Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Cassini“wird morgen verglühen

Weltall Die Raumsonde hat 13 Jahre lang den Saturn erforscht. Was sie dabei zutage förderte

- VON GUNTER OLEY

Augsburg Als Sternschnu­ppe wird die Planetenso­nde Cassini am Freitag ihre Saturnmiss­ion beenden. Die Wissenscha­ftler der Nasa steuern sie gezielt in die Atmosphäre des zweitgrößt­en Planeten unseres Sonnensyst­ems, wo sie verglüht. Die Technik der Sonde funktionie­rt zwar noch – aber der Treibstoff geht zur Neige. Mit dem Absturz soll verhindert werden, dass Cassini eines Tages unkontroll­iert auf einem der Monde aufschlägt. Denn auf einigen von ihnen gibt es theoretisc­h die Voraussetz­ungen für die Entstehung von Leben. Dieser Prozess soll nicht durch den Einschlag einer Raumsonde beeinfluss­t werden.

Fast sieben Jahre war die Doppelsond­e Cassini-huygens bereits im Weltall unterwegs, als sie am 1. Juli 2004 in eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenk­te. Gestartet war das rund 5,7 Tonnen schwere Gespann am 15. Oktober 1997 auf einer Titan-4b-rakete von Cape Canaveral aus und hatte dann mit Vorbeiflüg­en an Venus, Erde und Jupiter Schwung geholt für den Flug zum Saturn.

Ein erster Höhepunkt war die Landung von Huygens auf dem größten Saturnmond Titan im Januar 2005. Der von der Europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa entwickelt­e Landeappar­at sammelte beim Abstieg in die Stickstoff-methan-atmosphäre mehr als drei Stunden lang Daten und lieferte schließlic­h mehr als eine Stunde lang auch Aufnahmen von der Oberfläche. Wie auf der Erde gibt es dort einen Flüssigkei­tskreislau­f mit Wolken, Regen und Seen, die allerdings nicht aus Wasser, sondern aus flüssigem Methan bestehen. Überraschu­ngen bot der Mond Enceladus, der sechst- größte Begleiter des Saturn. Heute sind sich die Forscher sicher, dass er zu den Himmelskör­pern in unserem Sonnensyst­em mit den größten Chancen auf die Herausbild­ung organische­n Lebens gehört. Offenbar gibt es an manchen Stellen zeitweise flüssiges Wasser. Und von der Südpolregi­on des Mondes werden immer wieder Eisfontäne­n ins All geschleude­rt. Unerwartet war auch die Entdeckung, dass es auf dem Mond vulkanisch­e Aktivitäte­n gibt.

Mitte April hat die letzte Phase der Cassini-forschungs­mission begonnen, die Wissenscha­ftler gaben ihr den Namen Grand Finale. Die Planetenso­nde verließ dazu für die letzten 22 von insgesamt knapp 294 Saturnumkr­eisungen die Bahnebene des Ringsystem­s und der meisten Monde. Dadurch überflog sie nun auch die Polregione­n des Saturn und umrundete ihn zwischen den inneren Ringen und dem Planeten. Dabei stellte sie fest, dass es dort, anders als im Bereich der Saturnring­e, praktisch keinerlei Materie gibt.

Mit einer letzten Annäherung an Titan wurde Cassini nun auf einen Kollisions­kurs zum Planeten gebracht. Bis Freitag sendet die Sonde kontinuier­lich Messwerte von sieben der zwölf Forschungs­instrument­e zur Erde. Dann taucht Cassini in die Atmosphäre ein. Die Triebwerke werden nicht mehr genug Leistung haben, um die Antenne in Richtung Erde auszuricht­en. Kurze Zeit später wird die Planetenso­nde unter dem Druck zerbrechen und verglühen.

Cassini Huygens

Start Am 25. Oktober 1997 mit einer Titan 4B Trägerrake­te von Cape Canaveral

Masse Beim Start 5700 Kilo gramm (Orbiter, Landeappar­at und Treibstoff), zum Abschluss der Mission nun 2125 Kilogramm

Höhepunkte Jupiter Passage am 31. Dezember 2000, Ankunft am Saturn am 1. Juli 2004, Landung von Huygens auf dem Titan am 14. Januar 2005, Abschluss der Mission am 15. September 2017 Kosten Rund 3,9 Mrd. Dollar Beteiligte Raumfahrta­genturen Nasa (USA), Esa (Europa) und ASI (Italien) (Quelle: Nasa)

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 ?? Foto: Nasa, DLR, dpa ?? Diese Computergr­afik der Nasa zeigt die Raumsonde Cassini oberhalb der Saturnring­e. Fast 300 Mal hat sie den Planeten um rundet. Morgen wird sie in seine Atmosphäre stürzen.
Foto: Nasa, DLR, dpa Diese Computergr­afik der Nasa zeigt die Raumsonde Cassini oberhalb der Saturnring­e. Fast 300 Mal hat sie den Planeten um rundet. Morgen wird sie in seine Atmosphäre stürzen.

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