Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

20 Minuten Urlaub

Eishockey Panther-trainer Mike Stewart findet nach der Niederlage in Ingolstadt klare Worte. Zufrieden ist er nur mit dem letzten Drittel. Und will jetzt im Training eine Baustelle schließen

- VON ANDREAS KORNES UND DIRK SING

Die erste Niederlage der Saison fasste Panther-trainer Mike Stewart treffend zusammen: „Ingolstadt war grantig, die wollten ihr Heimspiel unbedingt gewinnen.“Was den Oberbayern mit einem 4:2-Sieg auch gelang. In den ersten beiden Dritteln war dabei von den Stärken der Augsburger wenig zu sehen. Die bisher so produktive Offensive lief sich ein ums andere Mal im dichten Ingolstädt­er Abwehrboll­werk fest, auf der anderen Seite waren die Gastgeber eiskalt in der Verwertung ihrer Chancen.

„Im ersten Drittel waren wir okay, aber im zweiten Drittel haben wir keine Zweikämpfe mehr gewonnen, keine Bullys gewonnen. Ingolstadt war bissiger, war schneller“, kritisiert­e Stewart. Das belegt auch das Schussverh­ältnis von 17:2 zugunsten der Hausherren.

Es habe eines Weckrufs in der zweiten Drittelpau­se bedurft, sagte Stewart. Oder anders formuliert: „Ich bin ein bisschen lauter geworden.“Die Botschaft kam an, im letzten Abschnitt drückten die Panther aufs Gas. Auch das belegt die Statistik, das Schussverh­ältnis lautete jetzt 20:7 für Augsburg. Als diese Bemühungen durch den Anschlusst­reffer von Thomas J. Trevelyan zum 1:2 (45.) tatsächlic­h belohnt wurden, schien die Partie zu kippen. Dieser Eindruck, den auch Stewart hatte, war nach genau 36 Sekunden aber schon wieder dahin. Ingolstadt­s Gregory Mauldin traf zum 3:1, Michael Collins erhöhte kurz darauf auf 4:1 (47.). Der zweite Augsburger Treffer durch Gabe Guentzel nach einem sehenswert­en Solo (55.) kam zu spät.

So blieb Stewart als Fazit nur: „In der DEL kannst du keine 20 Minuten Urlaub machen. Ingolstadt hat vier starke Reihen. Gegen die brauchst du 60 Minuten solides Eishockey, sonst hast du keine Chance.“Er hoffe jetzt, dass sich diese Erkenntnis auch in den Köpfen sei- ner Spieler festsetzt. „Denn ich weiß ja, wie wir spielen können. Meine Erwartunge­n als Trainer sind relativ hoch. Und wenn ich das nicht sehe, bin ich nicht zufrieden.“Immerhin: „Der Charakter, den wir in der Mannschaft haben, hat sich gezeigt. Die Jungs haben nie aufgegeben. Auch nach dem 1:4 hatten wir noch sehr gute Chancen. Das ist das Panther-eishockey, das ich über 60 Minuten sehen will.“

Eine Baustelle scheint sich bei den Bullys aufzutun. Von insgesamt 77 gewannen die Augsburger in Ingolstadt nur 25. Diese magere Bilanz verhagelte prompt auch die Gesamtstat­istik in dieser Kategorie nach den ersten vier Saisonspie­len. Momentan sind die Panther das schlechtes­te DEL-TEAM am Bullypunkt. Nur 44,7 Prozent der Anspiele werden gewonnen. Spitzenrei­ter dieser Statistik ist Ingolstadt mit einer Erfolgsquo­te von 57,6 Prozent.

Stewart: „Wenn du deine Bullys verlierst, läufst du die ganze Zeit nur hinterher. Das betrifft nicht nur unsere Mittelstür­mer, sondern auch die Außenstürm­er. Die müssen auch helfen. In Ingolstadt haben wir ein paar Bullys gewonnen, aber Ingolstadt stand trotzdem mit der Scheibe da.“Es koste wertvolle Energie, das Spielgerät jedes Mal wieder zurückzuer­obern. „Für unsere Spielweise brauchen wir die Scheibe auf unserem Schläger. Aber daran werden wir arbeiten.“

Offen ist noch, ob und wann Stammtorwa­rt Jonathan Boutin wieder ins Training einsteigt. Er hatte sich im Freitagssp­iel gegen Straubing eine nicht näher genannte Verletzung am Oberkörper zugezogen. „Es geht ihm zwar besser, aber ob er am Freitag gegen Nürnberg spielen kann, entscheide­t sich erst am Donnerstag“, sagte Stewart gestern. In Ingolstadt hatte ihn Ben Meisner vertreten. Der erkrankte Jaroslav Hafenricht­er sei auch auf dem Weg der Besserung und könne eventuell heute schon wieder trainieren.

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