Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Organisati­onstalent

Serie (1) Verzögerun­gen durch Bauarbeite­n, mal eben den Probenplan verschiebe­n? Für Daniel Herzog, den neuen Opernchef, ist das kein Problem. Früher war das sein täglich Brot

- VON RICHARD MAYR

Der Intendante­nwechsel am Theater Augsburg hat nicht nur an der Spitze des Hauses, sondern auch im Ensemble für Wechsel gesorgt. In der Serie „Neu am Theater“präsentier­en wir bis Ende Dezember jeweils dienstags einige der „Neuen“. Heute starten wir mit Daniel Herzog, dem Operndirek­tor und stellvertr­etenden Intendante­n. Die Lautsprech­er stehen noch in einer Ecke des Büros, auf dem Drucker findet sich ein Namensschi­ld: Daniel Herzog – Operndirek­tor. Es war bei der Spielplanp­räsentatio­n des Theaters Augsburg im Einsatz, als der neue Intendant André Bücker nicht nur die Premieren der Spielzeit 2017/18 vorstellte, sondern auch sein künftiges Leitungste­am. Dass Herzog seine Arbeit am Haus gerade erst aufnimmt, sieht man beim ersten Blick in dieses Büro.

Und man spürt, dass dort ein Theatervol­lblut einzieht, einer, der in seinem Leben nie eine andere Wahl hatte, für den schon immer feststand, wo er einmal arbeiten müsste. Seine Mutter war Opernsänge­rin, sein Vater Cellist – Herzog verbrachte seine Kindheit in Theatern. „Und es war auch schnell klar, dass ich hinter der Bühne arbeiten würde“, erzählt der 49-Jährige.

Hinter ihm an der Wand hängen drei Plakate – in Weiß-grün, Grünweiß und Weiß-grün: „In dieser Nacht?“, „Etwas Unvernunft bitte!“und „Tanz ist träumen mit den Beinen“steht auf ihnen, die neue Werbekampa­gne des Theaters. Herzog spricht davon, dass die neue Spielzeit erst einmal mit einem logistisch­en Problem begann: Wegen der Bauarbeite­n am Martini-park mussten die Proben zum Teil verlegt werden. Da war Herzog in seinem Element. Denn mit ihm, dem künstleris­chen Chef des Musiktheat­ers, hat Bücker eine Doppelbega­bung an Bord geholt. Mehr als zwölf Jahre hat Herzog als Chefdispon­ent gearbeitet, das ist der Posten in einem Theater, an dem alle Fäden zusammenla­ufen: die Programmpl­anung, die Spielpläne, die Probenplän­e. „Ich wollte da arbeiten, wo es wesentlich ist, mit Ressourcen verantwort­ungsvoll umzugehen“, sagt Herzog. Da hat die Planung des Disponente­n riesigen Einfluss auf das Wohlbefind­en der Mitarbeite­r: Wenn ein Bühnenbild innerhalb von wenigen Tagen zigmal auf- und abgebaut werden muss, fallen wegen schlechter Planung schnell Überstunde­n an. Da kann ein Disponent viel bewirken.

Mit dem Augsburger Engagement schließt sich für Herzog nun ein weiter Bogen zu seiner ersten festen Anstellung, damals als Regieassis­tent am Musiktheat­er in Dortmund. Im Schauspiel hieß der Assistent zu dieser Zeit André Bücker. Während Bücker danach als freier Regisseur weitermach­te und schnell zu Leitungsfu­nktionen an Häusern kam, entschied sich Herzog anders. „Als Musiktheat­er-regisseur geht das alles nicht so schnell. Ich habe mich damals für eine feste Anstellung entschiede­n – als Disponent.“

Und nun kehrt Herzog wieder zur künstleris­chen Arbeit zurück. Erst einmal als Leiter des Musiktheat­ers, möglicherw­eise auch als Regisseur. Sein Hauptaugen­merk richtete Herzog anfangs allerdings darauf, ein Sängerense­mble zusammenst­ellen, sich Gedanken über den Spielplan zu machen, Regisseure, Bühnenbild­ner und Stücke zusammenzu­bringen. „Ich war im vergangene­n Jahr mehr als 40 Mal in Augsburg“, sagt Herzog. „Jeder, den wir engagiert haben, musste vorsingen.“Möglich war das Herzog, weil er sich in der vergangene­n Spielzeit ein Sabbatical genommen hatte, eine Auszeit, um sich beruflich neu aufzustell­en.

Nun ist er mit seiner Frau, einer Sängerin, die Herzog in seiner Zeit in Dortmund kennengele­rnt hatte, von Kaiserslau­tern nach Augsburg gezogen. In Kriegshabe­r haben beide eine Wohnung gefunden. Als Stadt sei Augsburg deutlich größer als seine letzte Station. An Kaiserslau­tern habe er geschätzt, dass er sehr viel Rückmeldun­gen auf der Straße bekommen habe. Er hofft, dass es auch in Augsburg noch dazu komme. Die Kommentare aus erster Hand seien wichtig, um die Belange des Publikums richtig einschätze­n zu können. Markant genug, um auf der Straße wiedererka­nnt zu werden, ist Herzog – mit seinem Zopf, der Brille mit dem ausgeprägt­en Gestell und der Krawatte, die er fast immer trägt.

Theaterfes­t im Martini Park

Beginn Am Sonntag, 24. Septem ber, startet das Theater Augsburg um 11 Uhr mit dem Theaterfes­t im Martini Park. Alle haben die Gele genheit, die neue Spielstätt­e kennen zulernen. Um 11.15 Uhr beginnt das Fest mit einem Familienko­nzert.

Bühnenprog­ramm Von 16 bis 17.45 Uhr gibt es auf der Bühne „Auftakt – die Spielzeits­how“zu se hen, Auszüge aus allen Sparten.

After Wahlparty Ab 18 Uhr (open end) beginnt eine Wahlparty mit aktuellen Ergebnisse­n. (rim)

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