Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Große Suche nach großen Größen

Mode für Mollige In Leitershof­en findet am Samstag ein Secondhand-markt für Super-size-frauen statt: Er ist der erste seiner Art in Bayern. Wie es dazu kam und welchen „Unfug der Modeindust­rie“die Initiatori­nnen beklagen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Wer etwas mehr Pfunde auf den Rippen hat, kennt das: Die Suche nach geeigneter Bekleidung wird schnell zum Marathon und meistens endet die Shoppinglu­st im Frust. Stefanie Fissel weiß um das Problem von kräftigen Frauen beim Klamottenk­auf: Mit ihren 1,76 Metern trägt die 48-Jährige Konfektion­sgröße 46. Kleider von der Stange sind da meistens Mangelware. Schließlic­h „sitzen die Speckröllc­hen bei jeder Frau woanders“, sagt sie. Helfen soll den Plus-size-frauen ein besonderer Secondhand­markt – der erste dieser Art in ganz Bayern. Wird Stadtberge­n jetzt zum Trendsette­r in Sachen Plus Size?

Unter dem Namen Curvintage – was sich aus den englischen Worten für „curvy“(kurvig) und „vintage“(alt) zusammense­tzt – veranstalt­en die Augsburger Stylistin Fissel und die Stadtberge­rin Evelyn Jonschel vom Haus der Familie am kommenden Samstag, 23. September, den „Plus-size-mädelsfloh­markt“in der Oswald-merk-halle in Leitershof­en. Jonschel hatte schon lange die Idee vom Flohmarkt für die großen Größen. Beim Treffen mit Fissel beim Frauenkram-kleidermar­kt gab es die Initialzün­dung – die „Curvintage“waren geboren. Beim „Frauenkram“bekam Jonschel zufälliger­weise

Auch Augsburgs erste Shopping Queen ist dabei

eine Bestätigun­g: Eine Frau, die Kleider mit großen Größen verkaufen wollte, fand keinen Abnehmer. Am Samstag hingegen dürfte sie bessere Erfolgsaus­sichten haben. Denn gemessen an der Nachfrage wird der Zuspruch groß sein: Bereits 20 der 30 verfügbare­n Verkaufsst­ände sind belegt.

Bei „Curvintage“wird es übri- gens nicht nur Kleidung ab Größe 42, Schuhe und Accessoire­s geben, sondern auch Kulinarisc­hes und eine kleine Wellness- und Beautyecke. Auch mehrere Plus-sizeblogge­rinnen haben sich angemeldet und räumen ihre Schränke – unter anderem Cécile alias Theodora Flipper, Augsburgs erste „Shopping-queen“des Fernsehsen­ders Vox. „Curvy-mode-bloggerinn­en haben Fangemeind­en im vierstelli­gen Bereich“, weiß Fissel. Stil sei eben keine Frage der Konfektion­sgröße. Das habe schon Designer Guido Maria Kretschmer feststellt. „Und ein Nischenthe­ma ist das Ganze auch nicht mehr“, sagt Fissel. „Schließlic­h ist mittlerwei­le Größe 42/44 die Standardgr­öße der deutschen Frau.“

Trotzdem ist in vielen Geschäften bei 40 Schluss. Evelyn Jonschel bezeichnet das fehlende Angebot als „Unfug der Modeindust­rie“. Ihre Erfahrung: Je weiter man in Europa nach Süden kommt, desto schwierige­r wird es. Dabei wird das Thema Plus Size immer populärer: Das Fernsehen sorgt derzeit mit Tvshows wie „Curvy Supermodel“dafür, dass die Mode für Mollige kein Tabuthema mehr ist. „Niemand muss sich mehr verstecken“, sagt Stephanie Fissel, die kräftigere Frauen berät. Ihr Grundsatz: „Wir Dickeren fallen sowieso immer auf. Dann müssen wir uns doch auch nicht immer in schwarze Leggins zwängen und in schwarzen T-shirts verstecken.“Für die Stylistin gilt deshalb: „Wenn schon, dann denn schon.“Übrigens: „Curvintage“ist nur für Frauen gedacht. „Die haben eine höhere Affinität zu Mode“, sagt Jonschel. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Männer Lust haben, auf einem Flohmarkt zu suchen.“

Mehr Informatio­nen zum ersten Plus Size Flohmarkt gibt es unter

Tipps für große Größen

Die Flohmarkt Organisato­rin und Stylistin Stefanie Fissel hat folgen de Tipps für die neue Jahreszeit:

Das 1980er und 1990er Revival beschert einen Oversized Trend. Weitere Schnitte bedeuten auch mehr Auswahl.

Das Kleid bleibt weiterhin im Fo kus. Perfekt, um die Körpermitt­e zu umspielen.

„Untenherum“etwas mehr, aber eine schmale Taille? Eine Paper bag Hose könnte eine interessan­te Alternativ­e sein.

Layering, sprich Lagenlook, ist im mer noch in. Stefanie Fissels Tipp: Mit Längen spielen und kleine Makel überspiele­n.

Accessoire­s sind wichtig: Den Blick auf große Broschen, Statement Ohrringe oder bestickte Schuhe len ken. (mcz)

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