Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Armer Mann
Der erste Generalangriff auf den Mann fand in den 1980er Jahren statt. Den Männern, die jahrhundertelang im Stehen gepinkelt hatten, wurde dieses virile Privileg zusehends genommen. Ob dieser Angriff auf die Freud’sche Theorie vom Penisneid zurückzuführen ist oder auf die lästigen Tröpfchen am Boden, die von den (Ehe-)frauen aufgewischt werden mussten, ist nicht ganz klar.
Aber den Männern wurde mehr genommen als dieses atavistische Naturrecht. Noch in den 1970er Jahren hat jeder zweite Mann sein Auto am Samstagvormittag vor dem Haus gewaschen, mit Eimer, Bürsten und Lappen. Dann kam das Umweltbewusstsein und setzte diesem Männer-hobby Grenzen. Noch vor 30 Jahren wurde ein Mann, der einen mächtigen „Ranzen“vor sich herschob, als „stattlich“bezeichnet. Auch das Doppelkinn gehörte zur Zierde von fast jedem höheren Beamten, es zeigte seinen Status wie ein Rangabzeichen. Heute müssen Männer ins Fitness-studio, um sich dort einen Sixpack anzutrainieren. Auch das Zeichnung: Grillen (reine Männersache!) geriet zusehends in Verruf. Ungesund, karzinogen und zu viele Kohlendioxide. Ureigenste Interessen seiner „männlichen Natur“muss er nun mit dem schwachen Geschlecht teilen. Boxen und Fußball zum Beispiel.
Viel Ersatz für all diese auf das Selbstwertgefühl gehenden Verluste hat er nicht bekommen. Er darf jetzt den Müll runtertragen und beim Abwasch helfen. Und jetzt geht die Attacke auf den Mann auf’s Ganze, ans Eingemachte. Innerhalb der Gender-debatte und der Androgynität soll ihm seine Ein- zigartigkeit abgesprochen werden. Wo früher männliche Ikonen wie John Wayne oder Gerard Depardieu die Szenerie beherrschten, rücken heute David Beckham und Conchita Wurst in den Vordergrund.
Wenn Ihr Mann über all dies einmal weinen sollte, dann, liebe Frauen, legen Sie doch einfach Ihren Arm um ihn und kraulen ihn … Oder Sie kochen ihm mal wieder sein Lieblingsessen.
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