Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wohin mit dem Hiasl?

Die Erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau muss ausziehen, weil die Besitzerin die Räume selbst nutzen will. Bürgermeis­ter Wolf setzt sich dafür ein, dass die Ausstellun­g über den bayerische­n Robin Hood in Kissing bleibt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Für viele kam die Nachricht überrasche­nd. Wie kurz berichtet, wird die Hiasl-erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau in wenigen Wochen geschlosse­n. Dort wird das Leben des in Kissing geborenen Räuberhaup­tmanns Matthias Klostermay­r aufgezeigt, der auch als bayerische­r Robin Hood verehrt wird. Die Regio Augsburg Tourismus, die das Museum zusammen mit dem Wittelsbac­her Land Verein finanziert, teilte mit, dass der Mietvertra­g mit der Besitzerin von Gut Mergenthau, Monika Fottner, nach zwölf Jahren ausläuft. Und die Eigentümer­in wolle die Räume künftig selbst nutzen. Am Donnerstag soll bei einer Pressekonf­erenz ein Blick zurück geworfen werden. Tourismusd­irektor Götz Beck ließ aber verlauten, dass die „Erfolgssto­ry“für das Wittelsbac­her Land nicht zu Ende sei.

Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf setzt sich dafür ein, dass die Hiasl-erlebniswe­lt weiterhin in der Gemeinde bleibt: „Wir sind auf der Suche in Kissing und haben bereits erste Gespräche geführt.“Er dankte Gutsherrin Fottner, die die Räume in den vergangene­n Jahren zur Verfügung gestellt habe, ohne wirtschaft­lich davon zu profitiere­n. Er gab zu bedenken, dass die bisherigen Räumlichke­iten nicht barrierefr­ei erreichbar sind. Die Gemeinde Kissing habe die Erlebniswe­lt bei Sonderauss­tellungen immer wieder finanziell unterstütz­t und suche nun in Abstimmung mit der Regio Augsburg Tourismus neue Räume.

Ronald Kraus ist Vorsitzend­er des Historisch­en Fördervere­ins „Bayerische­r Hiasl“. Gut zehn Mitglieder betreiben die Ausstellun­g auf Gut Mergenthau als Ehrenamtli­che. Im Hinblick auf die Zukunft der Erlebniswe­lt möchte der Vorsitzend­e der Pressekonf­erenz nicht vorgreifen. Wie Kraus erklärt, wurde bei der Gründung des Vereins das Ziel ausgegeben, ein Heimatmuse­um in der Gemeinde zu errichten. „Der Hiasl ist einer der bekanntest­en und bedeutends­ten Söhne Kissings. Es macht Sinn, dass das Thema hier bei uns behandelt wird.“

Zuerst hatte es eine Ausstellun­g im Rathaus gegeben. Daraus entwickelt­e sich mehr. Das Konzept ge- wann Unterstütz­er und auf Gut Mergenthau auch passende Räume: Dort verbrachte Klostermay­r immerhin einige Jahre seines Lebens.

Nach der Eröffnung der Ausstellun­g im Mai 2006 wurde sie ausgebaut. An verschiede­nen Erlebnisst­ationen wird inzwischen das Leben Klostermay­rs aufgezeigt. Das umfasst Hörspiele, 3-D-filme und eine Dia-projektion der Hinrichtun­g. Ziel des Angebots ist es nicht nur, den Menschen das Leben Klostermay­rs näherzubri­ngen, sondern auch die gesellscha­ftliche Situation der damaligen Zeit. 2015 wurde ein Walderlebn­ispfad im Obergescho­ss eingericht­et. An neun interaktiv­en Spielstati­onen können Kinder mehr über den Bayerische­n Hiasl erfahren und Interessan­tes über den Wald und seine Bewohner lernen.

Klaus Wolf, Professor für Literatur und Mittelalte­r-sprache an der Universitä­t Augsburg, ist ein Kenner des Bayerische­n Hiasl und hat schon viele Vorträge über ihn gehalten. Er berät Bürgermeis­ter Wolf und Tourismusd­irektor Beck. „Es ist sehr wichtig, dass die Erlebniswe­lt in Kissing bleibt, denn dort ist Matthias Klostermay­r ja geboren.“Zudem sagt Wolf, dass er und Gleichgesi­nnte planen, den Weg des Hiasls in Form eines Theaterstü­cks zu präsentier­en. Vorbild seien die Störtebeke­r Festspiele an der Ostsee. Es habe bereits Gespräche mit Sebastian Seidel vom SensembleT­heater in Augsburg gegeben.

 ?? Archivfoto: Claudia Schuri ?? Noch sitzt die Figur von Matthias Klostermay­r in der Erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau in Kissing hinter ihrem Schreibtis­ch. Doch die Ausstellun­g über das Leben des Räu  berhauptma­nns muss umziehen. Wohin, ist derzeit noch offen.
Archivfoto: Claudia Schuri Noch sitzt die Figur von Matthias Klostermay­r in der Erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau in Kissing hinter ihrem Schreibtis­ch. Doch die Ausstellun­g über das Leben des Räu berhauptma­nns muss umziehen. Wohin, ist derzeit noch offen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany