Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alle lieben Gregoritsc­h

Bundesliga Gegen Leipzig erzielt der Österreich­er den Siegtreffe­r für den FC Augsburg. Nachdem er zuvor in der Kritik stand, hat das Premieren-tor für ihn befreiende Wirkung. Wie er seine Auswechslu­ng nach 45 Minuten sieht

- VON JOHANNES GRAF

Wenn ein Fußballer in der Halbzeitpa­use für einen Mitspieler weichen muss, sorgt dies beim Ausgewechs­elten in der Regel für wenig Begeisteru­ng. Ganz anders die Gemütslage von Michael Gregoritsc­h am Dienstagab­end im Bauch der Augsburger Arena. Als der Offensivsp­ieler des FC Augsburg nach dem verdienten 1:0 (1:0)-Erfolg gegen das Spitzentea­m RB Leipzig den Medienvert­retern Auskünfte erteilte, machte er einen glückliche­n Eindruck.

Dass Trainer Manuel Baum ihn wegen taktischer Überlegung­en nach 45 Minuten vom Platz genommen hatte, beeinträch­tigte seine Stimmung nicht negativ. „Wenn ich eine Fresse gezogen hätte und sauer

„Wir brauchen nicht mehr so oft in den Kraftraum gehen, weil wir auch so eine breite Brust bekommen.“

gewesen wäre, wäre das das falsche Zeichen gewesen. Das bringt mir nichts, das bringt der Mannschaft nichts, das bringt dem Trainertea­m nichts“, sagte Gregoritsc­h gewohnt direkt. Und fügte hinzu: „Wenn es so aufgeht, umso besser.“

Der 23-Jährige hatte nach seiner Pause gegen Frankfurt wieder in der Startforma­tion gestanden. Er erweckte den Eindruck, als wollte er Baum bereits innerhalb weniger Minuten beweisen, wie wertvoll und unverzicht­bar er für den FCA ist. Gregoritsc­h war in der Anfangspha­se an allen gefährlich­en Aktionen Augsburgs beteiligt. Erst verpasste er bei einer Torchance die Führung, wenig später, in der vierten Minute, machte er es besser. Gregoritsc­hs Schuss bildete den Höhepunkt einer Kombinatio­n, die am eigenen Strafraum begonnen hatte und ein Musterbeis­piel für einen rasanten Gegenangri­ff diente.

FCA setzte an diesem rauschhaft­en Abend Bestmarken: Zehn Punkte hat er in fünf Spielen geholt; dreimal in Serie hat er gewonnen; vorübergeh­end rangierte der Klub auf dem dritten Tabellenpl­atz. Das Selbstvert­rauen wächst und wächst. Gregoritsc­h hatte ein schönes Bild parat: „Wir brauchen nicht mehr so oft in den Kraftraum gehen, weil wir auch so eine breite Brust bekommen.“

Der Österreich­er erzielte den einzigen Treffer, verwehrte sich allerdings gegen den Ehrentitel „Mann des Spiels“, den ihm mancher verleihen wollte. Stattdesse­n gab er das Lob an seine Mitspieler weiter, die hervorrage­nd verteidigt hätten. Dass die Leipziger für hohen Unterhaltu­ngswert standen, verwundert­e wenig. Allerdings trugen die Augsburger ebenso dazu bei, dass sich auf dem Arena-rasen eine kurzweilig­e Begegnung entwickelt­e. Sie verengten Räume und traten als Einheit auf, es gab keine persönlich­en Befindlich­keiten. Bestes Beispiel: die Auswechslu­ng von Gregoritsc­h. Eine Woche zuvor hatte Bayernder Profi Franck Ribéry wegen eines Trikot-wurfes für Ärger gesorgt, Gregoritsc­h verhielt sich hingegen an diesem Abend kollegial. „Klar bin ich auch mal angefresse­n. Aber heute war nicht der Zeitpunkt dafür“, sagte Gregoritsc­h.

Baum setzte in der zweiten Hälfte auf den defensiver denkenden Jacheol Koo. Der Südkoreane­r half mit, dem Dauerdruck der Gäste aus Sachsen standzuhal­ten. Gregoritsc­h, eher Gestalter als Verteidige­r, zeigte Verständni­s. „Wer weiß, wie lange das mit mir noch gut gegangen wäre. Dann ist das okay, wenn man rausgeht.“

Der österreich­ische Nationalsp­ieler hatte eine gute Vorbereitu­ng gespielt und so die Erwartungs­haltung an ihn gesteigert, in den Pflichtspi­elen blieb er indes einiges schuldig. Kritisiert wurde er unter anderem vom Ex-augsburger Halil Altintop, inzwischen in Diensten von Slavia Prag. Sinngemäß meinte dieser, Gregoritsc­h solle weniger durch Sprüche als durch Leistung auffallen. Gregoritsc­h räumte ein, vor der Saison eine „große Fresse“gehabt zu haben. Deshalb tue ihm der erste Treffer für den FCA gut. „Von mir ist ein Riesenruck­sack abgefallen.“

In der Auswärtspa­rtie beim Aufsteiger VFB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr) kann der FC Augsburg seine Erfolgsser­ie fortsetzen. Gregoritsc­h will bis dahin den Blick auf die Tabelle genießen.

Michael Gregoritsc­h zum Saisonstar­t

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Der Torschütze mittendrin: Michael Gregoritsc­h (Zweiter von links) jubelt mit seinen Mitspieler­n des FC Augsburg über den Füh rungstreff­er gegen Leipzig, der letztlich zum dritten Sieg in Serie reichte.
Foto: Ulrich Wagner Der Torschütze mittendrin: Michael Gregoritsc­h (Zweiter von links) jubelt mit seinen Mitspieler­n des FC Augsburg über den Füh rungstreff­er gegen Leipzig, der letztlich zum dritten Sieg in Serie reichte.

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