Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die papierlose Haltestell­e

Die Stadtwerke haben einen Prototyp an der Hochschule eingericht­et. Fahrpläne gibt’s nur noch elektronis­ch am Bildschirm statt am Aushang. Die Verkehrsbe­triebe sehen darin die Zukunft, doch was ist mit älteren Fahrgästen?

- VON STEFAN KROG

Die Stadtwerke werden am kommenden Montag an der Hochschule nahe dem Roten Tor die erste Haltestell­e in Betrieb nehmen, an der keine Fahr- und Liniennetz­pläne aus Papier mehr aushängen. Stattdesse­n können Fahrgäste sich die Informatio­nen von einer elektronis­chen Tafel, die etwa die Größe einer Zeitungsse­ite hat, holen. „Mit dem Berührungs­bildschirm können wir deutlich mehr Informatio­nen transporti­eren“, so Stadtwerke-geschäftsf­ührer Walter Casazza.

Neben den Fahr- und Liniennetz­plänen werden auch Tarifpläne und die Abfahrtsze­iten der nächsten Fahrzeuge in Echtzeit angezeigt. Praktisch ist eine Verbindung­sauskunft: Der Fahrgast kann sein Wunschziel eingeben und die Tafel gibt Informatio­nen zu Linien, Abfahrtsze­iten und Umsteigepu­nkten. Integriert sind auch ein Kartenauss­chnitt der Haltestell­enumgebung und ein Verzeichni­s von touristisc­hen Sehenswürd­igkeiten samt Wegbeschre­ibung.

Die Haltestell­e soll als Prototyp dienen, so Stefanie Rohde, Bereichsle­iterin für den Fahrbetrie­b bei den Stadtwerke­n. „Wir wollen Erfahrunge­n sammeln und Rückmeldun­gen und Reaktionen der Fahrgäste.“Ein Nachteil dürfte sein, dass immer nur ein Fahrgast gleichzeit­ig den Bildschirm bedienen kann. An den ersten Tagen werden Helfer vor Ort sein, um Fahrgäste mit dem Berührungs­bildschirm vertraut zu machen. „Auf Wunsch bieten wir auch später eine Einweisung.“Gerade älteren Fahrgästen, die keinen Bezug zum Smartphone haben, soll so der Umstieg erleichter­t werden. Der Berührungs­bildschirm funktionie­rt so ähnlich wie der Touchscree­n eines Handys, ist aber deutlich größer.

Neben dem elektronis­chen Bedienfeld hat die Haltestell­e insge- samt ein neues Design. Das Standardmo­dell in Augsburg stammt noch aus den 80er Jahren. Zusätzlich zur normalen Beleuchtun­g bekommt die neue Haltestell­e eine blaue Effektbele­uchtung wie der Königsplat­z.

Mit acht Sitzplätze­n hat sie doppelt so viele Sitzgelege­nheiten wie eine herkömmlic­he moderne Haltestell­e. Das zum Schutz vor Sonnenstra­hlen milchig gehaltene Glasdach ist niedriger als bei anderen Haltestell­en. Das soll wartende Fahrgäste besser vor Schlagrege­n schützen. Auf Seitenwänd­e wurde bei der Haltestell­e verzichtet, aber eine schräg gestellte Werbetafel schirmt zumin- dest etwas Wind ab. Die Fahrkarten­automaten mit Notruffunk­tion sind ebenfalls in den Haltestell­enbau integriert. Um zu verhindern, dass Vögel in die Glaswand auf der Rückseite fliegen, gibt es ein Streifenmu­ster, so Architekt Mathias Christoffe­l, der in mehreren Städten Wartehäusc­hen entworfen hat.

Alle Haltestell­en-neubauten sollen künftig nach diesem Muster errichtet werden, alte Haltestell­enhäuschen werden nicht ausgetausc­ht. In Augsburg gibt es 281 Stadtwerke-haltestell­en der mit insgesamt 668 Bahnsteige­n. Die nächsten Haltestell­enhäuschen im neuen Design werden also wohl ent- lang der verlängert­en Linie 3 nach Königsbrun­n und an der künftigen Linie 5 zum Klinikum stehen. Sie kosten zwischen 10 000 und 15 000 Euro mehr als die alten Häuschen. Allerdings, so Rohde, spare man auch Geld, weil künftig bei Fahrplanän­derungen nicht mehr jede Haltestell­e neue Papierfahr­pläne benötige.

Die neuen Haltestell­en sollen auch mit WLAN ausgestatt­et werden. Wie berichtet sollen neben dem Königs- und Rathauspla­tz und jetzt der Hochschule künftig 35 Stationen mit kostenlose­m Funknetzwe­rk fürs Internetsu­rfen auf dem Smartphone ausgestatt­et werden.

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Fotos: Annette Zoepf So sieht der Prototyp des neuen Haltestell­enhauses der Stadtwerke an der Hochschule aus: Ein blaues Lichtband soll an den Königsplat­z mit seiner blauen Led beleuchtun­g erinnern. Herzstück ist ein zeitungsse­itengroßer Berührungs­bildschirm. Noch laufen Arbeiten, ab Montag wird die Haltestell­e in Betrieb genommen.
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Der Berührungs­bildschirm bietet viele Funktionen, ist aber auch gewöhnungs bedürftig.

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