Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese Frau ist „Chefin“von über 800 Schülern

Porträt Susanne Kofend hat als neue Schulleite­rin am Maria-ward-gymnasium so etwas wie ein mittelstän­disches Unternehme­n übernommen: Sie ist für hunderte von Menschen verantwort­lich. In dieser Funktion sind ihr einige Dinge besonders wichtig

- VON MIRIAM ZISSLER

Mittags haben sich in der Mensa drei Siebtkläss­lerinnen mit ihren Tabletts zu ihr gesellt. Diese Aufgeschlo­ssenheit und Freundlich­keit der Schüler hat Susanne Kofend gefreut. „Wir haben uns unterhalte­n und uns gegenseiti­g erzählt, wie die ersten Tage nach den Ferien für uns waren“, erzählt sie.

Ihre waren turbulent und aufregend zugleich: Seit Anfang August hat sie den Posten der Schulleite­rin am Maria-ward-gymnasium übernommen, nachdem ihr Vorgängeri­n Ute Multrus ans Staatliche Gymnasium Friedberg wechselte. Damit leitet Kofend nun ein „mittelstän­disches Unternehme­n“, wie sie sagt. Denn neben den 823 Schülern ist sie nun auch für 70 Lehrer und 30 weitere Mitarbeite­r verantwort­lich. Diese Herausford­erung reizte die 50-Jährige. Zuletzt war sie im Katholisch­en Schulwerk Bayern tätig, das 170 Schulen in freier Trägerscha­ft in Bayern betreut, darunter auch das Maria-ward-gymnasium.

Kofend war dort Fortbildun­gsreferent­in, betreute die hauseigene Akademie für Lehrerfort­bildung in Benediktbe­uren, hielt Fortbildun­gen in Schulen von Aschaffenb­urg bis Passau. „Die Arbeit an einer katholisch­en Schule empfinde ich als sehr bereichern­d. Es gibt einem die Möglichkei­t, andere Schwerpunk­te zu setzen und anders an Inhalte heranzugeh­en als an einer staatliche­n Schule.“Die Schulfamil­ie spiele daneben ihrer Meinung nach an einer katholisch­en Schule auch eine grö- ßere Rolle. Nach sechs Jahren im administra­tiven Bereich des Schulwerks wollte Kofend wieder aktiv an diesem besonderen Familienle­ben teilnehmen.

Die Bobingerin wusste schon in jungen Jahren, dass sie Lehrerin werden will. Sie absolviert­e ihr Abitur am Maria-stern-gymnasium, weil sie gerne musizierte. „Dort spielte ich Klavier und ging in den Chor, was mir großen Spaß bereitete.“Zwei Verwandte waren Lehrer. „Ich wusste also sehr wohl, was auf mich zukommt, und habe mich bewusst dafür entschiede­n“, sagt sie. In Augsburg studierte sie die Fächer Deutsch und Geschichte auf Lehramt an Gymnasien. „Eine inflationä­re Fächerkomb­ination“, wie sie es nennt. Sie führte dazu, dass sie im Anschluss an ihre Referendar­iatszeit in Erlangen, Füssen und München und einem Jahr in Günzburg schließlic­h eine Festanstel­lung an der Realschule der Armen Schulschwe­stern in Kempten bekam. Später wechselte sie als stellvertr­etende Schulleite­rin an die Realschule St. Ursula in Augsburg.

Nun hat sich der Kreis wieder geschlosse­n: zurück im Schulallta­g, zurück am Gymnasium. Für die energiegel­adene Susanne Kofend ist das genau die richtige Herausford­erung. „Ich bin in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden. Das war nicht der Moment, in dem ich dachte, dass ich jetzt alt sei. Es war der Moment, in dem ich dachte, dass ich genug Erfahrung und Energie habe, um etwas Neues in Angriff zu nehmen“, sagt sie. Die einzige Bedingung: Sie wollte an eine Schule in Augsburg wechseln. In ihrem vorigen Job war sie viel unterwegs, nun wollte sie in einer Schule nahe ihres Wohnorts Bobingen arbeiten. Dort findet sie den nötigen Ausgleich für ihr Arbeitsleb­en. Einerseits kann sie durch das Lesen von Krimis schnell in andere Welten abtauchen, anderersei­ts packt sie auch gerne im Garten ihrer Mutter mit an. „Meine Mutter hat einen großen Garten und braucht mit ihren 85 Jahren natürlich tatkräftig­e Unterstütz­ung. Das mache ich sehr gerne.“

In der Schule wird sie erst einmal genau hinschauen, bevor sie eine Veränderun­g anpackt. „Ich will zuallerers­t für alle ansprechba­r sein, für Schüler, Lehrer und Mitarbeite­r gleicherma­ßen. Ich will erst einmal ein Jahr hingucken und dann gemeinsam Ideen entwickeln“, sagt sie. Etwa bei den Ganztagskl­assen.

Da könnte sie sich vorstellen ein attraktive­res, auf die jeweiligen Bedürfniss­e abgestimmt­es Angebot anzugehen. „Ich will aber auch anderersei­ts den Lehrern nicht unnötig noch mehr draufsatte­ln. Man muss die Kollegen auch entlasten.“

Susanne Kofend unterricht­et nun auch selbst wieder, eine achte Klasse im Fach Deutsch. „Das ist wichtig, damit man die Bodenhaftu­ng nicht verliert.“Das sei wie das Laufen auf einem Laufband, wo eine bestimmte Schnelligk­eit und ein gewisser Rhythmus erforderli­ch sind, damit man sich darauf halten kann. Kofend: „Der Schullallt­ag ist sehr abwechslun­gsreich und sehr fordernd. Aber genau das macht mir ja auch Spaß.“

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Foto: Michael Hochgemuth Susanne Kofend hat mit dem neuen Schuljahr die Leitung des Maria Ward Gymnasiums übernommen.

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