Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lustiges Plakate-puzzeln
PVON NICOLE PRESTLE endlern, die mit dem Auto nach Augsburg fahren, nähert sich die Stadt im 100-Meter-rhythmus. Tagtäglich geht es vorbei an einem Plakat-daumenkino, das einem in bunten Bildern deutlich macht, wie schwarz-weiß das eigene Leben sein kann, wenn man tolle Konzerte, witzige Kabarett-abende und sinnstiftende Vorträge lediglich des Morgens aus dem Seitenfenster beobachtet statt abends aus dem Zuschauerraum.
Meistens folgen auf mehreren Kilometern in kurzen Abständen mehrere Plakate zur selben Veranstaltung, was – sollte es ein Prinzip sein – sehr klug ist. Denn selbst, wenn man „nur“mit stadttauglichen 50 Stundenkilometern vorbeifährt, kann man auf einem Plakat immer nur ein Detail erkennen. Das Was. Das Wo. Das Wann. Das Was-wo-wann auf einen Blick funktioniert nie. Also puzzelt man sich seine Informationen im Vorbeifahren zusammen.
Sehr schön ist dieses Plakat-puzzeln aktuell am Übergang von Haunstetter- zu Schleifenstraße gelöst. Erst steht da dieses tannengrüne Plakat mit der Sprechblase und dem einen Wort: „Sinnsucht“. Auf den folgenden hundert Metern sucht der Autofahrer tatsächlich nach dem Sinn der Botschaft, um durch ein weiteres tannengrünes Zwei-wort-plakat aufgeklärt zu werden: „Theater Augsburg“. Den nächsten Plakatständer konnte sich das Theater aber wohl nicht mehr leisten. Es hat ihn der FDP überlassen – und dabei vergessen, die Botschaft abzugleichen. Die auf Plakat drei lautet: „Schauen wir nicht länger zu.“