Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ungetrübter Ausblick trotz Sonnenflecken
Warum steht mitten im Wald der Christoph-scheiner-aussichtsturm? Woher hat er seinen Namen?
Markt Wald Genau 42 Stufen sind zu bewältigen, bis man ganz oben angekommen ist. Oben, auf dem neun Meter hohen hölzernen Aussichtsturm mitten im Erholungsgebiet der Stauden. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Region, die den südlichen Teil des Naturparks Westliche Wälder bildet. Doch warum steht dort zwischen den Markt Walder Ortsteilen Oberneufnach und Bürgle überhaupt dieser Turm und wer ist eigentlich dieser Christoph Scheiner?
Aufschluss gibt unter anderem eine Hinweistafel am Turm: Christoph Scheiner, 1573 in Markt Wald als Sohn des Scheinerbauern geboren, ist zwar nicht mehr so bekannt wie sein Zeitgenosse Galileo Galilei, hat jedoch ähnlich wichtige Entdeckungen gemacht wie dieser und gilt als einer der führenden Naturwissenschaftler des 17. Jahrhunderts. Zwischen beiden gab sogar einen erbitterten Streit, weil Galilei vermutete, der Jesuitenpater und Professor für Physik und Astronomie habe von ihm abgeschrieben. Denn auch Scheiner hat bereits Anfang des 17. Jahrhunderts über die Sonnenflecken geforscht sowie Fernrohre und Teleskope konstruiert. Leider hat er seine Entdeckungen nicht in seiner Heimat gemacht, sondern im Turm der Heilig-kreuzKirche in Ingolstadt, wo er sich ein Stübchen als private Sternwarte eingerichtet hatte.
Scheiner hielt sich während seiner Laufbahn oft am Hof des bayerischen Königs Max III. auf sowie in Ingolstadt, Freiburg und Rom. Dort war er 1633 wahrscheinlich sogar beim Prozess gegen Galilei dabei, trat aber wohl als dessen Gegner auf.
Mit Astronomie hat der Aussichtssturm bei Mark Wald jedoch nichts zu tun. Er wurde aus einem ganz profanen Grund aufgestellt, nämlich als Schulungsarbeit für die Mitglieder des Technischen Hilfs- werks Schwabmünchen. Diese haben die Holzkonstruktion mit den mächtigen Rundstämmen vor über 30 Jahren errichtet. Und da der Astronom und Erfinder Scheiner nun einmal der bekannteste Sohn der Gemeinde ist, bekam er dessen Namen. So einfach ist das.
Sonne und Regen haben dem Holz über die Jahre hinweg zugesetzt. Weil einige Stützen und Beläge morsch waren, wurde der Turm mit den sieben Plattformen 2016 gesperrt. Seit Mai kann man jedoch wieder hinaufsteigen. Die Spuren der Reparatur sind an den helleren Brettern und Balken noch deutlich sichtbar.
Der Turm ist ein beliebtes Ziel für Schulklassen, Einheimische, Radler und Wanderer. Auch viele Besucher, die mit der Staudenbahn nach Oberneufnach kommen, gehen gern zum Turm und genießen die Aussicht, die an schönen Tagen bis zu den Alpen reicht. Ebenfalls sehenswert und ganz in der Nähe ist die wunderschöne Wallfahrtskapelle St. Antonius von Padua in Schnerzhofen.
● Lage Nach Oberneufnach kommt man von Augsburg aus bequem mit der Staudenbahn, die regelmäßig vom Hauptbahnhof nach Markt Wald fährt. Jedoch nur bis zum 3. Ok tober, dann macht die Ausflugs bahn wieder Winterpause. Mit dem Auto oder mit dem Fahrrad kommt man aus der Region Augsburg am besten über Mittelneufnach.
● Öffnungszeit Der Aufstieg auf den Aussichtsturm ist jederzeit mög lich.