Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadtrat bleibt bei seiner Linie

Stolperste­ine Ausnahmere­gelung zu Opfern soll aber präzisiert werden

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Es bleibt dabei: Bei der nächsten Verlegungs­aktion von Stolperste­inen mit Künstler Gunter Demnig am 14. Oktober genehmigt die Stadt nur drei der acht beantragte­n Erinnerung­szeichen für Opfer des Nationalso­zialismus, fünf weitere werden nicht zugelassen, weil sie nicht dem festgelegt­en Opferbegri­ff entspreche­n. Der Stadtrat bestätigte am Donnerstag­abend in nichtöffen­tlicher Sitzung die geltende Linie für die Verlegung der Stolperste­ine.

Laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel wurde das Regelwerk mit großer Mehrheit bestätigt. Danach werden Stolperste­ine zunächst nur für Opfer zugelassen, die unter den Nationalso­zialisten zu Tode kamen oder an den Folgen von Inhaftieru­ng, Flucht oder Zwangsarbe­it starben. Überlebend­e Opfer sollen kein solches Erinnerung­szeichen bekommen.

Weitzel zufolge gibt es jedoch eine Anregung aus der Mitte des Stadtrates, die Ausnahmere­gelung unter Ziffer 6 noch einmal sprachlich zu überarbeit­en, um für eine „unmissvers­tändliche Formulieru­ng“zu sorgen. Denn die Auslegung dieser Regel sorgt immer wieder für heftige Debatten zwischen dem Kulturrefe­renten auf der einen Seite und dem Augsburger Initiativk­reis für Stolperste­ine sowie einigen Angehörige­n von Ns-opfern auf der anderen Seite.

Weitzel betont, dass mit der geltenden Regelung in Augsburg das Leid überlebend­er Opfer nicht relativier­t werden soll. „Keinem Menschen, der unter den Nazis gelitten hat und verfolgt wurde, soll der Opferstatu­s abgesproch­en werden.“Es gebe jedoch noch andere Möglichkei­ten, solcher Opfer zu gedenken. Aus seiner Sicht wären an Verfolgung­sund Täterorten in der Zeit des Nationalso­zialismus Stelen oder Gedenktafe­ln für Ns-opfer vorstellba­r, die überlebt haben. Nun sei beabsichti­gt, gemeinsam in der Kommission für Erinnerung­skultur ein Konzept zu entwickeln.

Die nächsten Stolperste­ine

Auftakt Im Vorfeld der nächsten Stolperste­inverlegun­g wird am Mittwoch, 4. Oktober, um 19 Uhr im Kino Thalia, Obstmarkt 5, der Film „Anna, ich hab Angst um dich“ge zeigt. Er erzählt das Leben der Fa milie Pröll aus Augsburg und die Ver folgung in de NS Zeit. Anschlie ßend wird über den „Opferbegri­ff“in Augsburg diskutiert. Patinnen und Paten stellen Biografien der Men schen vor, für die am 14. Oktober Stolperste­ine verlegt werden sollen.

Verlegung Am Samstag, 14. Ok tober, ab 9 Uhr beginnt die nächs te öffentlich­e Stolperste­inverlegun­g mit Künstler Gunter Demnig. Start ist in der Ulmer Straße 52. Die Route wird im Internet veröffent licht unter www.stolperste­ine augsburg.de.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Im Mai wurden bereits einige Stolperste­ine durch den Künstler Gunter Demnig ver legt. Im Oktober steht die nächste Aktion an.

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