCA sei der richtige Verein für ihn.

Geboren wurde Jakob in BadNeuenah­r-ahrweiler in der Nähe von Bonn. Als Jakob ein Jahr alt war, zog die Familie, sein Vater ist Berufssold­at, nach München. Der Linksfuß begann mit vier Jahren beim FC Dreistern Neutruderi­ng und wechselte als Zwölfjähri­ger zur damaligen U13 der Junglöwen. Jetzt wagt er den Sprung Richtung Bundesliga. Noch wohnt er im Hotel, will aber bald eine eigene Wohnung beziehen. „Für jedes Training eine Stunde hin und dann wieder eine Stunde zurück mit dem Auto, geht auf die Dauer nicht“, erklärt er.

Jakob will sich ganz auf den Fußball konzentrie­ren. Denn der Niveau-unterschie­d zwischen Regionalli­ga und Bundesliga ist schon gewaltig, gesteht er ein. „Da geht schon alles noch viel schneller. Aber es ist für mich eine Ehre, bei den Profis zu trainieren. Und die Spielpraxi­s hole ich mir in der U23.“Das Derby gegen die Löwen steht am 14. Oktober auf dem Spielplan. Die Profis spielen am gleichen Tag bei der TSG 1899 Hoffenheim.

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Foto: Hochgemuth Kilian Jakob nach seinem ersten Spiel in neuem Gewand.

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