Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Capito macht dich fit für die Bundestagswahl am 24. September
Ü wie Überhangmandat
Das lange Wort „Überhangmandat“klingt, als sei etwas übrig. Das ist auch schon die richtige Spur. Es geht dabei um die Bundestagswahl in Deutschland. Eigentlich ist geplant, dass im Bundestag 598 Abgeordnete sitzen. Tatsächlich sind es aber derzeit 32 mehr. Das liegt an den Überhangmandaten.
Bei der Bundestagswahl dürfen die Wähler auf den Wahlzetteln zwei Kreuze machen. Man spricht auch von der Erststimme und der Zweitstimme. Für Politiker gibt es also zwei Wege, in den Bundestag gewählt zu werden.
Manchmal gibt es mehr Sitze
Bei der ersten Stimme geht es um die Sieger in jedem Wahlkreis. Die zweite Stimme regelt, wie die Sitze im Bundestag auf die Parteien verteilt werden. Wer in seinem Wahlkreis die Mehrheit gewinnt, hat einen Platz im Bundestag sicher.
Der Überhang entsteht, wenn eine Partei bei der ersten Stimme deutlich stärker abschneidet als bei der zweiten. Ein Beispiel: Stell dir vor, Partei A gewinnt in 25 Wahlkreisen die Mehrheit. Sie bekommt also mindestens 25 Sitze im Bundestag. Bei den Zweitstimmen hat die Partei aber nicht so gut abgeschnitten. Danach würden ihr nur 20 Sitze zustehen – also fünf weniger. Trotzdem schickt die Partei 25 Politiker ins Parlament.
Die fünf Sitze mehr sind dann ihre Überhangmandate. Damit die anderen Parteien dadurch keinen Nachteil haben, werden die zusätzlichen Sitze ausgeglichen. Je nachdem, wie viele Stimmen sie haben, bekommen also auch die anderen Parteien mehr Sitze.
V wie Verfassung
Wenn alles normal läuft, findet alle vier Jahre eine Bundestagswahl in Deutschland statt. Dabei entscheidet sich, welche Parteien im Land das Sagen haben. Aber warum alle vier Jahre – und nicht alle fünf oder sieben? Das regelt in Deutschland das Grundgesetz. Zum Grundgesetz sagt man auch: Es ist die Verfassung von Deutschland.
In der Verfassung stehen die wichtigsten Regeln, die für das Zusammenleben der Menschen in einem Staat gelten. Es sind sozusagen die Spielregeln, an die sich alle halten müssen – auch der Staat. Im Grundgesetz steht zum Beispiel: Jeder Mensch darf glauben, woran er möchte. Oder: Jeder Mensch darf seine Meinung sagen.
Darin steht, wie ein Staat funktionieren soll
Außerdem ist in der Verfassung beschrieben, wie der Staat funktioniert: Dass es einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin gibt etwa und wie oft die Menschen wählen dürfen. In der Verfassung steht auch, dass Berlin die Hauptstadt von Deutschland ist.
Insgesamt hat das Grundgesetz 146 Regeln, die Artikel heißen. Viele dieser Artikel sind sehr allgemein. Um zu klären, was diese Regeln bedeuten, braucht man Gesetze. Zum Beispiel: Man darf seine Meinung nicht sagen, wenn man damit jemanden beleidigt. Also gibt es ein Gesetz, in dem steht, was eine Beleidigung ist.
Es gibt Menschen, die aufpassen, dass neue Gesetze zu den Spielregeln passen. Wenn ein Mensch in Deutschland denkt: Ein Gesetz verstößt gegen die Verfassung! Dann kann er an das deutsche Verfassungsgericht schreiben. Richter entscheiden, ob das stimmt. Diese Verfassungsrichter tragen bei der Arbeit eine rote Robe. Alle anderen Richter in Deutschland tragen schwarze Roben.